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Wumpus-Gollum-Forum von "Welt der Radios".
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[-M-] Autoradio von Delco für Oldsmobile
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01.05.15 12:46
HB9 

WGF-Premiumnutzer

01.05.15 12:46
HB9 

WGF-Premiumnutzer

[ -M- ] Autoradio von Delco für Oldsmobile

Dieses amerikanische Autoradio von Delco mit Jahrgang 1950 zeigt eindrücklich, warum anmerikanische Autos so gross sein müssen siehe Vergleich mit einem europäischen Autoradio aus den 70er-Jahren im Normgehäuse.



Ansicht von unten


Der Allgemeinzustand des Radios lässt darauf schliessen, dass es längere Zeit in einer elektronikfeindlichen Gegend gelegen haben muss. Neben Rost hatte es auch Erde und Laub im Gehäuse, und die Kalotte über der Schwingspule war abgefallen, so dass es auch Schmutz im Luftspalt der Schwingspule vom Lautsprecher hatte. Erstaunlicherweise war das Lautstärke- und Klangpoti noch in Ordnung und auch die Abstimm-Mechanik war nach einem WD40-Einsatz wieder wie neu. Die verrostete Front habe ich kurzerhand neu lackiert und die Knöpfe einer Intensivreinigung unterzogen. Da es verchromte Metallknöpfe sind, könnte man sie natürlich neu verchromen, aber ein bisschen darf man dem Gerät das Alter ja auch ansehen, denn es hat ja mittlerweile das Pensionsalter erreicht...

Die Schaltung hat mit der ungeheizten Gleichrichterröhre (0Z4), der geregelten HF-Vorstufe und damit 2 abgestimmten Vorkreisen sowie der Gegentakt-Endstufe ein paar Spezialitäten. Als Mischröhre dient eine Oktode statt der sonst üblichen Heptode mit separater Oszillator-Triode. Die Röhren haben alle Oktalsockel und mit Ausnahme der Endröhren Stahlkolben. Die Phasendrehung für die gegenphasige Ansteuerung der Endröhren erfolgt mit einem Autotrafo an Stelle der üblichen Phasendreher-Röhre, was eine Vorröhre mit hoher Treiberleistung erfordert. Insgesamt hat das Gerät 7 Röhren, was für ein reines Mittelwellen-Radio recht viel ist.

Da das Radio an einer 6V-Autobatterie betrieben wird, hat es einen mechanischen Zerhacker, welcher eine Wechselspannung mit etwa 150Hz erzeugt, welche auf die übliche Anodenspannung von 250V hochtransformiert wird. Der Zerhacker funktionierte nicht mehr, da die Kontakte komplett oxidiert waren. Da man hier nichts mehr verlieren konnte, habe ich ihn geöffnet und die Kontaktflächen sauber geschliffen, jetzt funktioniert er wieder. Die Geräuschentwicklung ist recht beträchtlich, aber die damaligen Autos waren wohl etwas lauter als die heutigen, so dass das nicht sonderlich störte, und die Gegentaktendstufe mit dem grossen Lautsprecher sorgt ja für die nötigen Dezibel...

Beim Regenerieren der Elkos sah es erst schlecht aus, da schon bei 50V der Leckstrom stark zunahm. Dabei stellte sich heraus, dass die Elkos in Ordnung waren, somit war also der Fehler irgendwo in der Schaltung drin. Ein Drahtwiderstand mit abgeblättertem Schutzlack war dann ein Indiz, dass in dieser Gegend etwas nicht stimmt, und die weitere Suche brachte dann den Übeltäter ans Licht, es war der Abblock-Kondensator der Schirmgitter im HF- und ZF-Pfad (da hat man gespart und einen gemeinsamen Kondensator für 3 Röhren spendiert). Nach dem Ersatz durch einen zeitgemässen Folienkondensator war isolationsmässig alles in Ordnung, somit konnten die Röhren geheizt werden... und das Radio funktionierte einwandfrei!

Chassis von der Bauteilseite, oben in der Mitte die drei variablen Spulen (graue Becher) für den Oszillator und die beiden Eingangskreise, die Abstimmung erfolgte induktiv. Links der HF/ZF-Teil, unten der NF-Teil, rechts die Speisung, hier unter der Abschirmung verborgen



Chassis von Röhrenseite: Links oben der Elko, darunter versteckt die Gleichrichterröhre und danach der Trafo und ganz unten der Zerhacker, rechts daneben der Ausgangstrafo, die beiden Endröhren der Gegentaktstufe, danach die Demodulator- und Vorröhre (schwarz) und darüber der Autotrafo für die Erzeugung der gegenphasigen Steuersignale für die Endstufe. Darüber die Oktode für den Mischer und Oszillator und am Rand oben die HF- und unten die ZF-Röhre.



ordentlicher Lautsprecher


Stahlröhre:


Patente waren den Amerikanern schon früher wichtig:


Abstimmungs-Mechanik mit den 5 Stationstasten



https://www.welt-der-alten-radios.de/aus...ios-2-1544.html

Datei-Anhänge
Abstimmung.jpg Abstimmung.jpg (367x)

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Chassis1.jpg Chassis1.jpg (398x)

Mime-Type: image/jpeg, 157 kB

Chassis2.jpg Chassis2.jpg (365x)

Mime-Type: image/jpeg, 112 kB

Lautsprecher.jpg Lautsprecher.jpg (341x)

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Oben.jpg Oben.jpg (352x)

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Patente.jpg Patente.jpg (354x)

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Roehre.jpg Roehre.jpg (370x)

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Unten.jpg Unten.jpg (350x)

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01.05.15 14:19
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

01.05.15 14:19
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

Re: Autoradio von Delco für Oldsmobile

Hallo HB9.

Vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag.

Mit vielen Grüssen.
Wolle

01.05.15 17:50
nobbyrad58 

WGF-Premiumnutzer

01.05.15 17:50
nobbyrad58 

WGF-Premiumnutzer

Re: Autoradio von Delco für Oldsmobile

Hallo an Alle!

Für die Experten: Es gab eine deutsche Stahlröhre, die EDD 11 die für den Gegentakt B Betrieb in Autoradios konzipiert war als als LS Treiber. Auch hier wurde eine Trafo Phasenumkehr bei der Röhre berücksichtigt, eine Aussteuerung bis in den Gitterstrombereich war möglich.

MFG Nobby

01.05.15 18:35
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

01.05.15 18:35
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

Re: Autoradio von Delco für Oldsmobile

nobbyrad58:
Es gab eine deutsche Stahlröhre, die EDD 11 die für den Gegentakt B Betrieb in Autoradios konzipiert war. Als Treiber wurde die EBC11 eingesetzt. Auch hier konnte eine Trafo- Phasenumkehr angewendet werden, eine Aussteuerung bis in den Gitterstrombereich war möglich.
MFG Nobby

EDD11
Heizung: 6,3 Volt, 0,4Ampere
Anodenstrom: 7 mA Ruhestrom, 40 mA bei Aussteuerung.
Sprechleistung: 5,5 Watt
Treiberleistung: 0,1 Watt
Gittervorspannung: Minus 6,3 Volt

Mit vielen Grüssen.
Wolle

02.05.15 17:06
HB9 

WGF-Premiumnutzer

02.05.15 17:06
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Autoradio von Delco für Oldsmobile

Hallo Wolle und Nobby,

die Endstufe hier ist mit 2 * 6V6GT bestückt, das sind Pentoden, leistungsmässig zwischen der EL41 und der EL84, hier bringen sie in Gegentakt-A-Betrieb etwa 10W Ausgangsleistung (gemessen). Die Steuerleistung für die Röhren ist gering, da Pentoden normalerweise nicht so weit ausgesteuert werden, dass Gitterstrom fliesst. Für die 'Fütterung' des Autotrafos für die Phasenumkehr braucht es aber Strom, wenn man die Induktivität und damit die Windungszahl in einem halbwegs vertretbaren Ausmass haben will. Als Treiber dient die 6SR7 (hat auch noch zwei Dioden für die AM-Demodulation und Erzeugung der Regelspannung), die bringt immerhin 0.3W nach Datenblatt und wird mit einem Strom von etwa 8mA betrieben.

Die Schaltung mit dem Autotrafo hat noch einen guten Nebeneffekt. Damit kein Gleichstrom durch den Trafo fliesst, der ihn sättigen würde, wird das Ausgangssignal der Treiberröhre kapazitiv an ein Ende der Wicklung angekoppelt und die Mittelanzapfung liegt auf Masse. Die Steuergitter der beiden Endröhren liegen an den beiden Enden der Wicklung. So sorgt allfälliger Leckstrom des Koppelkondensators nur für Verzerrungen wegen zu geringer Anodenspannung der Treiberröhre, aber die Arbeitspunkte der Endröhren werden nicht verschoben und somit nicht geschädigt. Bei den üblichen Schaltungen mit kapazitiver Kopplung und Gitterableitwiderstand ist das ja eine bekannte Ursache für 'verheizte' Endröhren und Gleichrichter.

Gruss HB9

02.05.15 17:13
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

02.05.15 17:13
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

Re: Autoradio von Delco für Oldsmobile

Hallo HB9.

Vielen Dank für die technische Beschreibung der NF- Endstufe des Autoradios.

Mit vielen Grüssen.
Wolle

03.05.15 19:04
Altendorf 

WGF-Nutzer Stufe 2

03.05.15 19:04
Altendorf 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: Autoradio von Delco für Oldsmobile

Hallo, HB9

Hier mal ein Bild von drei Generationen Blaupunkt Hamburg.
Der Erste mit Rimlockröhren und mechanischem Zerhacker, dann ein Hybrid mit Transistoren in der Endstufe und als Zerhacker und der
erste Volltransistor. Durch das fehlende UKW-Teil kommt der Zweite bereits mit einem Gehäuse aus.



Übrigens, läuft dein Körting-FS noch?

Gruß
Jochen

Datei-Anhänge
autorad 003.JPG autorad 003.JPG (383x)

Mime-Type: image/pjpeg, 259 kB

04.05.15 19:23
HB9 

WGF-Premiumnutzer

04.05.15 19:23
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Autoradio von Delco für Oldsmobile

Hallo Jochen,

natürlich läuft mein Körting noch, habe gerade die Farbreinheit etwas nachgestellt, jetzt sind die letzten Farbfehler weg.

Ein Blaupunkt-Röhren-Autoradio hatte ich letztes Jahr zur Reparatur hier, ich weiss nicht mehr, welcher Typ, aber nur MW und LW, mechanischer Zerhacker, aber Noval-Röhren (ECH81, EF89, EBC81 und EL84), alles im selben Gehäuse als eine Einheit, der hintere Teil recht eng mit der EL84, dem Speisungs- und Ausgangstrafo und dem Zerhacker. Im vorderen (flachen) Teil war der Rest untergebracht, dabei hat mir die unkonventionelle Bestückung der Röhrensockel gefallen: Da die Höhe knapp war, wurden die Röhrensockel nicht auf die Leiterplatte bestückt, sondern ähnlich wie bei den handverdrahteten Chassis durch Löcher gesteckt, das sparte einen knappen Zentimeter Höhe. Stellt sich die Frage, ob Miniaturröhren nicht einfacher gewesen wären...
Aber gegenüber meinem Amerikaner war der Blaupunkt ein Winzling...

Gruss HB9

21.07.16 21:48
HB9 

WGF-Premiumnutzer

21.07.16 21:48
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Autoradio von Delco für Oldsmobile

Hallo zusammen,

um mein Delco-Radio stationär zu betreiben, habe ich es auf Wechselstrombetrieb umgebaut, nachdem der Zerhacker wieder einmal Ärger bereitete. Das ging sehr einfach: Zerhacker raus (ist gesockelt) und eine Kurzschlussbrücke in den Sockel, damit eine Trafowicklung mit der Versorgungsspannung verbunden ist. So kann das Gerät mit 6.3V Wechselspannung betrieben werden. Der Trafo zeigt trotz der tieferen Frequenz (50Hz statt etwa 100Hz vom Zerhacker) keine Sättigungstendenzen, und es gibt auch trotz Wechselspannungsheizung keinerlei Brummprobleme. Dank der Gegentaktendstufe gibt es auch das typische 100Hz-Brummen nicht. Da der Trafo jetzt eine Sinus- statt einer Rechteckspannung liefert, ist die gleichgerichtete Spannung etwas höher, was aber ziemlich egal ist, einzig die Endröhren heizen etwas mehr, haben dafür aber (noch) mehr Leistung. Messtechnisch ist alles noch im grünen Bereich.
Beim Messen sind die Eigenheiten der ungeheizten Gleichrichterröhre (0Z4) aufgefallen. Nach dem Einschalten stellt sich eine vernünftige Gleichspannung ein, die während dem Anheizen stark absinkt (viel mehr als sie sollte), um dann plötzlich sprungartig wieder auf den Sollwert zu steigen, wo sie dann auch bleibt. Das Datenblatt gibt die Erklärung dazu: neben einer Mindestspannung braucht diese Röhre auch einen Mindeststrom, um zu funktionieren, was beim Anheizen noch nicht erfüllt ist. Wenn man das nicht weiss, könnte das Verhalten Sorgen bereiten...

Als Spannungsquelle dient ein 120VA-Ringkertrafo mit 6V.

So macht das Radio nach der Dämmerung richtig Spass, und die Tonqualität ist sehr gut für Mittelwelle, und von der Ausstattung geht es knapp als Gross-Super durch (abgestimmte HF-Stufe, Gegentakt-Endstufe, aber nur 7 Kreise weil nur eine ZF-Stufe). Bei Gelegenheit korrigiere ich noch den Gleichlauf des Eingangskreises, da dieser von der Antenne abhängt.

Gruss HB9

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