Von Lieben und de Forest, die ersten Verstärkerröhren : Und sie funktionierte doch !
Hallo, In dem Buch "Radios von gestern" wird behauptet, das die Erste Version [nur] "theoretisch" einen Strahl auf zwei verschedene Anoden ablenke. Ebenso sei es nicht gelungen, eine konkav geformte Kathode zu konstrurieren. Ob die Konstruktion funktionierte, sei nicht bekannt. Weiteres ist hier zu lesen: h t t p s://www.radiomuseum.org/bvs/books/rvg.html (Seite 200)
Diese Aussagen verwunderten angesichts des von Wolfgang eingestellten Bildes der Urversion.
Sollte wirklich einer der größten Erfinder Österreichs von Weltruf ein Aufschneider gewesen sein, einer, der sich ein Patent auf eine nicht funktionsfähige Apparatur erschwindelt hat ?
Und dann hat das Bild noch eine hier nicht abgebildete Überschrift, sie ist in dem Quellen-Link (Univ.Prof. Dr. Franz Pichler, Johannes Kepler Universität Linz, Institut für Systemwissenschaften) zu sehen: https://docplayer.org/57316212-Robert-vo...erstaerker.html
Zitieren:"1910 Meinem lieben Freunde Reiß u.s.w"
Das Zeugnis eines Fehlschlages mit persönlicher Widmung ist absurd.
Zitieren:Die Kathode besteht aus einem durch den elektrischen Strom heizbaren Körper von der Form eines Hohlspiegels, der auf seiner konkaven Seite mit einem nach Wehnelt wirksamen Metalloxyd überzogen ist. Die von der Hohlspiegelkathode ausziehenden Kathodenstrahlen vereinigen sich in einer Brennlinie. Die beiden Anoden sind zwei voneinander elektrisch isolierte Hohlzylinder, in deren Öffnung sieh die Brennlinie der Kathodenstrahlen befindet. Der äußere Hohlzylinder steht über ein Telephon, der innere direkt mit dem positiven Pol der Batterie in Verbindung. Wird das Kathodenstrahlenbündel der Wirkung der zu verstärkenden Ströme auf elektromagnetischem oder elektrostatischem Wege unterworfen, so wird die Brennlinie ihre Lage mehr oder weniger verändern, so daß die Kathodenstrahlen abwechselnd auf den äußeren und den inneren Hohlzylinder fallen, und diese Schwankungen im Telephon hörbar werden. —
Zitieren:Es gelang in der Tat, mit diesem Relais Wechselströme von geringer Intensität zu verstärken und eine deutliche Lautübertragung zu erzielen. Trotz seiner unbestreitbaren Vorzüge blieb das Relais indessen für die Praxis unverwendbar, und zwar lagen die Schwierigkeiten hauptsächlich in dem physikalischen Aufbau: Die Hohlspiegelkathode war nicht gleichmäßig herzustellen, infolgedessen ihre Lebensdauer sehr gering. Außerdem erwies es sich als unmöglich, das Vakuum in der Entladungsröhre dauernd auf der gewünschten Höhe zu halten.
Die Versuche in dieser Richtung wurden indessen nicht fallen gelassen, sondern von den Herren Lieben und Reiß mit Energie weiterverfolgt. Es wurde ein neues Kathodenstrahlenrelais konstruiert, bei dessen Aufbau sich eine Erscheinung herausstellte, die von weittragender Bedeutung werden sollte, da sie eine viel einfachere Konstruktion eines Relais erhoffen ließ. Man war nämlich gar nicht genötigt, zur Verwendung der Kathodenstrahlen zu schreiten, sondern konnte mit der Glimmentladung selbst weit bessere Resultate erzielen, und zwar beruhte das auf folgenden Tatsachen: Wird zwischen Kathode und Anode eines Entladungsrohres eine metallische, gitterförmig durchbrochene Scheidewand eingeschoben, so wird durch diese das elektrische Feld und der in Fig. 1 dargestellte Potentialverlauf im Entladungsrohr verzerrt. ...
Robert von Lieben war also kein Aufschneider, sondern ein systematisch forschender Wissenschaftler. Sein Patent ist das Ergebnis eines erfolgreichen Laboraufbaus aufgrund richtiger Schlussfolgerungen. Es wurde aber dann entschieden, in einer anderen Richtung weiter fortzuschreiten, anstelle hier fortzufahren.
Hier wird deutlich, dass ein "Gegeneinander Ausspielen" von Lieben und de Forrest nicht möglich ist: Ersterer benötigte eine absolut zuverlässige Röhre für die Weitverkehr-Telephon-Übertragung, er erreichte 1000 Stunden. Letzterer eine möglichst kleine Detektor-Röhre bester Empfindlichkeit.
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Von Lieben und de Forest, die ersten Verstärkerröhren : und sie funktioniert doch! -Fortsetzung-.
Hallo miteinander, sofern da noch jemand mitliest... Einen eindeutigen Beleg dafür, dass schon die erste Version der Lieben-Röhre (die mit der Strahlablenkung von 1906) schon recht gut funktioniert haben muß, finden wir ironischerweise im Umfeld des Verfassers des Buches "Radios von gestern" selbst, wo dieses ja abgestritten wird: h t t p s://www.radiomuseum.org/dsp_multipage_pdf.cfm?pdf=skowronnek_20karl_20_20lieben_roehre_20_1931_ocr_prot_1.pdf (Archiv für Geschichte und Mathematik, Der Naturwissenschaften und der Technik, 1931, 13.Band, 3/4. Heft Neue Folge iV)
Zitieren:Bereits im Jahre 1907 führte er [Anm.:v.Lieben] NERNST in seinem Privatlaboratorium in Wien ein derartiges Relais vor, durch das ein telephonisches Gespräch mir außerordentlich gesteigerter Lautstärke und dabei vollkommen wiedergegeben wurde(³).
(³) W.NERNST: Telefunken-Zeitung Nr. 32/33, S.6,1923
Die Formulierung "derartiges" Relais ist ein starker Indikator, dass die vorgeführte Röhre starke Abweichungen von der Herrn Nerst bekannten Ausführung hatte. Leider konnte ich die Ausgabe der angeführten Telefunken-Zeitung noch nicht im Netz finden. ---- Aber auch zu der "zweiten Version" der Lieben-Röhre, die nach einem ganz unterschiedlichen Prinzip (Gittersteuerung) arbeitet, gibt dieses Zeitdokument von 1931 umfangreiche Beschreibungen. Sogar Kennlinien der Gasröhren-Version . Auch der "Gitterpatent-Streit" wird erwähnt. Beschäftigt man sich aber anhand der Informationen etwas mit der Röhre wird klar, dass es nicht einfach genügt, ein zusätzliches Gitter in eine gasgefüllte Röhre einzufügen, um Verstärkung zu erhalten:
Es muß den Raum um die Kathode vollständig vom Raum um die Anode trennen, damit es nicht um das Gitter herum zu Ionisations-Erscheinungen kommt. Das kann man auch gut beim Aufbau eines modernen Thyratrons beobachten, nur dass bei diesem der Bereich der Ionisation, (in dem die Lieben-Gasröhren-Röhre sehr linear verstärkt) überschritten wird und es zur Bogenentladung kommt, welche die Lieben-Röhre ohne Schutzwiderstand zerstören würde. Das zeigt auch die sehr lange Entwicklungszeit der Lieben-Röhre, Reiß schrieb "erst" 1910 stolz in sein Tagebuch:
Zitieren:"Die erste gut funktionierende Röhre wird heute von der Pumpe abgeschmolzen".
Allerdings stellen die Entwickler weitaus schärfere Anforderungen an ihre Röhre, als das andernorts geschieht. 1000 Betriebsstunden wurden letztendlich erzielt, 4 Röhren ergaben über 20000-fache Verstärkung und es wurde möglich, Telefonverbinungen durch ganz Deutschland zu realisieren.
Re: Von Liebenund de Forest, die ersten Verstärkerröhren: Elektronenstrahlen vs Kanalstrahlen
Hallo Bernd, Noch viel mehr Mühe haben diejenigen, die ihre Zeit dafür opfern,diese uralten Original-Dokumente einzuscannen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sonst wäre nämlich nichts zu finden...
Aber da nun mal heutzutage auch Unsinn mit ISBN-Nummer versehen und selbst in Stein gemeißelt wird, bleibt einem das Nachforschen nicht erspart. Hier wird aus dem Erfinder der Verstärkerröhre gleich der Erfinder der Radioröhre gemacht. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ro...ben-Gedenktafel Ob ein englischer oder amerikanischer Tourist beim Betrachten der Tafel einen Herzanfall erlitten hat, ist nicht bekannt. Denn
Zitieren:Schon die ersten Gasröhrenmodelle von de Forest müssen das Charakteristikum gezeigt haben, die aufgenommenen Schwingumgen zu verstärken. Jedenfalls war sowohl hinsichtlich der Röhre als auch mit Bezug auf ihre Schaltung wohl alles gegeben, um die Lautverstarkung der Empfangsschwingungen zU bewirken.
(E. Nesper, Handbuch der drahtlosen Telegraphie, 1923)
Den alten Gedenkstein mit der richtigen Inschrift findet man dann in der schon genannten Zeitschrift Vielleicht hat jemand ja die Ausgabe der Telefunken-Zeitung von 1923, in der Nernst als "Ohrenzeuge" genannt wird. Als anerkannter Wissenschaftler und Lehrer des Robert von Lieben ist er sehr glaubwürdig, obwohl schon nicht mehr notwendig, wie ein Blick in "Die Naturwissenschaften" von 1914 zeigt: (https://ia804507.us.archive.org/11/items...4-01-02_2_1.pdf)
Während de Forest freimütig zugab, keine genaue Erklärung für die Verstärkung seiner Röhre geben zu können, setzten die Entwickler der Lieben-Röhre klare Vorstellungen nach damaligem Stand der Wissenschaft um:
Nachdem die erste Version nach dem Prinzip des Elektronenstroms zwar funktionierte, aber den hohen Ansprüchen von Liebens nicht genügte, ging man zu dem Prinzip des Ionenstromes über. (Schreib ich mal so als Laie, vielleicht verfasst/ergänzt ja mal ein Fachmann einen Artikel in "wikipedia" über beide Röhren.)
Der Unterschied ist elementar: Elektonen sind schnell, in dem Patent zur ersten Lieben-Röhre steht "Bis hin zu den höchsten Frequenzen". Im Video mit der 2.Version der Röhre im Patric Sokoll-Video ist zu sehen , das schon bei 15 kHz die Verstärkung abnimmt. Dazu ist das typische Ionisationsleuchten zu sehen. https://www.youtube.com/watch?v=lWRRFi0E3aU
Ein Blick lohnt sich in das von mir dort erwähnte.. ISBN 978-3-939197-74-4, Außensteuerröhren, Schriftenreihe zur Funkgeschichte, Band 16, GFGF. Author Gerhard Eisenbarth. Hier beginnt aus meiner Sicht der Urschleim der Röhrentechnik. Hewitt, Vreeland, Lieben und de Forest werden für 1902, 1905, 1906 und 1906 mit ihren Patenten erwähnt.
Re: Von Lieben versus de Forest, die ersten Verstärkerröhren......
Hallo Jörg,
danke für dein zurückgenommenes Angebotmuß nicht sein. Zu unserer Zeit waren Röhren eher als Spulenkörper bekannt - wird jetzt nicht Jeder verstehen ist aber auch unwichtig. Ich arbeite mich aber langsam zur modernen Röhrentechnik vor. Ich will ja den technischen Fortschritt nicht verpassen
Funkende Grüße Bernd
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. (Albert Einstein)
Von Lieben und de Forest, die ersten Verstärkerröhren: high-tech-Kathode
Moin, Kristallisiert man den "Urschleim" zeigt sich: Die von Lieben bereits in seiner ersten Version verwendete Kathode war eine moderne Oxid Kathode analog zu den sehr viel späteren Formen.
Im Jahr 1906 hat Wehnelt seinen Aufsatz "Ein elektrisches Ventiorohr [Anm.: Röhrendiode]" in den "Annalen der Physik", Bd 19-1" veröffentlicht. https://archive.org/details/sim_annalen-...mp;view=theater Sehr leistungsfähig das Teil, 1904 gab es bereits Veröffentlichungen von Wehnelt. Mit diesem "Ventilrohr" stellte Wehnelt fest, dass die Qxide von z.B. Barium, Strontium und Kalzium auf einen glühenden Leiter aufgetragen, besonders viele Elektronen aussenden.
Hier noch ein Bild aus einem Buch von 1905. (https://archive.org/details/magnetischek...mp;view=theater) Die abgebildete "Braunsche Röhre" diente als Vorbild für die erste Lieben-Röhre. Mit geheizter Wehnelt-Kathode ausgestattet, dürfte der Elektronenstrahl auch bei verhältnismäßig kleiner Anodenspannung richtig "Wumms" gehabt haben.
Es handelt sich hier um "Kathodenstrahlen" (Elektronen), wenn von Leitung durch in Gasen (Ionen) gesprochen wurde, verwendete man die Bezeichnung "Kanalstrahlen". Hier Kathodenstrahlen: Die negativ geladenen Elektronen werden von der positiv geladenen Platte angezogen, der Strahl krümmt sich nach unten. Ob das Prinzip auch funktionieren würde, wenn ein sehr kleiner Gasgehalt in der Röhre vorhanden ist (Verringerung des "Kathodenfalls") weiß ich nicht. Dies Rätsel ist mir zu spitzig, da müßte ich einen Gelehrten fragen-
Re: Von Lieben versus de Forest, die ersten Verstärkerröhren......
Hallo Bernd, Das ist klar, dieser Effekt war 1906 bekannt. Auch das es unterschiedliches Verhalten bei im Ablenkverhalten beider Strahlenarten gab. Da wurde über Jahrzehnte mit Hochdruck geforscht, und zu Zeiten Liebens hielt man die Theorie, dass es kleinste Teilchen mit geringer Masse und unglaublicher Geschwindigkeit (Elektronen) geben müsse, für sehr wahrscheinlich. Man wuste auch, das Kathodenstrahlen dünne Alu-Folie durchdringen können, Kanalstrahlen aber nicht. Und das Kathodenstrahlen erhebliche Wirkung (schmelzen der Vakuumröhre an der Auftreff-Stelle) bei hohen Spannungen haben sowie eine weitere Stahlungsfom (Röntgenstrahlen) auftritt. "Merkwürdige Geschwüre auf der Haut mit schleppendem Heilungsverlauf"
In der ersten Lieben-Röhre wird dieses Prinzip nun auf die Kathodenstrahlen übertragen und das "Braunsche Rohr" abgeändert. Denn anders als bei Gasfüllung wird der Elektronenstrahl im Vakuum ja nicht zerstreut.