Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Auf einer britischen Röhrenseite habe ich mehr Informationen mit Bildern gefunden, die das Maschengitter in Form eines Fingerhutes deutlich macht:
Es wird auch eine Patent Nr. angegeben 28413. Leider ist das bei DEPATISnet nicht gespeichert. Ich habe schon GB oder UK vor der Nr. eingegeben, nil.....
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Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Hallo miteinander, @Walter
Zitieren:@Jens: Werfe hier keine Nebelkerzen, der EV136a war ein NF-Verstärker
Wieso Nebelkerze ??? Auszug aus dem genannten Buch:
Zitieren:Type Telefunken EV 136a war der erste Verstärker, mit welchem ein brauchbarer F.-T.-Empfang in C-, G- und R-Flugzeugen auf Entfernungen bis 250 km, je nach Stärke der Gegenstationen, ermöglicht wurde.
Genannt hier deshalb, weil er eine der im Ausgangsbeitrag genannten Spiralgitter Röhren verwendet und in diesem frei zugänglichen Buch ausführlich beschrieben ist. Auch wird deutlich, dass sich schon vor 1920 intensiv mit dem Bereich "Funk" beschäftigt wurde. Sonst wäre der Name Die Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H. absurd.
Aber das wesentlichste Merkmal, das Hochvakuum und auch ein den modernen Röhren vergleichbares Steuergitter hat Langmuir in seinem Patent von 1913 eindeutig beschrieben (US1558436). https://patentimages.storage.googleapis....9/US1558436.pdf Auch Einzelheiten, wie z.B. das Problems Ionen-Bombardement der Kathode sind genau beschrieben.
Die geschlossene Anode soll aber wohl eher das Glas vor Aufladungserscheinungen durch den Glühfaden schützen. Eher interessant der Neutralisationskondensator zu einem so frühen Zeitpunkt, finde ich. (Fig.3)
Die hängende Ausführung des Heizfadens sollte bessere Stabilität bringen und weniger Klingneigung. Außerdem konnte man das Gitter so näher an die Kathode bringen. Sehr entfernt ähnlich einer modernen PC88 etwa, wo Spanngitter und Anodenblech auch nur "einseitig" ausgenutzt sind.
Das "Geburtsjahr" der Vakuumröhre lege ich jetzt für mich etwas vor, auf 1913/14. Eine etwas mühsame Angelegenheit, bedenkt man die weltweiten Anstrengungen der Entwickler und das vergleichsweise frühe Erscheinen gebrauchsfähiger (gasgefüllter) Röhren (Lieben, de Forest). https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...&thread=286
Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Zunächst meinen herzlichen Dank an Jens und Kalle, für die Originaldokumente in Bezug auf das Marconi-Round Patent.
Zitieren:Die geschlossene Anode soll aber wohl eher das Glas vor Aufladungserscheinungen durch den Glühfaden schützen.
Auch wenn das damals als Hauptargument angeführt wurde, ist die optimale Nutzung des Katodenstroms logischer und in meinen Augen noch wichtiger! Das im Vergleich zur Abbildung der EVN94 (siehe oben), wo offensichtlich ein nicht unerheblicher Teil verloren geht....
Die genannten Aufladungserscheinungen (vagabundierende Elektronen) findet man selbst bei einer Zylinderanode (AL4 z.B). Als Gegenmaßnahme wurde Graphit auf die Glasinnenseite angebracht.
Es stimmt, bei VHF-UHF Röhren wird oftmals das Anodenblech geteilt zur Reduzierung der Anoden-Gitter Kapazität. Die Form der Katode und des Gitters ist dann entsprechend angepasst, fokussiert .
Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Hallo zusammen,
dieser von mir eingebrachte Beitrag ist ein wenig abgedriftet. Aus meiner Sicht macht es nach mehr als 100 Jahren keinen Sinn darüber zu streiten, wer zu welchem Zeitpunkt irgendwelche Patentrechte hatte, zumal das bis heute umstritten ist. Die Hauptakteure de-Forest, Armstrong, Marconi hatten sich fast bis zum Ruin gegeneinander verklagt.
Das Verhalten des Telefunken-Konsortiums war nicht besser, allerdings muss man das politische Umfeld und die Isolation Deutschlands bedenken.
Das legitime Recht des Urhebers darf nach meiner Auffassung nicht über das Gemeinwohl gestellt werden. Wir werden das zum Ende des Jahres merken, wenn kein Getreide aus Russland und Ukraine mehr zu uns kommt (Stichwort Monsanto-Saatgut- Patent/Monopol).
Gasgefüllte Röhren für Empfangszwecke wurden in den USA zu Ersatzteilzwecken noch fast bis in den zweiten Weltkrieg produziert, obwohl das Prinzip schon 1925 als veraltet galt (GX200A).
Naja, zu der Rolle eines NF-Verstärkers in einem Empfänger, egal ob Detektor, Audion oder Superhet brauche ich keine Worte zu verlieren, da bleibt nur Schmunzeln.
Bevor ich mich hier für eine gewisse Zeit zurückziehe und dem Red Pitaya zuwende, möchte ich die heute gemachten Messungen meiner EVN171 im Vergleich zu den theoretischen Betrachtungen von Gerhard Eisenbarth zeigen. Die Röhre kam ohne Schachtel und ohne Banderole blitz-blank aus den USA vor über 10 Jahren zu einem moderaten Preis zu mir. Es soll sich um eine damalige Kriegsbeute gehandelt haben.
Vielen Dank an alle Beteiligten für ihre Recherche. Insbesondere Gerhard Eisenbarth hat hervorragende Arbeit geleistet. Ohne diese Vorarbeit wäre ich nicht auf die Idee gekommen, diese Röhre, die sich offenkundig in NOS Zustand befindet, nachzumessen.
Wolfgangs technische Einschätzung kann ich nur zustimmen.
Gruss Walter
Nachtrag vom 20.04.22 aus "25 Jahre Telefunken", Seite 129:
"Die nächste Aufgabe war die Entwicklung einer Tonfrequenzverstärker- röhre von höherem Wirkungsgrad und grösserer Endlautstärke. Nach Verwerfung vieler Modelle entschlossen wir uns zu der Ausführung EVE173, einer Anordnung mit gerade gespanntem Glühfaden, zylindrischem Gitter und Anode, an der wir schon 1914 herumexperimentiert hatten. Vorher war bereits die bisherige EVN94 in eine mechanisch zweckmässigere und elektrisch wirksamere Form mit der neuen Bezeichnung EVN171 gebracht worden."
Zeitspanne 1914 bis 1918, die EVN129 war speziell für Überlagerung bestimmt. Erster brauchbarer NF-Verstärker mit der EVN94 stand am ersten Kriegstag auf dem Labortisch: 28.Juli 1914. Ablösung der EVN171 durch die EVE173 Anfang 1918.
In der Funkgeschichte #207 schreibt Prof.Dr. Berthold Bosch aus Bochum 2013 einen interessanten Aufsatz mit dem Titel "Von der Glühlampe zur Verstärkertriode". Insbesondere die Anfänge sind interessant. So werden die Leistungen des Steuerflüchtlings de Forest relativiert. Es wird klar, wie Telefunken aufgrund der amerikanischen Entwicklung wieder in die Spur kam.
Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Moin, Die Unvorsichtigkeit von Walter mit umfangreicher Kennlinienaufnahme einer originalen(!) EVN 171 gibt mir die Möglichkeit, wieder völlig vom Thema abzuschweifen und das Ausgangskennlinienfeld zu zeichnen. Das finde ich immer am anschaulichsten.
Wie man dem genannten Buch "Funkentelegraphie für Flugzeuge" von 1917 entnehmen kann, hatte der erste "Lautverstärker E.V.136a" 4 stk. Trafogekoppelte Spiralgitter - Vorröhren EVN 94.
Das "Nachfolgemodell" hatte dann nur noch 2 Vorröhren EVN 171 (mit Spiralgitter) und eine Endröhre EVE 173 mit mantelförmig-geschlossenem Anodenblech und entsprechend spulenförmiger Gitterelektrode.
Passend zum vorgeschalteten Sende-Empfänger wurde umschaltbar Tonselektiv schaltbar bis 1000-fach verstärkt, Sendeteil ein "Tönender Löschfunkensender D", im Empfangsteil ist lediglich eine Detektor-Diode gezeichnet.
1000-fach auf Kopfhörer im kleinen Propeller-Flugzeug ist schon ne' Nummer, die Spiralgitter-Röhren dürften tatsächlich recht mikrofoniearm konstruiert gewesen sein.
Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Zur Entwicklung, dem Verhalten und der Anwendung der frühen Elektronenröhren empfehle ich das Buch „Thermionic Tubes in Radio Telegraphy and Telephony“ von Scott aus dem Jahr 1921
Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
basteljero: Die Unvorsichtigkeit von Walter mit umfangreicher Kennlinienaufnahme einer originalen(!) EVN 171 gibt mir die Möglichkeit, ...
Hallo zusammen,
diese ersten Hellgüher mit thorierten Wolframdrähten waren robust konstruiert. Es kam nur auf die Einhaltung des vorgeschriebenen Heizstroms an. Die Produktion schwankte hier zwischen 530 und 570 mA. Es gab Eisenwiderstände in 10mA Abstufungen. Die Röhren wurden immer an 6V Bleiakkumulatoren in Serie zu ausgesuchten Eisenwiderständen geheizt, wie man in den Telefunken-Zeitungen nachlesen kann. In meiner Sammlung habe ich eine 550mA-Type. Weil diese um 10mA zu hoch ist, habe ich ihn nicht mit der originalen EVN171 betrieben, sondern an einem 7,5 Ohm-Widerstand (10W). Es ist zu erkennen, dass der Strom nicht über den Nennwert steigt.
Die korrekte Bezeichnung wäre heute Eisen-Wasserstoff-Widerstand: