wie man sieht, habe ich momentan ein wenig Zeit und nutze die Gelegenheit, das eine oder andere Gerät vorzustellen ...
Nun, hier ist es ein dreistufiger NF-Verstärker aus den USA aus dem Zeitraum um 1926. Da zu diesem Zeitpunkt noch viele Ein- oder Zweiröhrenempfänger auf dem Markt waren, die keinen Lautsprecherbetrieb ermöglichten, brachten verschiedene Firmen (u.a. "Daven") diese kleinen Verstärker heraus, die mit der "Input-"Seite in die Kopfhörerbuchsen des Emfängers eingesteckt wurden (auf diese Art und Weise wurde dann gleich die Versorgung mit Anodenspannung für die Audionröhre gewährleistet).
Es schlossen sich dann insgesamt drei Verstärkerstufen an, die jeweils mit einer Kondensator- Widerstandskopplung versehen waren (billig und materialsparend). Das Ganze wurde auf einem Pertinax- oder Bakelitchassis montiert, das mit kleinen Standfüßchen ausgestattet war. Ein Gehäuse war für diesen Verstärkertyp nicht vorgesehen. So, wie das Teil hier abgebildet ist, ist es komplett und muß nur mit den nötigen Spannungen über die rückwärtigen Schraubklemmen versehen werden.
Die hier enthaltenen Röhren sind "DL5"-Verstärker-Trioden von DeForest (dem Erfinder des Audions !), die noch bis lange in die 20er hinein mit dieser klassischen Form produziert wurden (Heizung 5V / Anode bis 135V max). Der Sockel ist der normale US-Standardsockel für UV- / UX-Typen, so daß hier also auch UV-301A oder UX-201A eingesetzt werden können.
Das Gerät arbeitet sehr gut und ermöglicht einen sehr ordentlichen und lautstarken Trichterempfang.
Lediglich der Hersteller ist nicht zu erkennen - wie man an der Beschriftung und der Verarbeitung (genietet etc.) sehen kann, handelt es sich aber definitv nicht um eine Bastlerarbeit.
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Hallo Freedi, ein schönes Teil, mich würde interessieren, ob die Drähte isoliert sind oder als Freileitungen ausgeführt sind. Haben die Widerstände noch ihren Originalwert?
oh nein, isoliert ist da gar nix - tatsächlich alles (mehrschichtig) freiluftverdrahtet! Die Widerstände sind noch relativ weit an ihren original-Werten dran (keiner hat mehr als 20% Abweichung) - diese 20er-Jahre-Modelle halten sich oftmals erstaunlich gut; allerdings ist dies nicht mehr die komplette Originalbestückung, wie man an den unterschiedlichen Papieretiketten sehen kann!
Bemerkenswert finde ich den Unterschied zu zeitgenössischen Deutschen Schaltungen. Hier arbeite man um 1925 mit Übertragerkopplung, dafür konnte man eine Röhre gegenüber der RC Kopplung sparen. Habe solche Schaltungen in einem Rundfunkbuch von 1925 gefunden. Hierzulande ging man mit Röhren sparsamer um. Wenn die Geschichte einen anderen Verlauf genommen hätte, gäbe es auch bei uns noch mehr 20er Jahre Technik, da kann man nix machen.
oh, die Amis waren noch deutlich verschwenderischer mit Röhren - man sehe sich nur mal manche Spitzengeräte (z.B. von Scott) aus den frühen 30ern an (Bsp. Modell "Symphonic") ... 20 Röhren und mehr waren da nix !! Die hatten allerdings auch nicht die teilweise kleinlichen Patentstreitigkeiten wie hier mit Telefunken und konnten ansonsten einfach aus dem Vollen schöpfen ("wie, der Schwundausgleich braucht noch drei Röhren zusätzlich ... na, dann bauen Sie sie halt rein!").
Die Trafokopplung war im Übrigen auch in Ami-Land durchaus Standard und daher mit der deutschen Radiolandschaft vergleichbar. Mit Trafos lassen sich ja deutlich höhere Verstärkungsgrade erzielen. 2 oder sogar 3 NF-Trafos waren normal (siehe auch meine hier vorgestellten Neutrodyne-Empfänger). Auch in den mir vorliegenden Rundfunkzeitungen aus dem Zeitraum 1923 - 1926 waren Trafos immer die erste Wahl gegenüber der Kondensatorübertragung. Bei den kleinen Kompaktgeräten wie dem oben gezeigten bot es sich einfach aus Aufbau- und Kostengründen an, die C/R-Kopplung zu verwenden.
Noch etwas ist mir bei der Lektüre des Rundfunkbuchs von 1925 aufgefallen: Ab 1924 wurde hier das Senden und Empfangen des Rundfunks bis ins kleinste geregelt vom Staat. Der Gesetzestext und die Ausführungsbestimmungen nehmen einige zig Seiten in Anspruch und die Rundfunkgebühr Betrug 2RM; Audion musste extra genehmigt werden und kostete auch extra, es durften nur genehmigte und gestempelte Fertiggeräte verkauft werden. Auch die Bauteile für den Selbstbau waren teilweise genehmigungspflichtig. Ich glaube in Amerika gab es solche Ordungspolitischen Maßnahmen nicht.
... nein, überhaupt keine !! Die hatten einen absolut freien und ungeregelten Markt, während hier die Reichspost akribisch über alles wachte. Man denke nur an die berühmten Prüfbanderolen auf den frühen deutschen Röhren und die zahllosen Abnahmestempel der RTV (="Reichstelegraphenverwaltung"), die auf allen Rundfunkbauteilen der Anfangszeit in Deutschland vorhanden sein MUSSTEN, damit der Apparat oder das Bauteil überhaupt in den Handel gelangen durfte! In manchen meiner deutschen Bücher aus der Zeit von 1924/25 mokiert man sich auch über das amerikanische Vorgehen und prophezeit schon in Kürze ein völliges Zusammenbrechen des Rundfunks, weil jeder mit allem technischen Gerät sich im Äther tummeln darf.
Ich habe in meinem Bücherschrank ein Werk von 1925 mit dem Titel: "Wie erwerbe ich eine Versuchserlaubnis", Hrsg. Hanns Günther, erschienen im Auftrag des "Deutschen Funkkartells". Hier werden auf insgesamt 184 Seiten (!) die elektrotechnischen Grundlagen vermittelt, die man im Wesentlichen beherrschen mußte, um einen Audionempfänger betreiben zu dürfen - das nenne ich mal eine ordentliche Reglementierung ... aber als Jurist ist mir dieser Ansatz ja nicht ganz fremd !!