Diesen Thread habe ich vor einiger Zeit begonnen, um einige Erfahrungen und Hintergründe im Themenbereich "Audion-Rückkopplung" möglichst knapp zusammenzufassen. Walter hat z.B. seine Erfahrungen mit verschiedenen älteren Röhrentypen eingebracht. Ich selbst hatte mich früher immer gewundert, warum die Rückkopplung generell kritischer wurde, je höher die negative Vorspannung war, und im "Barkhausen" vor einiger Zeit die technische Erklärung dazu gefunden. Ein Quereinsprung aus einem gänzlich anderen Thread erschwert die Lesbarkeit hier, zumal dort noch ein spezielles, bisher ungelöstes Problem (oder mehrere) vorliegt. - Ungewollte Rückkopplung: In dem schon erwähnten "Barkausen" steht:
Zitieren:Bei einer 10 fachen Verstärkung ist also eine Rückkopplung von 0,1 = 10% zur Selbsterregung erforderlich, während bei 100 facher Verstärkung schon 1% Rückkopplung ausreicht.
Das bedeutet in der Praxis, das für eine Röhre mit hoher HF-Verstärkung ("Steilheit") beispielsweise eine geringere Windungszahl für die Rückkopplungsspule genommen werden muss oder ein größerer Abstand der Rückkopplungs- Spule von der Kreisspule. Es bedeutet aber auch, das die Schwingneigung beim Aufbau größer wird. Eine typische Audion-Röhre ist die alte AF7 (CF7) mit eine Steilheit von etwa 2mA/V, die in unzähligen Radios verbaut wurde. Die Ausgangs-Kennlinien dieser Röhre verlaufen dagegen sehr flach, und es kann eine hohe NF-Verstärkung der Audion-Stufe erzielt werden. Kurzwellen-Amateure benutzten wegen der besonderen Anforderungen in den höheren Wellenbereichen steilere und rauschärmere Röhren wie die EF14 oder EF80 mit einer Steilheit von etwa 6mA/V. Hier ist die Gefahr von ungewollten Schwingungen größer, oft treten sie im UKW-Bereich auf und äußern sich meist in geringerer Verstärkung und "merkwürdiger" Klangveränderung. Noch extremer die EF183[2] , deren russische Variante 6K13P in diesem Anzeigeverstärker anstelle der EF80 eingesetzt ist. Anstelle des Schwingkreises tritt hier ein RC-Netzwerk.
Man kann von den Profis viel für den eigenen Audion-Aufbau lernen: Die Eingangsröhre ist federnd gelagert gegen Mikrofonie. Durch die Abschirmhülsen ist auch der Bereich der Röhren-Sockelstifte geschirmt. Die Schirmung ist nicht zwischen den einzelnen Stufen, sondern direkt über den Stiften. Die Fassung ist dabei so gedreht, dass der Gitter-Anschluss auf der einen, der Anoden-Anschluss auf der anderen Seite ist[1]. Die Leitungen sind so kurz wie möglich verdrahtet[1], obwohl das Gerät nur von NF bis zum MW-Bereich geht.
[1] "Huth-Kühn-Selbsterregung" vgl. "Der praktische Funkamateur, Band 9 : Praktisches Radiobasteln II (1960) Ausführliches Büchlein mit allen notwendigen Details, einen leistungsfähigen 0V1 hinzubekommen. [2] s.a"EF183 als Universalröhre" https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...mp;thread=307#4
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wegen Rückkopplungseinstellung über die Schirmgitterspannung: Damit habe ich auch auf auf MW gute Erfahrungen gemacht, wenn man verlustarme Spulen verwendet (z.B. Topfkernspulen). Allenfalls kann man zusätzlich zur (Fein-) Einstellung über das Schirmgitter eine Grobeinstellung der Rückkopplung mit einem Drehko oder einfacher einem Poti machen. So kann man auch den je nach Empfangsfall optimalen Arbeitspunkt einstellen.
Der Unterschied zwischen 'harter' und 'weicher' Rückkopplung hat Jens gut beschrieben. Bei Pentoden ist noch anzumerken, dass beim Schwingungseinsatz der Schirmgitterstrom sinkt. Hat man mit einem simplen Vorwiderstand eine eher niedrige Schirmgitterspannung eingestellt, dann steigt diese beim Schwingungseinsatz wegen dem reduzierten Schirmgitterstrom an. Da mit steigender Schirmgitterspannung aber die Steilheit steigt, schaukelt sich die Schwingung auf wie beim Arbeitspunkt "C". Deshalb sollte man niedrige Schirmgitterspannungen mit einem Spannungsteiler einstellen, damit die Rückkopplung weich wird. So wird auch beim Einsatz einer EF183 die Rückkopplung butterweich, wie mein Audion zeigt, da ist SSB- oder Synchrondemodulation problemlos möglich.
Zitieren:Deshalb sollte man niedrige Schirmgitterspannungen mit einem Spannungsteiler einstellen, damit die Rückkopplung weich wird
Aber Hallo! eine der wichtigsten Regeln beim Audion überhaupt.
Karl Schultheiß empfahl in den 1950er Jahren ein 50 kOhm-Poti mit hoher Belastungsfähigkeit wegen des Querstromes. Wo will man das aber heutzutage herbekommen?
Deshalb verwende ich gerne diese Schaltung:
Man schlägt 2 Fliegen mit einer Klappe: Mit angepassten Z-Dioden an die jeweilige Röhre ist der Rückkopplungs-Bereich gespreizt, der liegt eigentlich immer so bei 20V (Trioden) und 40 Volt (Pentoden). Der Querstrom wird in die 1,3W-Z-Dioden verlagert, die Rückkopplungs-Spannung stabilisiert. Der 1 kOhm-Widerstand + 4,7 µF-Kondensator blockt Z-Dioden-Rausch-oder auch Brummspannungen ab und vermindert Kratzgeräusche des Potis. (Kondensator ist nahe der Audion-Röhre auf Masse gelegt.)
Auch bei einem Projekt basierend auf der Käfigspule des VE301W angewendet. Auch bei der Triode stieg die Anodenspannung beim Schwingungseinsatz an, eine stabilisierte Versorgungsspannung von 20V verringerte den "Hysterese-Effekt" noch etwas und vergrößerte den Stellbereich des Rückkopplungs-Folien-Drehkondensators. https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...=406&page=2 (VE301W Umbau Reflexschaltung)
das ist die "Luxuslösung", wobei der Kondensator zwecks Beseitigung von Kratzgeräuschen mehr oder weniger obligatorisch ist (und es für das Abblocken des Schirmgitters ja sowieso einen braucht). Ich habe dafür einen 1uF-Folienkondensator genommen, ein guter Elko geht natürlich auch. Der 1kOhm-Widerstand ist wichtig, sonst überlebt das Poti unter Umständen den Entladestrom beim schnellen Drehen nicht.
Wie du richtig bemerkt hast, gilt die Spannungsproblematik auch für Trioden. Beim Gitter-Gleichrichter-Audion (eigentlich der Audion-Normalfall) gibt es noch einen stabilisierenden Effekt, denn am Gitter wird die HF gleichgerichtet, was bei steigender HF das Gitter negativer macht. Damit nimmt die Steilheit ab, was stabilisierend wirkt und bis zu einem gewissen Grad die Erhöhung der Steilheit durch die steigende Schirmgitterspanng oder bei der Triode die Anodenspannung kompensieren kann. Nach diesem Prinzip stabilisiert sich die HF-Amplitude der üblichen Superhet-Oszillatoren, egal ob AM mit der ECH81 oder FM mit dem selbstschwingenden Mischer.
An Stelle der Z-Dioden kann man auch Widerstände ausreichender Belastbarkeit nehmen, das Poti sieht ja nur einen Bruchteil der Verlustleistung wegen der eher geringen Spannung. Daher können handelsübliche Kohleschicht-Potis verwendet werden (nicht unbedingt die allerkleinste Ausführung), der vertragen bis zu 0.5W. Besser sind Leitplastik-Potis (aber auch teurer), die vertragen mehr und kratzen weniger.
Moin, "C.K. (Hertweck?) schreibt in seinem Artikel "Heulboje oder Audion ?" (Funkschau 1928, Oktober 2. Heft)
Zitieren:Mir sind jetzt soviel Audione durch die Finger gegangen, daß ich eine dreistellige Zahl brauche, sie anzugeben, aber die Finger nur einer Hand genügen für die wirklich guten Audione darunter
.
Dabei muß nicht einmal die Schaltung schlecht sein, oft unterscheiden sich die eingesetzten Röhren gleicher Type erheblich.
Ein Hinweis auf eine der mögliche Ursachen findet sich in dem Buch "Die Elekrtronenröhren und ihre Technische Anwendungen" von C.Möller, 1922: Gitterstrom infolge mangelhaften Vakuums, das beispielsweise durch Freisetzen von Gasresten aus den Elektroden während des Betriebs der Röhre geschehen kann.
Zitieren:... stellt die Gasstrecke zwischen Gitter und Kathode einen negativen Widerstand ... dar, der, ähnlich wie der negative Widerstand eines Lichtbogens, geeignet ist, die Eigenschwingungen des Eingangstransformators anzuregen.
Das Diagramm aus dem Buch habe ich mal nachskizziert und den Gitterstrom bei intaktem Vakuum eingezeichnet.
Moin, In der normalen Audion-Schaltung wird die Vorspannung der Röhre über den Gittervorwiderstand erzeugt, meist 1MOhm mit 100pF Koppelkapazität. Das verursachte in diesem Projekt mit der Triode der ECH81 (UCH81) eine springende und unbrauchbare Rückkopplung, obwohl der Arbeitspunkt in dem "weichen Bereich" liegt. https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...2&page=2#17 Abhilfe schaffte eine Vorspannung von etwa 0,4 Volt, erzeugt über 1kOhm-Widerstand.
Als Erklärung habe ich mir zurechtgelegt, dass zunächst eine gewisse Dämpfung durch den Gitterstrom der Röhre erfolgt. Zieht man dann die Rückkopplung weiter an, entsteht eine Verschiebung des Arbeitspunktes in den weiter negativen Bereich mit geringerer Dämpfung - die Röhre beginnt zu schwingen, was durch die Gleichrichtung der entstehenden Schwingung den Arbeitspunkt noch weiter verschiebt.
In dem schon genannten Artikel "100% Rückkopplung" (Funkschau 1930, Heft 44) schlägt übrigens C.Hertweck vor, mittels Potentiometers die Vorspannung einstellbar zu machen. (Bei den damals gebräuchlichen direkt geheizten Röhren).
es kann auch sein, dass die Anodenspannung zu tief ist (zu grosser Vorwiderstand). In diesem Fall steigt die Verstärkung an, wenn beim 'Anziehen' der Rückkopplung durch die steigende HF der Anodenstrom kleiner (weil das Gitter negativer wird) und damit die Anodenspannung höher wird. Das ist vor allem bei Trioden so, bei Pentoden ist die Verstärkung fast nur von der Schirmgitterspannung abhängig, die Anodenspannung hat nur wenig Einfluss, solange sie einen Mindestwert hat (oberhalb des 'Knicks' in der Ausgangskennlinie).
Die "Erfindung" der Rückkopplung wurde letztendlich 1934 nach langem Patentstreit de Forest zugesprochen. Quelle: A History of the Regeneration Circuit: From Invention to Patent Litigation Prof. Sungook Hong (https://aireradio.org/Superet_arms/stori...%20reazione.pdf) Aber:
Zitieren:"Nach dieser Niederlage gab Armstrong seine Ehrenmedallie an das 'Institute of Radio Engineers' zurück, die er 1917 für den Rückkopplungs-Kreis erhalten hatte.
Der Vorstand des IRE bekräftigte jedoch einstimmig seine ursprüngliche Entscheidung."
---- Links: Artikel de Forest über sein "Ultra-Audion". leider kein Schaltbild. Aber Hinweis auf hohes Vakuum der Röhre und Beschreibung. "Electrical World" 20 feb.1915 https://archive.org/details/sim_electric...mp;view=theater vgl. Aufbau WoHo: https://wumpus-gollum-forum.de/forum/thr...&thread=380 - Artikel über die Verstärker- und Gleichrichterwirkung des Audions (ohne Rückkopplung), E.H.Armstrong: " Operating Features of the Audion", Electrical World vom 12.Dez. 1914: https://archive.org/details/sim_electric...mp;view=theater Es zeigt sich, dass Armstrong mit hoch evakuierten Röhren gearbeitet hat. - Artikel Armstrongs über die Rückkopplung ist im Buch "shiers : The Developement of wireless" zu finden: "Some Recent Developments in the Audion Receiver (Reprinted from Proceedings of the Institute of Radio Engineers, Volume 3), New York, 1915" https://archive.org/details/B-001-002-55...mp;view=theater Hier ist die ausgeklügelte Schaltung 14 auf s.223 erwähnenswert: Nicht nur die HF, sondern auch die NF wird entdämpft und eine Verstärkung von 100-fach erzielt. (Wie gering die Verstärkungsziffern damaliger Röhren war, wissen wir seit diesem Beitrag (EVN 171): https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...=313&page=1) Interessant auch die Diskussion im Anschluß, "Gegenspieler" Lee de Forest meldet sich zu Wort.
Zitieren:weshalb die Differenz in der Verstärkung bei angezogener Rückkopplung kaum noch auszumachen ist, bleibt mir nach wie vor schleierhaft
Ein Erklärungsversuch: Betrachten wir zuerst zwei Zustände des Rückkopplungs-Geradeausempfänger. Einmal keine Rückkopplung, dann Rückkopplung so stark, dass das Verstärkerelement bis zur Stromsättigung oder Spannungssättigung ausgesteuert wird, d.h. Oszillator-Betrieb.
Im Oszillator-Betrieb wird eine Einkopplung eines fremden Signals, z.B. amplitudenmodulierter Rundfunksender, auf gleicher Frequenz ignoriert. Ohne Rückkopplung ist das eingekoppelte Signal - neben dem Rauschen - das einzige vorhandene Signal.
Bei Oszillator-Betrieb sind die Stabilitätskriterien von Barkhausen wichtig. Phasendrehung von 0° oder 360° und Verstärkung über alles von 1. Die Verstärkung über alles von 1 für ein Oszillatorsignal mit konstanter Amplitude, auch wenn sich diese konstante Amplitude aus der Amplitudenbegrenzung der Schaltung ergibt, macht alle Verstärkerbauteile gleich, wenn die Transitfrequenz fT ignoriert wird.
Der RK-Empänger arbeitet nun zwischen diesen zwei Extremen. Damit ein eingekoppeltes Signal nicht im Rauschen versinkt ist ein verlustarmer Aufbau nötig. Ich verwende nach etlichen Experimenten Eisenpulverkern-Ring wie z.B. Amidon T50-6 und versilberten Kupferdraht für die Schwingkreisinduktivität bei Kurzwelle. Die Rückkopplung kann nun das Signal um maximal den Faktor 20 verstärken. Wie schon oben gesagt: das eingekoppelte Signal muss immer noch das selbst erzeugte Signal beeinflussen können.
In der Literatur habe ich Angaben wie millionenfache Verstärkung durch Rückkopplung gelesen. Das ist für mich Wunschdenken. So als wenn ein Floh einen Elefanten lenkt. Sind wir im RK-Empfänger mit einem Kräfteverhältnis wie Mensch (Eingangssignal) zu Pferd (Oszillatorsignal) zufrieden.
Für das Pendelaudion gelten andere Spielregeln. Ich habe noch keine eigenen Experimente damit durchgeführt, deshalb will ich nichts zu diesem Thema sagen.
Hallo, Ich denke man muß hier mehrere Aspekte betrachten: 1) Das Audion entdämpft den Schwingkreis 2) Das Audion verstärkt die NF 3) Das Audion dient als Gleichrichter
Durch die Rückführung von HF auf den Gitterkreis werden scheinbar die Verluste des Kreises geringer. Es tritt der Effekt auf, dass sich die Güte des Kreises scheinbar erhöht, dass hat eine spitzere Resonanzkurve zur Folge und eine höhere HF-Spannung am Gitter.
Es ist, als wäre ein Schwingungskreis mit extrem hoher Güte vorgeschaltet. Die nächste Stufe wäre das leicht schwingende Audion, hier ist Synchronbetrieb möglich und die Bandbreite steigt wieder an. (Die Tonhöhe steigt).
Angenehmer Nebeneffekt dabei ist Punkt 3, die Gleichrichtung wird verzerrungsarm, es wird linearer gleichgerichtet.
Das die Verstärkung hier zunehmend abnimmt, lässt sich recht einfach erklären: Der HF ist die NF überlagert, im oberen Teil der Hüllkurve tritt Gitterstrom auf, so dass eine Wechselspannung nur im unteren Teil der Hüllkurve auftritt. (Gittergleichrichtung) Das kann man sich sehr gut mit dem Oszilloskop anschauen.
Wie HB9 schon geschrieben hat, verschiebt sich der Arbeitspunkt. Bei hoher Rückkopplungs-HF sehr weit in den negativen Bereich, und hier erzeugt die Wechselspannung am Gitter eine geringere Anodenspannungs-Änderung, und so hat man geringere Verstärkung des gleichgerichteten Signales.
---- Die genannte "unendliche Verstärkung" ist natürlich eine theoretische Betrachtung. Im Barkhausen BdIII, 1933 finden wir sie unter kapitel 13:
Zitieren:...Man braucht dann überhaupt keine Fremderregung mehr, die Schwingungen halten sich selbst aufrecht. Der Verstärkungsgrad wird bei Selbsterregung unendlich groß... .
Diese Aussage kann man aber nicht einfach aus ihrem Zusammenhang reißen und daraus folgern, es sei möglich, einen NF- oder HF-Verstärker mit beliebig hoher Verstärkung einfach bauen zu können, indem man eine Rückkopplung anwendet.
Denn Kapitel 13 hat den Titel "Probleme" [Entdämpfung]