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Wumpus Gollum Forum von
Wumpus Welt der (alten) Radios

Vor fünfzig Jahren, Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik.
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28.08.17 17:00
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28.08.17 17:00
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Re: Vor fünfzig Jahren, Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik.

Hallo Wolle,

danke für Deine Antwort. Da haben wir also beide die Vorzüge und Koinsequenzen des Sozialismus erlebt..
Die Zeit des Belächeltwerdens und der fachlichen Unterschätzung als Neu-Bundesdeutscher ist ja der Realität durch meist gut ge- und ausgebildeter Facharbeiter und Techniker gewichen. Die Mangelwirtschaft in allen Bereichen hatte auch ihr Gutes, man wurde neben praktizierter Geduld oft "erfinderisch" mit Ersatzlösungen und dazu zu lebendigem sozialem Miteinander und gegenseitigem Besorgungen erzogen und geformt.

Es grüßt Dietmar

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28.08.17 17:39
Wolle 

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28.08.17 17:39
Wolle 

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Re: Vor fünfzig Jahren, Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik.

Hallo Dietmar.

Die vierzig Jahre DDR haben wir beide bewusst erlebt. Ich hatte nur den Vorteil, in Berlin zu leben. Hier war die Versorgung mit Bedarfsgütern teilweise besser.
Allerdings war ich zur Ersatzteilbeschaffung mitunter republikweit unterwegs. Es gab Dinge, die in Berlin nicht zu bekommen waren. Diese gab es dann in Potsdam, Dresden, Frankfurt/ Oder oder in Eisenhüttenstadt. Hat man diese Stationen an einem Tag mit dem Trabant abgefahren, wusste man abends auch, was man getan hat.

Betrieblich waren vielfach sogenannte Ablösekonzeptionen gefragt. Es ging dabei um den Ersatz von Importteilen aus dem Westen (NSW) oder aus dem Osten (SW). Das "W" steht für Wirtschaftsgebiet, NS nicht sozialistisch, S sozialistisch. Hier war durchaus Kreativität gefragt.

Manchmal konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Bei einer Importanlage war ein Schaltkreis SN7400 defekt. Nachdem ich diesen Schaltkreis ermittelt und ersetzt hatte, wollte der Nutzer wissen, was denn defekt war. Erstaunt sagte er, aber das war doch ein Westschaltkreis. Ging denn das? Ich antwortete ja, die üben jetzt friedliche Koexistenz.

So hat sich die Aus- und Weiterbildung in der DDR bezahlt gemacht.

Viele Grüße.
Wolle.

Wissen ist der einzige Rohstoff, der sich durch Gebrauch vermehrt.

28.08.17 17:48
apollo 

Administrator

28.08.17 17:48
apollo 

Administrator

Re: Vor fünfzig Jahren, Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik.

Pluspol:
Die Zeit des Belächeltwerdens und der fachlichen Unterschätzung als Neu-Bundesdeutscher

Hallo Dietmar,
Einspruch!
Bananen und Trabi Witze ja;
Aber die fachliche Qualifizierung war, soweit ich das beurteilen kann, nie ein Thema.
Nicht umsonst waren so viele Ex DDRler sofort in Westfirmen in Top
Positionen.
Da hat eher so mancher Wessi sprichwörtlich dumm aus der Wäsche geschaut.
Und überhaupt, wann hatten wir jemals eine(n) Naturwissenschaftler(in) als Kanzler(in).

Netten Gruß,
Alfred, der Bayer

Zuletzt bearbeitet am 28.08.17 17:53

28.08.17 18:27
Wolle 

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28.08.17 18:27
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Re: Vor fünfzig Jahren, Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik.

Hallo Alfred.

Hier muss ich Dietmar unterstützen. Es gab einige Westler, die nach dem Fall der Mauer recht überheblich öffentlich über die DDR geurteilt haben.
Übrigens waren meine Begegnungen mit Technikern aus Bayern zu Zeiten der DDR nicht positiv besetzt. Ich habe sie zutiefst arrogant und überheblich kennen gelernt. Das hat bei mir aber nicht zu einem Vorurteil geführt. Ich habe übrigens einen recht interessanten Austausch mit einem Urbayer über unsere Lebenswege.

Wie sagte der erste Bundeskanzler so treffend? "Was kümmert mich mein Geschwätz von Gestern"?
Ein Schelm, wer Parallelen sieht.

Viele Grüße.
Wolle.

Wissen ist der einzige Rohstoff, der sich durch Gebrauch vermehrt.

28.08.17 18:48
apollo 

Administrator

28.08.17 18:48
apollo 

Administrator

Re: Vor fünfzig Jahren, Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik.

Hallo Wolfgang,
sicher kann nur jeder seine persönlichen Erfahrungen einbringen.
Es mag auch in diversen Branchen, wie eben Rundfunk, Fernsehen, in den Westköpfen eine gewisse
Überlegenheit geherrscht haben.
Ich glaube aber man hat, gerade im Handwerk, zum Bildungsstand, das Improvisationstalent besonders geschätzt.

Netten Gruß,
Alfred

Zuletzt bearbeitet am 28.08.17 18:49

28.08.17 19:25
Wolle 

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28.08.17 19:25
Wolle 

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Re: Vor fünfzig Jahren, Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik.

Hallo Alfred.

Ich war in der Instandhaltung von Anlagen und Ausrüstungen der Halbleitertechnik tätig. Hierzu gehörten auch importierte Ausrüstungen, die trotz Embargo ihren Weg in die DDR gefunden haben. Es gab auch hier Garantieverpflichtungen des Importeurs. Hierbei hatte ich sehr gute Kontakte bekommen, aber auch Negativerfahrungen machen müssen. Ich war noch in einem Alter, wo ich mir nichts gefallen ließ. So konnte es durchaus passieren, dass ich eine weitere Zusammenarbeit abgelehnt habe.
Es war aber insgesamt eine interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit, die ich erleben durfte.

Beruflich hatte ich mit Radiotechnik gar nichts und mit Fernsehtechnik nur am Rand zu tun.

Mit vielen Grüßen.
Wolle.

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29.08.17 13:23
Pluspol 

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29.08.17 13:23
Pluspol 

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Re: Vor fünfzig Jahren, Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik.

Hallo Alfred

Es war leider doch so, dass nach der Wende viele Fachabschlüsse unanerkannt waren und natürlich die Sichtweise einiger "Altbundis" befeuerten, dass die "Neuen" von ihren jetzt präsenten "Brüdern und Schwestern" alles neu lernen und fraglos übernehmen müssten. Eine Meinung mit teilweiser Siegermentalität war teils irgendwie nachvollziehar, dass Leute aus dem undemokratischgen Pleitestaat einen umfassenden Anpassungs- und Bildungsnachholebedarf hätten. Auch haben da manche Ossis nach dem Fall der Mauer spontan in den Westen eilend, nicht immer ein gutes und allgemeingültiges Bild und Eindruck hinterlassen. Die mentalen Unterschiede und gegenseitigen Vorurteile haben sich über die lange Zeit der Einheit in Vernunft beigelegt. Wir sind jetzt wirklich ein Volk, dass sich den weltweten Herausforerungen stellen muss. heute wissen wir alle mehr und Genaueres.

Gruß Dietmar

29.08.17 15:06
wumpus 

Administrator

29.08.17 15:06
wumpus 

Administrator

Re: Vor fünfzig Jahren, Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik.

Hallo zusammen,

ich will noch einen anderen Aspekt der 50 Jahre Farbfernsehen in Deutschland ansprechen. Um 1967 war ich gerade mit meiner Lehre als Radio- und Fernsehtechniker fertig geworden und in einem großen westberliner Einzelhandelsgeschäft (mit Filialen) im Aussendienst tätig.

In der Lehre kam Farbfernsehen (1964-67) nicht vor. Um nicht den Anschluß schon während der Ausbildungszeit zu verpassen, schickte uns unser Chef (16 Lehrlinge und Techniker auf Firmenkosten) zwangsweise zu einem kompletten Farbfernsehlehrgang mit Abschlußdiplom zu SEL Lorenz. Der ging über Monate und machte uns Lehrlinge / Techniker halbwegs fit für die neue Technik.

Der gesamte Aussendienst-Service musste umgekrempelt werden. Konnten SW-Geräte von Lieferfahrern schnell aufgestellt werden, sah das bei Farbfernsehempfängern völlig anders aus. Die Regel war hier schweres Schleppen der Monster-Fabrbfernseher, nach dem Aufstellen, Entmagnetisierung prüfen, u.u. mit Extradrossel nachhelfen. Hifi-Lautsprecherboxen wegrücken, Farbreinheit nachstellen, Konvergenz nachstellen.

Nach einigen Tagen wieder hin, weil der Hausherr den Fernseher verückt hatte und nun Farbflecken da waren.

Nach einigen Tagen wieder hin, weil es geregnet hatte und die Zimmerantenne kein gutes Bild mehr brachte: "Was, ich soll mir eine Hochantennen zulegen? Davon wurde mir beim Kauf nichts gesagt. Warum soll meine gute SW-Antenne plötzlich nicht mehr ausreichen, nur wegen dem bisschen Rauschen?"

Nach ein paar Tagen wieder hin, weil die Ballast-Triode taub geworden war: Die Hausfrau hatte gelesen, man soll dunkel einstellen, um Strom zu sparen. So wurde die Ballast-Triode überlastet und war nun hinüber.

Nach ein paar Tage wieder hin, weil die PL in der Zeilenendstufe feuerte.

Nach ein paar Tagen wieder hin, weil die Einschalt-Entmagnetisierung hinüber war.

Nach ein paar Tagen wieder hin, weil der Netzschalter von den starken Einschaltströmen hinüber war.

Nach ein paar Tagen wieder hin, weil die Balast-Triode wieder hinüber war.

usw, usw.

Die ersten Farbfernsehjahre waren im Aussendienst eine wilde Zeit. Ein weiterer Farbfernsehröhrenkoffer wurde unbedingt nötig, ohne Regenbogen- und Farbreinheit- Konvergenz- Generator ging es auch nur selten.



Grüße von Haus zu Haus
Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)
Ein Leben ohne Facebook ist möglich, aber(und) sinnvoll.

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29.08.17 15:21
HB9 

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29.08.17 15:21
HB9 

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Re: Vor fünfzig Jahren, Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik.

Hallo Rainer,

das schafft Arbeitsplätze
Wegen Gewicht: Ihr hattet es ja noch gut, damals gab es noch keine Trinitron-Bildröhren.

Da ist mein Körting sparsamer, der braucht nur etwa alle 20 Jahre etwas Zuwendung...
Aber eigentlich erstaunlich, dass man das nicht im Griff hatte, denn die grossen deutschen Hersteller bauten ja schon vorher für die USA Farbfernseher, und der Unterschied zwischen NTSC und PAL ist ja eher klein.

Gruss HB9

29.08.17 16:23
Wolle 

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29.08.17 16:23
Wolle 

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Re: Vor fünfzig Jahren, Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik.

Hallo Freunde der Fernsehtechnik.

Nachdem Rainer noch einen Beitrag zu den Anfängen der Farbfernsehtechnik und für seine Konsequenzen für den Service verfasst hat, gehe ich hier kurz auf die Anfänge des Farbfernsehens in der DDR ein.
Am dritten Oktober 1969 wurde der Ostberliner Fernsehturm eingeweiht. Gleichzeitig erfolgte die Einführung des zweiten Programms auf den Kanälen zwischen 21 bis 39 und die Einführung des Fernsehens in Farbe.
Da ich in einem Industriebetrieb tätig war, hatte ich mit Kundendienst und Reparatur nur nebenbei zu tun.
Zum Beginn gab es drei Typen im Handel.
Der volltransistorisierte Empfänger Color 20 war in seinem Konzept zukunftsweisend. International gab es kaum vergleichbares. Bei seinem Konzept mussten einige Kompromisse gemacht werden, weil einige Transistoren noch nicht verfügbar waren. Erst bei den Weiterentwicklungen Color 21, 22 und Chromat waren Verbesserungen möglich.
Die Hochspannung betrug 23,4 kVolt. Zur Gleichrichtung wurde eine Kaskade mit den Röhren EY51, die in einem Öltopf eingebaut waren, eingesetzt. Später wurde diese durch eine Selenkaskade ersetzt, die Öltopflösung wurde durch Umbau des Gerätes ersetzt.
Die Videoendstufen der RGB - Endstufen wurden mit 115 Volt betrieben, Hochspannungserzeugung und Zeilenablenkung waren getrennt.
Preiswerter mit 3050 Mark war der Rubin 401BG, ein teiltransistorisiertes Gerät aus der Sowjetunion. Hier standen zur Ablenkung und zur Versorgung der Farbdifferenz - Endstufen Röhren zur Verfügung. Deshalb wirkte das Bild im Vergleich zum Color 20 kontrastreicher und heller.
Hochspannungserzeugung und Zeilenablenkung erfolgten durch eine Röhre, zur Stabilisierung der Hochspannung war eine Ballasttriode eingebaut.
Der zeitgleich erschienene Raduga 5BG war stärker transistorisiert, Bild - ZF und Vertikalablenkung wurden mit Transistoren realisiert. Die Zeilenschaltung entsprach der des Rubin.
Diese beiden Geräte waren recht robust. Ein Schwachpunkt war die Boosterdiode. Diese konnte durch eine EY88 ersetzt werden.
Beide Geräte waren auf einem großen Chassis aufgebaut. Meine Kiste war meist aufgeklappt, weil ich PAL - Decoder einstellen und testen musste. Mit 65 kg übertrafen sie mein Lebendgewicht. Den Leichtsinn, so ein Gerät selbst zu tragen, habe ich mit fünf Tagen Rückenschmerzen bezahlt.
Eine im Color 20 müde Bildröhre konnte durchaus noch in den Röhrengeräten betrieben werden.
Ein Highlight bei den Bildröhren waren Überschläge. Bei den transistorisierten Geräten verursachten sie viele Folgefehler. Deshalb wurde eine neue Bildröhre mindestens 24 Stunden in einem Raduga getestet.
Die Zeit möchte ich aber nicht missen.

Mit vielen Grüßen.
Wolle.


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