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Wumpus-Gollum-Forum von "Welt der Radios".
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Meine Vorgehensweise bei der Fehlersuche
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22.06.11 10:06
Volker 

WGF-Premiumnutzer

22.06.11 10:06
Volker 

WGF-Premiumnutzer

Meine Vorgehensweise bei der Fehlersuche

Hallo zusammen,

nachdem ich einige Radios repariert habe und Rainers sehr hilfreiches Kompendium durchgelesen habe - vielen Dank dafür - möchte ich meine Vorgehensweise kurz darstellen, um einen Defekt zu finden. Angenommen sei, dass die Heizfäden glühen, die Anodenspannung vorhanden ist, der Gleichrichterelko nicht warm wird und sonst auch keine verdächtigen Gerüche auftreten (stechender Geruch = Windungsschluss eines Trafos oder einer Drossel, faule Eier = Selengleichrichter). Angenommen sei zudem kein Empfang oder schwacher Empfang. Ein unbekanntes Radio wurde außerdem nach den hier im Forum beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen in Betrieb gesetzt. Ich gehe davon aus, dass die praktischen Grundlagen der E-Technik und Radiotechnik bekannt sind.

1. Mit HF-Kontaktspray meiner Wahl alle Kontakte reinigen. Zusätzliche Kontaktfehler machen eine Fehlersuche schwer.

2. Mit geignetem Kriechöl ("Rostlöser") meiner Wahl die Mechanik gängig machen.

3. Überprüfung aller Elkos, von denen es ja in einem Röhrenradio nicht so viele gibt und gegebenenfalls Ersatz einbauen. Vorsorglich intakte Elkos parallelschalten, da die alten Kondensatoren Kapazitätsverlust haben. Natürlich auf richtige Polung und Spannungsfestigkeit achten.

4. Koppel-Kondensatoren an den Gittern der NF-Röhren werden obligatorisch ersetzt, da deren Leckströme fast immer den Arbeitspunkt erheblich verstellen. Der zu hohe Anodestrom sorgt für verzerrten Klang, vorzeitigen Verschleiß der Endröhre und Überbelastung des Netztrafos, zu hohem Brumm auf der Anodenspannung.

5. Wenn das Radio tot ist, speise ich mit einem einfachen Multivibrator von hinten nach vorne dem Signalweg folgend ein Signal an die Gitter ein, um den Fehler eingrenzen zu können.

5a. Wenn es trotz zugeführtem Signal am Gitter der Endröhre nicht aus dem Lautsprecher brummt, Wechselspannungen am Lautsprecher oder NF-Ausgangstrafo messen.

6. Gleichspannungen an den Elektroden überprüfen. Dazu habe ich mir die Gleichspannungen eines Radios mit demselben Röhrensatz aufgeschrieben.

7. Wechselspannungen an den Anoden mit dem Oszi überprüfen. Dazu habe ich wieder Vergleichswerte an einem Radio mit dem gleichen oder einem ähnlichen Röhrensatz aufgeschrieben. Solche Unterlagen lohnen sich.

8. Absuchen nach augenscheinlich defekten Lötstellen und Nachmessen der Widerstände der betroffenen Stufe. Im ausgeschalteten und spannungslosen Zustand (entladene Siebelkos!) lassen sich fast alle Widerstände ohne Ausbau mit einem Ohmmeter nachmessen. Falls Kurzschluss gemessen wird, auf einen anderen Wellenbereich umschalten und nochmal messen. Falls ein Widerstand verdächtig ist, einseitig auslöten und messen. Meistens sind die hochohmigen Widerstände noch hochohmiger. Überlastete Widerstände haben deutliche Farbveränderungen. Die Ursache ist meist ein defekter Kondensator in der Nähe. Seltener ist es eine Röhre mit Elektrodenschluss.

8. Austausch der wegen ihrer Leckströme bekannten Problemkondensatoren-Bauarten (Papier, ERO100, Tropydur u.s.w.) der betroffenen Stufe.

9. Falls immer noch schlechter Empfang, die Mischröhre (ECH81 u.s.w.) austauschen. Diese ist oft verbraucht. Es ist praktisch einen Röhrensatz zu haben, von dem man weiß, dass er in Ordnung ist, um Röhrenfehler ausschließen zu können. Für den Anfang reicht eine ECC85, ECH81 und EL84 zu Testzwecken.

10. Bei schlechtem UKW-Empfang ist oft die ECC85 verbraucht. Der defekte Elko am Ratiodetektor sorgt ebenfalls für leisen Empfang. Es ist derjenige Kondensator, dessen Pluspol an Masse ist.

11. Will man wissen, ob der Oszillator des UKW-Tuners schwingt, arbeite ich mit einem selbstgebauten Diodentastkopf und einem Multimeter. Den Tastkopf halte ich nur einen cm von der Schwingspule entfernt. Dies geht auch bei den anderen Wellenbereichen.

11. Wenn man mit dem Klang immer noch nicht zufrieden ist, weil er zu dumpf oder zu hell klingt, kann man die Kondensatoren der Klangregelung ersetzen.

12. Wenn der Fehler periodisch auftritt und sich im Minutentakt ein- und auschaltet, ist meist eine Röhre daran Schuld, oft ist es die ECC85 im UKW-Teil.

13. Wackelkontakte findet man durch vorsichtiges Klopfen mit einem alten Kugelschreiber an den verdächtigen Bauteilen.

14. Wenn Langwelle oder Mittelwelle nicht gehen, aber sonst alles funktioniert, können die Eingangsspulen für Lang- und Mittelwelle durch Blitzschlag zerstört worden sein.

Ich denke, damit bekommt man 80 bis 90% der Fehler in den Griff. Die restlichen 10 bis 20% können natürlich schwierig werden, besonders wenn mehrere Fehler gleichzeitig auftreten.

Folgende Messgeräte verwende ich: Einfacher Prüfsender, Multivibrator, Multimeter bis 1000 Volt DC und eingebauten Kapazitätsmesser und Ohm-Meter, Gebrauchtes Oszilloskop bis 20 MHz. Selbstgebautes digitales L/C-Messgerät für die Überprüfung von Spulen, Röhrenprüfer als Selbstbauprojekt ist noch nicht fertiggestellt.

Für Ergänzungen, um häufige und typische Fehler schnell zu finden, bin ich dankbar.

Viele Grüße Volke

Zuletzt bearbeitet am 24.06.11 09:10

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23.06.11 16:27
wumpus 

Administrator

23.06.11 16:27
wumpus 

Administrator

Re: Meine Vorgehensweise bei der Fehlersuche

Hallo Volker,

ich würde noch die vorsorgliche Reinigung der Röhrenkontakte nennen wollen. Gerade alte Röhrensockel und Fassungen machen hier gern Probleme.

Gruß von Haus zu Haus Rainer (Forum-Betreiber)

Rettet den analogen deutschen AM / FM - Rundfunk!:
www.rettet-unsere-radios.de

23.06.11 16:47
Volker 

WGF-Premiumnutzer

23.06.11 16:47
Volker 

WGF-Premiumnutzer

Re: Meine Vorgehensweise bei der Fehlersuche

Hallo Rainer,

vielen Dank für den Tipp. Vielleicht sollte sich der Anfänger bei den ersten paar Radios sich auf einen bestimmten Röhrensatz konzentrieren, z.B. auf Radios mit ECC85, ECH81, EF89, EABC80, EL84 und die entsprechenden Typen der U-Reihe. Dazu gehören glaube ich viele Radios ab etwa 1950.

Man sollte auch mal bei einem intakten Radio etwas experimentieren und z.B. den Elko an der Kathode der EL84 abklemmen oder den Elko im Ratiodetektor entfernen, damit man einen Eindruck erhält, wie sich dieser Fehler gehörmäßig bemerkbar macht. Die Kapazitätswerte dieser beiden Kondensatoren sind übrigens nicht kritisch. Größere Werte um ein Vielfaches gehen nach meiner Erfahrung problemlos. Wenn der Elko in an der Kathode der EL84 ursprünglich 50 uF hatte, gehen auch 100 oder 220 uF. Einen Unterschied im Klang konnte ich nicht feststellen. Bei dem Elko im Ratiodetektor hatte ich mal aus Neugierde 350 uF eingesetzt, was einwandfrei funktionierte. Ein 100 nF-Kondensator war allerdings im Radio schon parallelgeschaltet wegen der Eigeninduktivität der Elkos.

Noch ein Nachtrag: Wenn die UKW-Sender weglaufen, dann liegt es meistens an der ECC85 oder UCC85. Wenn nicht, hat man ein echtes Problem, denn dann muss man den UKW-Oszillator temperaturkompensieren, was schwierig ist. Eine andere Möglichkeit wäre, für zusätzliche Belüftung zu sorgen und dafür zusätzliche Löcher in die Abschirmung bohren. Den Tipp habe ich hier im Forum gelesen.

Langfristig habe ich noch einen selbstgebauten Wobbelsender mit Markengeber und digitalter Frequenzanzeige in Planung. Der Wobbelsender kann nur 10,7 MHz für die FM-ZF und 400 bis 600 kHz für die AM-ZF. Mehr braucht man eigentlich nicht zum Wobbeln von Rundfunkempfängern. Der Wobbelsender besteht aus freischwingenden LC-Osziallatoren mit Kapazitätsdioden, also ganz einfach.

Viele Grüße Volker

"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))

Zuletzt bearbeitet am 23.06.11 19:04

23.06.11 20:15
nobbyrad58 

WGF-Premiumnutzer

23.06.11 20:15
nobbyrad58 

WGF-Premiumnutzer

Re: Meine Vorgehensweise bei der Fehlersuche

Hallo Volker, Hallo an Alle !

Dein genannter Röhrensatz kann aber nur ein grober Anhaltspunkt sein. Den Zeitpunkt an dem die genannte Bestückung so angewendet werden konnte war 1954, da kam die ECC85 auf den Markt. Auch gemischte, also Noval/ Rimlock/ Miniatur/ Stahl Röhren gab es. Bei Ratiodetektoren gab es auch seit Anfang um 1950 immer wieder Schaltungen mit Ge - Dioden, ja sogar als Mischer (Lorenz Weser). Bei dem Katoden - Elko ist die Sache unkritisch; Hauptsache Spannung und Polarität stimmen. Es mag ganz wenige Fälle geben wo ein kleiner C verbaut wurde als Strom - Gegenkopplung für tiefe NF Frequenzen d.h. weniger Bass. Manche Großsuper enthalten statt der EABC80 EB(EAA), EBC, EBF. Wenn ein Anfänger günstig ein solches Radio bekommt sollte er sich doch bei Problemen und seien sie noch so groß oder klein hier im Forum Rat holen. Allein schon das Netzteil braucht oft fachlichen Rat. Bei 14 können noch andere Fehlerursachen sein der AM Oszillator Keramiktrimmer u.a. Bei 11 würde ich vorsorglich alle im frequenzabhängigen Gegenkopplungspfad befindlichen C's tauschen, bei Durchschlag Gefahr für Röhren und AÜ, ich weiß es kommt auf die Schaltung an. Bei 1 den RICHTIGEN Kontaktspray nehmen KEIN Auto Kriechöl. Ein Anfänger (bin ich im Prinzip auch noch, man lernt nie aus) mit wenig elektrotechnischen Kenntnissen muss meiner Meinung nach ganz vorsichtig herangeführt werden um Gefahr für sich zu und um Enttäuschungen zu vermeiden. Also erst mal im Kompendium über Sicherheit lesen und danach handeln.

MFG Nobby

23.06.11 21:39
joeberesf 

WGF-Premiumnutzer

23.06.11 21:39
joeberesf 

WGF-Premiumnutzer

Re: Meine Vorgehensweise bei der Fehlersuche

Hallo zusammen,

ich empfinde Volkers 14 Punkte- Programm und dessen Ergänzungen, als eine sehr lobenswerte Checkliste und
große Hilfe, um mit einer Fehlersuche starten zu können.
Es ist natürlich Nobby zuzustimmen..

nobbyrad58:
Ein Anfänger (bin ich im Prinzip auch noch, man lernt nie aus) mit wenig elektrotechnischen Kenntnissen muss meiner Meinung nach ganz vorsichtig herangeführt werden um Gefahr für sich zu und um Enttäuschungen zu vermeiden. Also erst mal im Kompendium über Sicherheit lesen und danach handeln.

Ein Anfänger ohne E- Grundkenntnisse sollte sich aus Sicherheitsgründen nicht mit solchen Empfängern beschäftigen. Ich denke, dass
kann nur schief gehen. Auch mit Hilfe des Forums würde ein absoluter Laie dies nicht hinbekommen. Alle Beteiligten hätten dann bestimmt
bei ihren Ratschlägen immer etwas Magendrücken und hoffen, dass alles gut geht und keiner einen Schlag bekommt oder die Wohnung abfackelt.

Ein Alptraum...

Nein... ich würde nach einem Jahr im WGF sagen, dass zu 99% die Hilfesuchenden keine blutigen Anfänger sind. Wenn ein Fachkundiger
spürt, dass sein Gegenüber überfordert ist, sollte natürlich immer auf professionelle Hilfe verwiesen ..und auch gewarnt werden.

Gruß

Joe

Zuletzt bearbeitet am 23.06.11 21:50

23.06.11 22:25
wumpus 

Administrator

23.06.11 22:25
wumpus 

Administrator

Re: Meine Vorgehensweise bei der Fehlersuche

Hallo Joe,

das ist ja auch der Grund, warum bei der Registrierung von Nutzern ausdrücklich auf die Sicherheitshinweise des Forums verwiesen wird.

Natürlich ist mir klar, dass dabei nicht jeder die Forum-Regeln liest und somit auch nicht die Sicherheitshinweise.

Deshalb kann es nie schaden, wenn man bei einer Hilfeanfrage, darauf achtet, ob der Frager Grundkenntnisse hat. Es hilft nämlich niemanden, wenn Tipps gegeben werden, die der Angesprochene nicht umsetzen kann. Also lieber einmal zu viel als zu wenig fragen, wie es um die Grundkenntnisse bestellt ist.

Obwohl empfohlen, geben die meisten Nachfrager nicht bekannt, über welche Kenntnisse sie verfügen.

Siehe die Kopfhinweise zu diesem Unterforum.....

Ein weiterer Punkt ist das Problem, dass obwohl sich gerade ein Nutzer um einen Auskunftsuchenden kümmert und vielleicht sogar erste Rückfragen gestellt hat oder erste Handlungen vorschlägt, weitere Nutzer mit weiteren Hinweisen und Fragen hinzutreten. Nicht nur einmal kam es dann vor, dass der Auskunftsuchende überfordert wurde, die Übersicht verlor. Es ist dabei oft so, dass nur auf die jeweils letzte Antwort reagiert wird. Der erste Antworter wird "vergessen".

Deshalb empfehle ich von Zeit zu Zeit, dem Erstantwortenden Raum für den Gedankenaustausch und Dialog mit dem Fragenden einzuräumen. Vielleicht kann er ja schon abschließend helfen.

Gruß von Haus zu Haus Rainer (Forum-Betreiber)

Rettet den analogen deutschen AM / FM - Rundfunk!:
www.rettet-unsere-radios.de

Zuletzt bearbeitet am 23.06.11 22:33

23.06.11 22:52
qw123 

WGF-Premiumnutzer

23.06.11 22:52
qw123 

WGF-Premiumnutzer

Re: Meine Vorgehensweise bei der Fehlersuche

Hallo Volker,

Volker:
nachdem ich einige Radios repariert habe und Rainers sehr hilfreiches Kompendium durchgelesen habe - vielen Dank dafür - möchte ich meine Vorgehensweise kurz darstellen, um einen Defekt zu finden. .....

Ich gehe davon aus, dass die praktischen Grundlagen der E-Technik und Radiotechnik bekannt sind.

Deine wichtigste Botschaft ist wohl die, daß man systematisch vorgehen sollte.
Wie das System im einzelnen aussieht, wird wohl etwas unterschiedlich ausfallen und von persönlichen Vorlieben und dem verfügbaren Meßgerätepark abhängen. Wichtiger ist, daß man systematisch vorgeht.

Um geringfügig abzuschweifen:
Ich erinnere mich, daß ich anläßlich seines Todes vor etwas mehr als 20 Jahren die Autobiografie von Richard Feynman (1918 - 1988) gelesen habe. Feyman war einer der bedeutendsten Physiker seiner Zeit. Er war bekannt dafür, daß er komplizierteste Vorgänge der Quantenphysik in seinen Vorlesungen einfachst darstellen konnte. 1965 erhielt er den Nobelpreis für Physik. Seine Autobiografie lag seinerzeit mehr als ein Jahr lang an der Spitze der amerikanischen Bestseller-Liste.

Die Autobiografie erschien auch in deutscher Übersetzung ( >>Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman<<, Piper, 1991).
Das erste Kapitel der deutschen Ausgabe ist überschrieben >>Er repariert Radios durch Denken! <<.
Darin beschreibt Feynman, wie er sich als 12jähriger während der ersten großen Weltwirtschaftskrise 1929/30 etwas Geld für die Einrichtung einer Radiobastelecke verdiente, indem er den Nachbarn bei der Beseitigung von Defekten an ihren Radios half.

Ein Nachbar, der ihn um Hilfe gebeten hatte und ihm den Defekt an seinem Radio vorgeführt hatte, beobachtete dann wie der 12jährige Junge viele Minuten lang schweigend im Zimmer auf- und ablief und dann mit zwei, drei Handgriffen den Fehler am Radio behob. Sein Spitzname in der Nachbarschaft war seither 'der Radios durch Denken repariert'.

Im Original liest sich das viel amüsanter als ich es hier verkürzt darstellen kann.
Ich habe daraus gelernt:
a) Fehler findet man weniger durch Suchen, mehr durch Nachdenken
b) entgegen einer weitverbreiteten Ansicht tut Nachdenken nicht weh
c) um effektiver denken zu können, muß ich mir vorher eine Basis an Grundwissen aneignen.

Mir hat das etwas geholfen. Andererseits, wenn wir hier jeden dazu bringen, seine Probleme selbst zu lösen, wozu braucht man dann noch ein Forum... :-}

Schöne Grüße

Heinz

23.06.11 23:21
joeberesf 

WGF-Premiumnutzer

23.06.11 23:21
joeberesf 

WGF-Premiumnutzer

Re: Meine Vorgehensweise bei der Fehlersuche

wumpus:
Deshalb empfehle ich von Zeit zu Zeit, dem Erstantwortenden Raum für den Gedankenaustausch und Dialog mit dem Fragenden einzuräumen. Vielleicht kann er ja schon abschließend helfen.

Hallo Rainer,

ja da hast Du völlig recht,...aber ein Forum macht natürlich viel Spaß wenn man sich einbringen kann und das eigene Wissen hier
geschätzt wird. Das führt dann manchmal zu einem gewissen Chaos.
Bei spannenden Themen,..möchte ja jeder seine eigene Erfahrung ins Spiel bringen und auch Erfolgserlebnisse haben.
Ich nenne das dann immer " virtuelles Radiobasteln". Ich kenne das gut und schau dann schnell noch mal nach, ob sich einer
schon zum Thema gemeldet hat.

Ich habe auch schon beobachtet, dass gute, hilfreiche Antworten, den Anfragenden verschreckt haben
und dieser sich nicht mehr meldet,... da er/sie vielleicht merkt, bei dem doch recht hohen Niveu nicht mithalten zu können.
Keine Ahnung ...warum genau, denn der Ton im Forum ist sehr gut...
Eigentlich braucht sich keiner zu schämen, wenn er mit einigen WGFlern, technisch noch nicht mithalten kann.

Das lässt selten.. einer wirklich raushängen.

Weiter so und Gruß

Joe

24.06.11 01:15
Volker 

WGF-Premiumnutzer

24.06.11 01:15
Volker 

WGF-Premiumnutzer

Re: Meine Vorgehensweise bei der Fehlersuche

Hallo zusammen,

ich wollte mit meiner Liste nur meine systematische Vorgensweise bei der Fehlersuche zusammenfassen, die sich bei mir im Laufe der Zeit entwickelt hat und zur Anregung vorstellen. Selbstverständlich setze ich vorraus sich mit der Theorie auseindandergesetzt zu haben. Ohne ein gewisses theoretisches Basiswissen der Elektro- und Nachrichtentechnik ist ja eine systematische Fehlersuche nicht denkbar. Aus seinen Fehlern und Erfolgen kann man ohne Grundwissen auch nichts lernen. Im Internet und auf dem Buchmarkt gibt es jede Menge Informationen, um sich das nötige theoretische Wissen anzueignen, was zudem auch sehr interessant sein kann. Verstehen kann das eigentlich jeder. Mathematikkenntnisse der Mittleren Reife sind dazu mehr als ausreichend.

Jetzt kommt der Punkt, bei dem selbst ein komplettes E-Technik-Studium auch nicht mehr viel weiterhilft. Der Großteil der angebotetenen Fachliteratur beschäftigt sich damit, wie es etwas richtig funktionieren soll. Kaum ein Autor oder Dozent geht allerdings auf die typischen, altersbedingten Fehler von aktiven und passiven Bauteilen ein. Als ich vor etwa 40 Jahren als Junge die Radiobastelbücher aus der Stadtbücherei verschlungen hatte, stand da nie drin, dass Röhren altern, weil die Kathode mit der Zeit ihre Elektronenemissionsfähigkeit nach und nach verliert, dass Elkos Kapazität verlieren, dass bestimmte Kondensatortypen erhöhten Leckstrom bekommen können, dass alte Tantal-Elkos plötzlich einen Kurzschluss bekommen können und dass besonders die hochohmigen Widerstände dazu neigen noch hochohmiger zu werden. Bis auf die Tantal-Elkos waren diese Fehler auch schon damals bekannt. Ich habe auch alte Fachbücher für das Radio- und Fernsehtechnikhandwerk durchgeblättert. Dort habe ich solche Tipps auch nie gefunden. Wenn man aber dieses Wissen um das altersbedingte Verhalten der Bauteile und deren Ausfallwahrscheinlichkeit nicht kennt, wird eine Fehlersuche trotz eines fundierten theoretischen Wissens sehr, sehr schwer.

Übrigens sind die meisten Menschen so schlau und wissen, dass die 230 Volt aus der Steckdose einen das Leben kosten können. Dann können sie sich auch die Folgen der fast 300 Volt Anodenspannung lebhaft vorstellen. Auf dem dicken Siebelko steht meistens recht deutlich "350 Volt", was schon einen gewissen Respekt einflößt. Nicht umsonst sind die Bauanleitungen mit Niederspannungsröhren und Röhrenbastelbücher "von 6 bis 60 Volt" so beliebt. Was aber vielen nicht klar ist, ist, dass es nicht die Spannung ist, die einen umbringt, sondern eigentlich die Stromstärke, die durch den Körper fließt. Wenn ich an einem frostigen Tag meine Katze streichele, gibt es oft einen leichten Schlag, weil sich ihr Fell elektrisch auflädt. Das sind mehrere 10.000 Volt, aber der Strom reicht nicht aus, um zu Schaden zu kommen. Nur weil Katzenfell ein schlechter Leiter ist, leben meine Katze und ich dankenswerterweise noch. Meine Katze mag es trotzdem nicht im Winter gestreichelt zu werden. Sie kennt diesen "Fehler" beim Streicheln, obwohl sie keine Ahnung von Elektrotechnik hat.

Viele Grüße Volker

"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))

Zuletzt bearbeitet am 24.06.11 01:24

24.06.11 01:45
nobbyrad58 

WGF-Premiumnutzer

24.06.11 01:45
nobbyrad58 

WGF-Premiumnutzer

Re: Meine Vorgehensweise bei der Fehlersuche

Hallo Volker !

Mit den Fachbüchern, wenn man von "Neuschrifttum" absieht hast Du natürlich Recht. Eine kleine Ausnahme bilden die Werke von 1943 - 1948 wo aus Notgründen Möglichkeiten zur Instandsetzung mit geringen Mitteln beschrieben werden. Das man später davon nichts mehr wissen wollte ist auch verständlich, endlich ging es den Menschen in (West) Deutschland besser. Und wer denkt schon an später? An die Instandsetzung eines CRT Fernsehen von 2005 in 50 Jahren, da müssen sich die Nach - Nachfolger einarbeiten. Vor 50 Jahren hat da auch keiner mit gerechnet, das es Menschen gibt die die Unterhaltungselektronik von damals heute zum ernsthaften Hobby machen würden.

MFG Nobby

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