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Röhrenvoltmeter Grundig RV 56 - Reparaturbericht .
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19.12.23 20:33
Volker 

WGF-Premiumnutzer

19.12.23 20:33
Volker 

WGF-Premiumnutzer

Röhrenvoltmeter Grundig RV 56 - Reparaturbericht .

Hallo zusammen,

das Röhrenvoltmeter Grundig RV 56 ist nur für das Messen von Wechselspannungen geeignet. Unter https://archive.org/details/manual_RV56_...DIG_DE/mode/2up befindet sich das Handbuch. Das Gerät hatte ich als Junge Mitte der 1970er Jahre erstanden. Schon damals hatte das Skalenglas aus Kunststoff rechts einen Riss.



Fehlerbeschreibung: Der Zeiger des Messinstruments zappelte wild herum und bleibt an einer Stelle hängen, wenn man die Spannung hochdreht. Dreht man die Spannung weiter auf, wird dieser Widerstand bei der Ziffer 7 überwunden. Offenbar ist das Skalenglas etwas elektrostatisch aufgeladen. Streicht man über das Skalenglas, bewegt sich der Zeiger.

Das korrekte Einstellen der Speisespannung brachte keine Abhilfe. Das Röhrenvoltmeter hat noch einen 600-Ohm-Ausgang. Eine Überprüfung mit dem Oszi ergab, dass bis dahin die Signalverarbeitung in Ordnung war. Der Fehler musste demnach in der Nähe des Drehspulinstruments liegen. Erst hatte ich einen leckenden Elko in Verdacht, der zum Brückengleichrichter vor dem Drehspulinstrument führt. Dem war aber nicht so.

Es musste ein mechanischer Fehler im Drehspulinstrument sein, der für das Haken sorgt. Ich demontierte das Skalenglas ab. Es ist mit vier winzigen Stiften befestigt, die jeweils mittig an den vier Seiten des Drehspulinstruments sitzen. Diese Stifte lassen sich abziehen. Ein Vorbesitzer hatte dies nicht erkannt und dabei offensichtlich Gewalt angewendet und den Riss im Skalenglas erzeugt. Nach dem ich die Mechanik der Drehspule mit Tunerspray (Kontakt PRF 7-87 von Taerosol, erzeugt einen schmierenden Ölfilm) einsprühte, war der Fehler verschwunden. Bei so einer feinen Mechanik würde ich jedenfalls nur speziellle Sprays für Tuner und Videogeräte nehmen, nicht irgendeinen "Rostlöser".

Da das Skalenglas nun demontiert war, polierte ich es mit einem speziellen Lackreiniger für Autolackierer auf Hochglanz. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Das Kunststoffteil wurde danach mit klarem Wasser gespült, getrocknet und dann montiert. Und nun fängt das Drama an. Dieses Kunststoffglas hatte nun die Neigung sich bei 50% relativer Luftfeuchtigkeit ordentlich elektrisch aufzuladen, so dass sich der Zeiger nicht mehr ordnungsgemäß bewegte. Ich war schon am Verzweifeln. Brachte man das Glas nur in die Nähe des Zeigers, fing er sich in einigen Zentimetern Abstand an zu bewegen. Abhilfe: Ich rieb die Innenseite des Klarsichtkunststoffs (wahrscheinlich Polystyrol) mit einem Spritzer Bandreiniger ein, der gerade zur Hand war und rieb die Oberfläche mit einem Haushaltspapier trocken. Dieser dünne Film auf der Innenseite des Skalenglases reichte aus, um die elektrostatische Aufladung zu verhindern. Danach lief der Zeiger beim Hochdrehen der Spannung einwandfrei. Die statische Aufladung war vollständig verschwunden. Man kann also ein Röhrenvoltmeter mit Haushaltspapier und Badreiniger erfolgreich reparieren.

Dann gab es noch de Schwierigkeit den mechanischen Nullpunkt einzustellen. Das gelang nur durch Verbiegen des Nippels nach außen für die Nullpunkteinsellung.

Nun überprüfte ich die Messgenauigkeit. 20% wurden zu viel angezeigt. Der Fehler konnte durch einen Abgleich an zwei Trimmpotis (P1 und P2) behoben werden. Allerdings konnte die Genauigkeit nur für einen Messbereich erreicht werden. Auf den anderen Messbereichen lag das Messergebnis 5 bis 10% daneben. Das Handbuch verspricht 3% Genauigkeit. Ich denke dies ist dem Alter geschuldet. Das Gerät ist über 60 Jahre alt und die Widerstände des Eingangsspannungsteilers haben sich altersbedingt verändert. Bei einem Röhrenradio wäre das unerheblich, aber nicht bei einem Messgerät. Ich habe mich dafür entschieden nur den Messbereich für 1 Volt abzugleichen. Von 50 Hz bis 20 kHz stimmt auch die Genauigkeit jedenfalls. Damit kann man schon was anfangen. Allerdings macht heute fast jedes Multimeter und jedes DSO erst Recht dieses Röhrenvoltmeter überflüssig. Deshalb habe ich keine Lust jede Menge Widerstände nachzumessen und auszutauschen.

Trotzdem hat es Spaß gemacht dieses Röhrenvoltmeter einigermaßen nutzbringend wieder zum Laufen zu bringen. Wegen seiner großen Skala kann es bei Abgleicharbeiten vielleicht seinen Vorteil haben.

Hier noch ein paar Fotos:



Nach dem Entfernen des Frontblechs und des Skalenglases:



Weitere Innenansichten auf https://elektronikbasteln.pl7.de/roehren...r-grundig-rv-56

Viele Grüße Volker

"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))

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21.12.23 20:07
Martin.M 

WGF-Premiumnutzer

21.12.23 20:07
Martin.M 

WGF-Premiumnutzer

Re: Röhrenvoltmeter Grundig RV 56 - Reparaturbericht .

hallo Volker,
bei so ziemlich alle RV55, RV 56, egal ob Sennheiser oder Grundig gelabelt, sind frische Elkos unabdingbar. Die meisten von denen zicken schon rum, mit den kleinen Kathodenelkos fängts an. Es ist aber durchgängig, wenn du den schon offen hast erledige das gleich mit#
lG Martin

Zuletzt bearbeitet am 21.12.23 20:07

21.12.23 21:01
Volker 

WGF-Premiumnutzer

21.12.23 21:01
Volker 

WGF-Premiumnutzer

Re: Röhrenvoltmeter Grundig RV 56 - Reparaturbericht .

Hallo Martin,

danke, das erklärt, warum die Gesamtverstärkung so daneben liegt.


Viele Grüße Volker

"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))

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