in einem polnischen Ambiente auf der Terasse mit grunzenden Schweinen und Beschallung durch Langwellenempfang (Jedynka 225 kHz) vom Nachbar- Grundstück meiner Schwiegermutter las ich letzte Woche in dem Buch
"Das neue Radio-Bastelbuch und Rundfunkpraktikum von Kappelmayer/Schneider"
aus dem Jahr 1934 in der XIV. Auflage. Zu meiner Verblüffung wurde ein Patent von Telefunken beschrieben, das Lang- und Mittelwellenempfang über eine koaxgeführte Gemeinschaftsantenne in Berlin mit bis zu 50 Teilnehmern beschrieb. Das Kabel war in der Dicke eines dreiadrigen Installationskabels mit hauchdünnem Silberdraht als Innenleiter. Die geschirmten Antennendosen waren mit zwei Telefonbuchsen für Antenne und Erde versehen. Die Auskopplung geschah über eine RC-Kombination (wahrscheinlich Serienschaltung) unbekannter Dimensionierung. Eventuell wurde das individuell an jeder Dose variabel gestaltet (Stichwort Auskoppeldämpfung). Das Koaxende wurde mit einem ohmschen Widerstand abgeschlossen (...", damit sich keine stehenden Wellen ausbilden."...) Damit auch der stärkste Ortssender und Königswusterhausen das System nicht übersteuert, wurde der zweistufige, aperiodische Verstärker mit jeweils zwei RE 604 in Parallelschaltung betrieben.
Der Strahler bestand aus einer 6m langen und vertikalen Wendelantenne. Sie trug die Bezeichnung "Aka mit Az", Außenkurz-Antenne mit abgeschirm- ter Zuleitung. An anderer Stelle, bei Verwendung eines horizontalen Drahtes "abgeschirmte Telefunken-Silber-Aussenantenne".
Breiten Raum nimmt in dem Buch die Erdung der Abschirmung ein, wo und an welchen Stellen. Fasziniert hat mich die Idee, einen Zinkeimer mit Kohlegranulat zu füllen und im Erdreich zu vergraben. Zufälligerweise habe ich Tags zuvor alle nötigen "Zutaten" noch auf dem Flohmarkt gesehen (auch lebendige Hühner im Kartoffelsack).
Ich will nicht länger langweilen und frage mich, welche Impedanz hatte das Kabel wohl gehabt, 150 bis 600 Ohm oder noch mehr? Kennt jemand in Berlin diese Antennen aus Erzählungen? Erinnert mich an die alten Autoradio-Teleskopantennen aus den 1970´ern.
Gruss Walter
Nachtrag: Der Autor schwärmte von den Eigenschaften (Fernempfangstauglich!) und erklärte, dass Rahmenantennen nicht mehr Stand der Technik wären, ausgenommen Peilantennen @Jens: Folgerichtig war die Antenne eine 6m Stab- und keine Rahmenantenne, lass die Patente mal in der Schublade!
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Hallo Walter, das ist keineswegs langweilig, sondern sehr interessant. Hat der Autor eine Patent-Nummer angegeben ? Habe auf die Schnelle nichts passendes bei "Espacenet" gefunden.
leider nicht. Interessant ist die Sache vor allem deswegen, weil schon wesentliche Elemente der heutigen Breitband-Verteiltechnik drin stecken. Gerade habe ich noch eine Komponente im RM gefunden:
Hallo Walter, Auf "Espacenet" habe ich zwei interessante Patente gefunden, beide übrigens mit der vom Autor totgesagten Rahmenantenne: "CH197735A, 1937, Rundfunkempfangsanlage mit Rahmenantenne" "CH232476A, 1942, Gemeinschaftsantennenanlage mit Rahmenantenne"
Im zweiten Patent werden die Vorteile eines abgeschirmten Rahmens für Lang- und Mittelwelle beschrieben und auch die Schaltung ist prinzipiell dargestellt und beschrieben.
totgesagt hat er die Rahmenantenne nicht, aber sie sei zu dem Zeitpunkt aus seiner Sicht nicht mehr Stand der Technik gewesen. Abschirmungen waren zu der Zeit eher selten und brauchbare Ferrite gab es noch nicht. In diesem Buch ist beispielsweise ein Kochrezept beschrieben, wie sich der damalige Bastler in einem Glasröhrchen Eisenkerne mit bedingten HF-Eigenschaften herstellen konnte, indem man Wachs und Eisenpulver im richtigen Verhältnis unter Hitze verrührt. Ein Zylinderkern von 2,6 cm Durchmesser und 5 cm Höhe erforderte 13 Gramm Wachs und 100 Gramm Eisenpulver feinster Körnung aus der Apotheke (Eisenfeilspäne seien ungeeignet gewesen).
Kappelmayer war eine Institution gewesen, vergleichbar mit Heinz Richter nach dem Krieg.
Gruss Walter
Nachtrag: Die Gemeinnutzantenne war ein 6m Stab und keine Rahmenantenne, wie Jens schreibt.
Hallo Walter, Da ich mal wieder in alten Patenten wühle, kann ich den Text zum Bild liefern:
"Empfangseinrichtung nach Art einer Rahmenantenne für sehr lange Wellen, beispielsweise VLF, die dadurch gekennzeichnet ist, dass das Traggerüst gleichzeitig als Spulenkern hoher Permeabilität, als auch innerhalb des Empfangsrahmens als Kurzschlußwicklung mit einer oder mehreren Wicklungen dient."