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VE 301 Dyn restauriert. Mein erstes Projekt dank eurer Hilfe geklappt.
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20.02.14 18:26
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

20.02.14 18:26
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

VE 301 Dyn restauriert. Mein erstes Projekt dank eurer Hilfe geklappt.

Ich bin neu hier im Forum und möchte mein erstes Restaurierprojekt des familieneigenen VE 301 dyn berichten, das auch aufgrund vieler Informationen aus diesem Forum rel. reibungslos gelang. Dafür schon mal meinen Dank. Das ganze etwas ausführlicher und hier vorgestellt, damit andere, die vor einer vergleichbaren Aufgabe stehen, Infos dazu bekommen.

Anforderungen und Qualifikation als Einsteiger
Ich bin, was Elektronik angeht, berufsfremd, bastel aber seit meiner Jugend im Bereich NF-Elektronik mehr oder minder intensiv herum bzw. habe nach einer begonnenen Tontechnikerausbildung aber dann beruflich einen ganz anderen Weg eingeschlagen, wobei ich da wiederum u.a. einige Entwicklungen im Bereich rechnergestützter Messdatenerfassung für wissenschaftliche Zwecke vorgenommen habe. Röhren aber waren nun Neuland für mich, da als Tierarzt die einzigen Röhren, mit denen ich zu tun habe, i.a. nur Harn- und Speiseröhren sind. Ein wenig zu Röhren wurde uns im schulischen Physikunterricht in den 80ern erzählt, was aber hier nur rudimentär was brachte. Aber dank WEB war das Einarbeiten in die Materie bisher gut möglich. Auch ohne weitere Kenntnisse ist also eine Restauration eines solchen Gerätes mit seiner besseren Handvoll Bauteile meiner Ansicht nach problemlos mit guten Aussichten auf Erfolg möglich (und ist zudem noch sehr interessant und macht Spaß)

Das Gerät
Es handelt sich um den VE meiner Großeltern, der ihnen von Familienangehörigen in Wien Ende des Kriegs komplett mittellose durch Flucht als Teil eines kleinen, zusammengesammelten Hausstandes überlassen wurde. Das Gerät ging dann mit ihnen Anfang der 50er in die DDR und kam dann Mitte der 60er zusammen mit ihnen zu uns nach Franken. Ich hörte das Gerät als Kind noch spielen und irgendwann verschwand er auf dem Dachboden und verstaubte da, bis ich ihn nach Haushaltsauflösung meiner Eltern unter die Fittiche nahm. Die Historie ist also soweit lückenlos.

Es handelt sich laut Aufdruck auf der Rückwand um einen "VE 301dyn" von "RADIONE", einer österreichischen Marke mit Sitz in Wien, was zur Historie passte. Das Typenschild auf dem Chassis fehlt, ob nun nachträglich entfernt oder nie montiert, ist nicht erkennbar. Vom Aufbau her dürfte es sich um einen VE 301 W dyn handeln, die 1937 bis 1938 hergestellt worden sein sollen.
Interessanterweise ist das Gerät in ein Holzgehäuse eingebaut, was eher unüblich gewesen zu sein scheint. Dazu habe ich nur mal gelesen, dass es entspr. Vorgaben zur Ankurbelung aber v.a. der deutschen Holzindustrie im Thüringer Raum gab. Neugierig geworden, ob es sich vielleicht um eine gegenüber dem verbreitetet Bakelitgehäuse mit doppeltem "Bonbon" auf der Vorderseite "ent*(N)*fizierte"; nachträgliche Anfertigung für einen streßfereieren Umzug in die DDR handelte, befragte ich meine Mutter zu dem Gerät.



Die Geschichte nun brachte doch erstaunliches:
Danach stammte das Gerät, so wie es vorliegt, von ihrer Wiener Tante aus nicht gerade ärmlichen Verhältnissen und wurde ihr von ihrem Familienfreund "Nicki", dem eine größere Radiofirma gehörte, geschenkt. Wien, RADIONE, "Nicki" und Eigentümer? Darauf angesprochen bestätigte meine Mutter, dass es sich bei "Nicki" um Nikolaus Elz handelte. Ein Gerät also vom RADIONE-Chef selbst - unglaublich!
Zu DDR Zeiten gab es laut meiner Mutter einen ehemaligen Elektroniker der Luftwaffe, der den 301er "gepflegt" hatte. Ob es da Umbauten gab, wusste sie aber nicht.

Ist Zustand
Bekannt war mir, dass der 301er beim Einmotten noch gelebt haben muss. Zunächst mal Sichtprobe auf kalte Lötstellen, veränderte Bauteile, Modifikationen o.ä.. Es zeigte sich, dass das Gerät bis auf die AL1, einem 100pF - Kondensator am Drehkondensator der Rückkoppelung an der Zuleitung gegen Masse, einem 0,1uF anstatt original 0,2 uF Kondensator (Gitter? gegen Masse) am Sockel der AF7, 2 Stck größerkalibriger 8uF Elkos und daher fehlender Halteklammer für die Kondensatoren dem Originalschalt- bzw. Bestückungsplan vollauf entsprach.



Hier mal ein Bild von seinem Urzustand

Zuletzt bearbeitet am 20.02.14 18:50

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20.02.14 18:35
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

20.02.14 18:35
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: VE 301 Dyn restauriert. Mein erstes Projekt dank eurer Hilfe geklappt.

Weiter geht's (hoffe, ich langweile nicht...)

Erste Inbetriebnahme, erste Arbeiten
Der Lautsprecher wies zwei kleine Risse an der Membrane auf, die ihn aber in seiner Grundfunktion nicht beeinträchtigten. Diese Risse habe ich mit einem flexiblen Zweikomponentenkleber sparsam auf Stoß verklebt und nicht mit Holzleim und Zellstoff "auflaminiert", wie bei größeren Defekten durchaus empfohlen.
Nach Lektüre hier habe ich dann zunächst mal alle Röhren gezogen (RGN1064, AL1 auf Sockeladapter, AF7), den nicht schließenden Netzschalter wieder instandgesetzt und alle Elkos vorbeugend durch passenden Ersatz aktueller Produktion ersetzt. Danach wurde wieder stufenweise mit entspr. Messungen auf angegeb. Sollwerte und Tests dazwischen, aufgebaut."Gleich-riecht -er" - Röhrenersatzschaltung für Messungen raus, RGN1064 wieder rein, dann AL1 wieder rein und schließlich die AF7.
Empfang war da (Deutschlandfunk), aber immer starker Netzbrumm.

Netzbrumm im VE 301 dyn
Der erwies sich als zäheres Problem (dank meiner *(A)*keit, siehe später)
Ich ging zur Eingrenzung des Problems so vor:
HF-Teil deaktivieren durch Ziehen der AF7.
Brumm blieb
Auswechseln sämtlicher Kondensatoren zusätzlich zu den gewechselten Elkos (Kostet inkl. Versand keine ¤ 10.-, also Peanuts!)


Funktioniert zwar, dafür aber hässlich, oder?


Brumm blieb
Symmetrierung der Heizspannung überprüft - Massepunkte kontrolliert
Brumm bleib
Röhrenbedingte Gleichrichterprobleme eliminiert durch testweisen Betrieb mit Ersatzschaltung mit 2 Dioden samt erforderliche Widerstände. (Röhrenprüfgerät bzw. entspr. Ahnung habe ich ja nicht)
Brumm blieb!!?
Ausmessen der Übertrager und LS-Spulen samt Wellenform mit Oszi und Einspeisung von Testsignale aus dem NF-Generator über die AL1
Brumm blieb &&%$!!!!
Nun blieb eigentlich nur noch ein Defekt in der AL1 übrig... Man liest ja in solchen Fällen was von Isolationsproblemen. Messungen brachten aber keine Schlüsse an ihr zu Tage...

Die Lösung des Brummproblems
Neugierig wie ich war, habe ich alle ausgelöteten Kondensatoren mit LCR-Meter ausgemessen. Die brachten brav ihre kapazitiven Soll-Werte (mehr oder weniger). Waren also anders, als ihr Elko-Brüder, offensichtlich nicht generalverdächtig und so sparte ich mir das Auslöten des letzen, unter diversen Bauteilen "schwerstzugänglich verbuddelten" Koppelkondensator (10.000 cm) zur AF7, zumal der auch seine Kapazität brachte (gut ausmessbar, da frei bei beiden gezogenen Röhren)
Nur, der blockt aber auch gegen die dort noch immer anliegenden 120V Spannung, wie mir erst nach längerer Zeit klar wurde. Und das "Miststück" hat einfach einen Teil davon, altersmürbe, wie er nun mal war, durchgelassen, wie Messungen mit dem Oszi zeigten.
Den 10.000er unterbrochen und ein sauberer Sinus erfreute sofort mein Ohr!!
(Oben auf dem Bild ist ers schon ersetzt-der schwarze auf 9 Uhr über den Antennenbuchsen schwebend)

Brumm beim VE 301 dyn kann also neben den im WEB für die verschiedenen Bauformen erwähnten Fehlerquellen"defekte Sieb- resp. Lade-ELKOS","Lautsprecherübertrager", Gleichrichtersektion, Verstärkerröhrendefekte (Bereich RES164) und Masseproblemen auch der defekte Koppelkondensator "10.000cm" sein. Ich habe mittlerweile dies auch versteckt in einem älteren Bericht hier im Forum zum 301 dyn gefunden.

Es empfiehlt sich meiner Meinung nach, beim VE 301 dyn ALLE Kondensatoren durch neue zu tauschen. Messungen auf Kapazität alleine bringen also hier nichts. Es kostet mit nicht mal ¤ 10.- für alle Teile fast nichts (außer Arbeit).

Zuletzt bearbeitet am 20.02.14 18:37

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20.02.14 18:49
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

20.02.14 18:49
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: VE 301 Dyn restauriert. Mein erstes Projekt dank eurer Hilfe geklappt.

Weiter...

Tarnung der Kondensatoren
Um den optischen Zustand des Gerätes bestmöglich zu erhalten, habe ich die neuen, in ihrer Form passend besorgten Kondensatoren nach ihrem erfolgreichem Testlauf unter provisorischen Einbau, in die Gehäuse der originalen Kondensatoren eingebaut. Dazu diese vorsichtig mit Heißluftpistole erhitzt und den mit Asphalt eingeklebten Kern gezogen. Die beiden dickeren ELKOS benötigten aber eine etwas festere Hand, was teilweise ausbohren etc. bedeutete.



Die neuen Kondensatoren wurden mit Heißkleber in die alten Gehäuse geklebt, wobei ich ihnen wegen der doch recht großen Hüllen i.a. schön lange Anschlussdrähte vorher angelötet hatte. Nach Erkalten wurde mit Zellstoff“papier“ (Küchenrolle) der Innenraum so verschlossen, dass nur noch eine kleine Menge Heißkleber benötigt wurde, um einen Verschlussdeckel zu gießen.



Da die originalen Verschlusskappen aus Teerverguss waren, habe ich diese mittels einer Teer ähnlich sehenden Abdichtmasse für Dächer von LUGATO aus der Kartusche simuliert. Dazu auf den Heißkleberverschlussspiegel, den ich 1-2mm unter Oberkante enden ließ, diese Dichtmasse eingespritzt und mit Spachtel sauber abgezogen. Da nicht abgebunden acrylähnlich leicht wasserlöslich, kann man ganz glatte Spiegel noch durch Nacharbeiten der Masse mit einem feuchten Pinsel erzielen. Trocken und einbaufertig ist das in wenigen Stunden. Online ist auch schwarzer Heißkleber erhältlich, der nach meinen Versuchen sogar sehr teerähnlich hochglänzend fest wird. Doch muss hier der erste Versuch sitzen, da optisch nicht gelungene Vergüsse nur schwer das Bauteil schonend nachbereitet werden können.


Zwei Kondensatorgehäuse, der 5.000cm und der böse 10.000cm (resp. x1,1 in pF), waren im Durchmesser etwas zu klein für ihre modernen Brüder. Hier schlitze ich mit der Friktionssäge (FEIN) einseitig ein, bog sie vorsichtig auseinander und schob die Kondensatoren ein. Damit alles formhaltig blieb, stabilisierte ich die Enden mit enstpr. Unterlegscheiben aus Kunststoff, die ich noch rumliegen hatte. Zwar klafft natürlich so ein Spalt aber den habe ich gegenüber den Bauteilbeschriftungen angelegt und so auch eingelötet, dass er unsichtbar zum Chassis zeigt. Fällt also bei Betrachtung nicht auf.



Hier noch eine Detailansicht der beiden 1uF-Kondensatoren im Originalzustand, die es auch als Dopplekondenastor ausgeführt gibt und so auch schon Verwirrung stifteten. Bei meinem Gerät waren sie einfach zusammengetapet. Das habe ich beibehalten, wie folgt zu sehen:





Ladekondensator, Gleichrichtermod
Wie gesagt, wurden mal 2 Elkos zu je 8uF verbaut, was auch der Grund war für die fehlende Halteklammer, die nicht mehr passte, wie ich bei meinem diesbezüglichem Nachbau gleich erfuhr. Nach Probieren mit diversen Kapazitäten erhielt ich einen davon so im Wert. Den anderen, der vor dem Lautsprecher direkt nach der RDN1064 angesiedelte „Siebelko“, erhöhte ich auf 22uF, den ich spannungsmäßig passend aus meinem Fundus als Ersatzschaltung aus immerhin 4 Elkos und 2 Widerständen im Gehäuse unterbringen musste. Ich denke, die 1064 wird das wegstecken, da für sie immerhin 60uF Ladekondensatorkapazität laut Datenblatt angegeben wird.

Optional wäre auch, sie dahingehend optisch zu faken, sie zwar beheizt zu lassen, dafür aber die Gleichrichtung ihre unter dem Sockel entspr. eingelötetet Ersatzschaltung machen zu lassen. Für HighEndRöhrenendstufen voodoomäßig diskutiert röhrenbasierte Softclippingeigenschaften aus dem Gleichrichter dürften bei den akustischen Eigenschaften des VE301 wohl uninteressant sein...
Aber bitte eure Meinung aus elektronischer Sicht dazu.

Gehäuse, Bespannstoff
In 70 Jahren bekommt so ein Holzgehäuse die ein oder andere Schramme ab. Zum Glück war die Front unversehrt, so dass nur die Seiten komplett abgeschliffen, mit Wachs farblich der Front wieder angepasst und dann komplett alles mit einem guten Klarlack versiegelt wurde. So wurde das Craquele der alten Frontlackierung erhalten.
Der Bespannstoff belegte farblich, dass in unseren Haushalten früher ausgiebig und gerne dem Knaster zugesprochen wurde. Er wurde also unter vorsichtigem Lösen seiner leichten, rundum laufenden Verklebung mit dem Gehäuse ausgebaut und von Hand in einer Schüssel mit lauwarmen Wasser und Buntwaschmittel ausgewaschen. Danach wurde er ausgebreitet getrocknet. Ging problemlos. Wahrscheinlich faserte nichts durch die rundumlaufende Verklebung aus. Ggf. wäre das ein bedenkenswerter Trick für die Stabilisierung eines Stoffes, ihn zum Waschen vor dem Ausbau mit einer, wasserfesten, rundumlaufenden Verklebung im Randbereich zu versehen. Moderner, wasserfester Holzleim wäre de

Zuletzt bearbeitet am 20.02.14 18:51

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20.02.14 19:06
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

20.02.14 19:06
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: VE 301 Dyn restauriert. Mein erstes Projekt dank eurer Hilfe geklappt.

Nächster Teil:



Hier mal eine Detailansicht der überarbeiteten Kondensatoren. Sicher von den Originalen unterscheidabr aber dennoch bleibt der Gerätecharakter 70 JAhre alter Technik so besser erhalten. Der 5000 cm Kondensator ist übrigens einer von den geschlitzten. Auf den ersten Blick nichts davon zu sehen.


Das Geräteinnere nun. Wenigstens ist der 1uF-Elko mit einer Halterung versehen. Dazu dann eine Porzelanklemme und ein stoffummanteltes Anschlusskabel mit originalem Stecker schließen die Sache ab.



Das Geräteinnere nun. Ich halte nichts von Neulackierungen des Chassis o.ä. im Sinne einer Überrestaurierung. So habe ich nur alles gründlich und vorsichtig ausgepinselt. Meiner Meinung nach zeigt dies das Alter des Gerätes gut bzw. wie stabil die auch noch nach Jahrzehnten auf einem unisoliertem Dachboden gelagert aussehen.


Hier noch mal im Detail. Die AF7 sit nicht mehr orignal und habe ich mir vor 10 Jahren besorgt (sie kostete damals übrigens die Hälfte von den heutigen Preisen). Die alte, defekte habe ich aber noch, mal sehen, was mir damit einfällt



Hier mal das Gerät von vorne. Sauberer Stoff, schöne, nicht zu glatte Oberffläche der Zeit entsprechend.

Was bei dem Projekt mir als Neuling auffiel
Für einen Transenfuzzi, wie mich, ist da ordentlich Bums im Karton. Spannungen von einigen hundert Volt an allen Ecken und Kanten der Schaltung fordern meiner Ansicht nach ein waches und umsichtiges Vorgehen. Anders, als bei den meisten transistorierten Schaltungen, wird das schnell aber richtig unangenehm, wenn man einen Fehler macht. Ich war auf jeden Fall stets hellwach, wenn ich das Ding unter Saft nahm und schaute zweimal, bevor ich da was manipulierte. Solche Geräte sind halt noch was für ganze Kerle... Das sollte einem klar sein im Umgang damit und man sollte wissen, was man tut. Nicht unbedingt ein Projekt für Anfänger.

Propaganda und III.Reich sind ja bekannt. Was mich aber erstaunte, war, wie inflationär und so eigentlich auch auch hirnlos der Reichsadler offensichtlich verwendet wurde. Ich habe im WEB getarnte Kondensatoren gesehen, auf deren Banderolen dieser abgedruckt war. Ich hielt das für eine Art "dramaturgische Effekthascherei", um die Dinger authentischer erscheinen zu lassen. So nach dem Motto, "nur wo Adolf draufsteht ist auch Adolf drin". Gibt ja welche, denen so was einen verkaufsfördernden Schauder durch's Gebein treibt.
Beim Demontieren sah ich aber, das Reichsadler auch in meinem Gerät u.a. auf für den Nutzer nicht sichtbaren Baugruppen abgedruckt sind, wie Außenseite der Lautsprechermembrane, Laustprecherkorb und die beiden Übertragerspulen. Das bekommt dann schon wieder kabaretistische Aspekte, wenn Propagandamittel nicht wahrnehmbar verwendet werden. Sehr befremdliche Welt damals.

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20.02.14 19:08
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

20.02.14 19:08
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: VE 301 Dyn restauriert. Mein erstes Projekt dank eurer Hilfe geklappt.

Kommen wir zum Schluß


Vom 301 dyn gibt es verschiedene Bestückungsplanbilder, die von sehr klar strukturiertem, fast modern anmutenden Aufbau bis zum unstrukturiertem "Rattennes" reichen. RADIONE scheint nach meinem Gerät zu zweiter Kategorie tendiert zu haben, was auf eine eher manufakturhafte Fertigung des mir vorliegenden Gerätes deutet.

Der außer der Reihe an der Gegenkopplung gegen Masse liegende 100pF Kondensator beschneidet das Klangbild des Radioempfangs im oberen Frequenzbereich, was den Klang etwas angenehmer, weniger mit hochfrequenteren Störgeräuschen bzw. Rauschen behaftet, macht. Ob das serienmäßig bei RADIONE so war oder ein "Luftwaffenmod" des besagten Technikers später?

Die AL1 ist schon einmal im WEB als auf Adaptersockel in einem VE 301 dyn verbaut beschrieben worden. Ob das hier aber eine hochwertige Originalbestückung durch den Firmenchef für seine Busenfreundin darstellt oder auf dem Luftwaffenlöter in Kombination mit sozialistischen Beschaffungsengpässen beruht, lässt sich schwer sagen. Gegen erstere Version spricht, dass sie nicht auf der Geräteabdeckung aufgeführt ist. Die teilweise verbauchstechnisch kritisch gesehene AL1 werkelte aber mit und in diesem Gerät jahrelang problemlos.

Für "Showzwecke" oder Schonung der AF7 wäre es denkbar, den mit umgesockelten Billigröhren bestückten 301 quasi als optisch standesgemäßer Röhrenverstärker mit einem UKW-Kleinstempfänger oder mp3-Player laufen zu lassen. Dazu die AF7 ziehen und zwischen AL1 (bzw. RES164 o.ä.) und dem 10.000cm Kondensator den Kopfhöhrerausgang des einspeisenden Gerätes gegen Schaltungsmasse anschließen. Habe ich mal probeweise mit meinem iphone gemacht und hat einwandfrei funktioniert. Man greift hierbei nicht großartig in das Gerät ein und könnte so mit einem batteriegetriebenen, "unsichtbar" in das Gehäuse gelegten Kleinstempfänger z.B. UKW hören oder ein aus authenitischem Material zusammengestelltes Programm laufen lassen (Demo etc.). Ich weiß, ich weiß, nicht die reine Lehre....

Hiermit möchte ich nun schließen und hoffe, nicht gelangweilt sondern vielleicht sogar den ein oder anderen Tip in verständlicher Form einem zukünftigen VE301dyn-Restaurator gegeben zu haben.

Danke nochmals an das Forum hier mit seinem bereitwillig allgemein Zugänglichmachen von vielen wertvollen Infos.


Zuletzt bearbeitet am 20.02.14 19:21

20.02.14 19:29
Funkschrotti 

WGF-Nutzer Stufe 2

20.02.14 19:29
Funkschrotti 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: VE 301 Dyn restauriert. Mein erstes Projekt dank eurer Hilfe geklappt.

Hallo,
das das Gerät ein Holzgehäuse hat, hat jetzt nichts mit der Holzindustrie zu tun. Das Holzgehäuse ist nicht original, einen VE301dyn im Holzgehäuse gibt es gar nicht, dieses Modell war nur im Bakelitgehäuse lieferbar. Eine ganz seltene Variante gibt es, aber die hat ein Gehäuse aus Stahlblech.
Dein Holzgehäuse ist sozusagen ein "Notradio", d. h. das Bakelitgehäuse ist irgendwann zu Bruch gegangen und der frühere Besitzer hat sich ein Holzgehäuse gebaut bzw. bauen lassen.

Gruß
Roland

20.02.14 19:46
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

20.02.14 19:46
Dingeldong 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: VE 301 Dyn restauriert. Mein erstes Projekt dank eurer Hilfe geklappt.

Funkschrotti:
Hallo,
das das Gerät ein Holzgehäuse hat, hat jetzt nichts mit der Holzindustrie zu tun. Das Holzgehäuse ist nicht original, einen VE301dyn im Holzgehäuse gibt es gar nicht, dieses Modell war nur im Bakelitgehäuse lieferbar. Eine ganz seltene Variante gibt es, aber die hat ein Gehäuse aus Stahlblech.
Dein Holzgehäuse ist sozusagen ein "Notradio", d. h. das Bakelitgehäuse ist irgendwann zu Bruch gegangen und der frühere Besitzer hat sich ein Holzgehäuse gebaut bzw. bauen lassen.

Gruß
Roland

Hallo @Roland

1. Es gibt im WEB Quellen zu Holzgehäusen für VEs neben Bakelit auf Anordnung der Reichsregierung, wie für den Zweck hier vorgesehen.
2. Ich kenne 1 Bild mit so einem Holzgehäuse zum VE301 dyn
3. Das Gerät wurde exakt so von Eltz aus der Produktion übergeben. Da wurde nie was modifiziert o.ä.. Einen Markt gab es durchaus dafür, denn "so was konnte man sich noch eher in's Wohnzimmer stellen ohne diese blöden Parteiabzeichen drauf" O Ton meiner Mutter. Den Verdacht mit einem Gehäusemod hatte ich ja selber, war aber nichts.

Wie geschrieben befindet sich das Gerät lückenlos in unserem Besitz seit Auslieferung von RADIONE. Das kam so aus der Fabrik, ob das nun der allgemeinen "Geschichtsschreibung" dazu nun genehm ist oder nicht.

20.02.14 19:55
MIRAG 

WGF-Premiumnutzer

20.02.14 19:55
MIRAG 

WGF-Premiumnutzer

Re: VE 301 Dyn restauriert. Mein erstes Projekt dank eurer Hilfe geklappt.

Hallo zusammen,

sehr schön! Zu den technischen Sachen mag ich mal nichts sagen, da lasse ich lieber die "alten Hasen" ran. Mir gefällt, wie sorgfältig Du die Wiederauferstehung vorgenommen hast!

Ich habe jetzt ab und zu mal ein bisschen mehr Zeit und habe deswegen meinen Dyn auch nochmal aufgemacht. Da hab ich was zu bauen, ohne das ich großartig Hilfe benötigte. Ich habe mich allerdings für die Radikalkur entschieden, da ich den Lack vom versifften Chassis geputzt habe. Neu lackiert ist es schon. Ich werde mir nicht die Mühe machen und die Teile einpacken, sondern ich werde möglichst sauber mit neuen Bauteilen verdrahten (auch wenn mich dafür welche ohrfeigen würden ).

Ich hatte mal gelesen, das es Empfangsverbesserungen mit sich bringt, wenn man die Leitung, die vom Rückkoppeldrehko quer durch geht, abschirmt. Kann man da auf deutliche Verbesserungen hoffen?

20.02.14 21:09
joeberesf 

WGF-Premiumnutzer

20.02.14 21:09
joeberesf 

WGF-Premiumnutzer

Re: VE 301 Dyn restauriert. Mein erstes Projekt dank eurer Hilfe geklappt.

Hallo Dingeldong, hallo zusammen,

eine sehr schöne Dokumentation zur Restaurierung Deines Radios. Gefällt mir sehr.

Dingeldong:
Wie geschrieben befindet sich das Gerät lückenlos in unserem Besitz seit Auslieferung von RADIONE. Das kam so aus der Fabrik, ob das nun der allgemeinen "Geschichtsschreibung" dazu nun genehm ist oder nicht.


Ich bin kein Sammlerfachmann...aber...
das mit dem Holzgehäuse ist schon so eine Geschichte...überhaupt wenn man den Lebenslauf
des Gerätes genau kennt. Ich habe auch Holzgehäuse im www. gefunden, aber ich finde auch, dass
die irgendwie von ihrer Oberfläche und Design nicht nach Massenproduktion aussehen. Auf einer Seite
stand eine Anmerkung: "Wer weiß was?"

Da Du den Lebenslauf des Gerätes genau kennst, denke ich auch, dass es schon immer so war und
innen sieht man auch, dass es schon ordentlich Zeit auf dem Buckel hat. Ich habe einen alten Detektor,
der hat innen eine Markierung mit Bleistift. Nr.24. Es ist aus einer Amateurkleinstproduktion. Gibt es in dem Gehäuse
des VE vielleicht firmenspezifische Markierungen, wie ist die Verarbeitung, Anreißlinien etc....?

Kann es denn sein,...dass das Radio aufgrund von fehlender Bakelitgehäuse am Ende des Krieges, vielleicht in der Holzvariante
ausgeliefert wurde? Wurden Geräte vielleicht aus Restbeständen 1945/46 gebaut, da Originalgehäuse fehlten?

Das kann doch eine spannende Geschichte werden,...also darüber nicht in Streit geraten.


Gruß

Joerg

Zuletzt bearbeitet am 20.02.14 21:26

20.02.14 21:24
MIRAG 

WGF-Premiumnutzer

20.02.14 21:24
MIRAG 

WGF-Premiumnutzer

Re: VE 301 Dyn restauriert. Mein erstes Projekt dank eurer Hilfe geklappt.

Hallo Joerg (oder doch Jörg? Wie denn nun?),

DKEs gab es ja auch in solchen ähnlichen Gehäusen. Nach dem Krieg hat man aus den Pressen die Adler entfernt und nichts oder ein anderes Emblem eingebracht hat. Ich könnte mir vielleicht auch denken, dass diese Gehäuse infolge von Lieferengpässen in Kleinserie gebaut wurden. Es sieht nicht perfekt aus, aber auf jeden Fall professionell.

Dingeldong, kannst Du mal die Skala fotografieren?

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Heißkleberverschlussspiegel   restauriert   Projekt   Empfangsverbesserungen   Softclippingeigenschaften   HighEndRöhrenendstufen   Tontechnikerausbildung   Gleichrichterprobleme   Zweikomponentenkleber   Ladekondensatorkapazität   Holzgehäuse   Bestückungsplanbilder   geklappt   Kondensatoren   Bleistiftmarkierungen   Lautsprecherübertrager   Beschaffungsengpässen   Verstärkerröhrendefekte   Amateurkleinstproduktion   Röhrenersatzschaltung