schon beim Blick in das Lange-Schaltbild des Metzt Hawaii Radios von 1950 in zwei Teilen machte mich stutzig. Sieht schon etwas anders aus, zumindest im HF-Teil:
4 Kurzwellen-Bereiche, zwei Mittelwellen-Bereiche, ein Langwellenbereich, einmal UKW (vorbereitet).
Drei Drehkondensatoren, aber keine HF-Vorstufe. Also zwei abstimmbare HF-Kreise und ein abstimmbarer Oszillatorkreis?
Dann 4 Extra Sendertasten (programmierbar? Für welche Bänder?). Regelbare ZF-Bandbreite.
Die Lange-Schaltbildteile habe ich zusammengelegt, damit man alles besser betrachten und zuordnen kann.
Ich empfehle nicht das Schaltbild im Text anzuklicken, sondern das kleine Vorschaubild UNTER dem Text, weil nur das in großer Auflösung mit einer Bildanzeige auf dem Heim-PC, Tablet, Smartphone 1:1 (auch als Ausschnitt) gut ansehbar wird.
Grüße von Haus zu Haus Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)
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Hallo, Es ist in erster Linie wohl ein Exportempfänger und deshalb als leistungsfähiger Fernempfänger gebautes Radio. In der Funkschau 1951/15 steht als Kurznotiz:
Zitieren:Die deutsche Radioindustrie konnte in letzter Zeit erhebliche Exporterfolge erzielen. So ist es der Firma Metz, Fürth, gelungen, von der Türkei einen Auftrag über etwa 6500 Empfänger im Gesamtwert von etwa einer Million DM. zu erhalten. Der Auftrag umfaßt das neu herausgebrachte Batteriegerät BS III sowie die Superhets „Hawaii S“ (ohne UKW - Teil), „Java-Export“ und „Capri“. Es ist beabsichtigt, die bestellten Empfänger in monatlichen Stückzahlen von 1000 bis 1500 Geräten zu liefern.
Ein "Königliches" Radio, wie die Recherche zeigt: h t t p s://www.nvhr.nl/data/pictures/Metz_Hawaii.htm
Die Spulen für die Feststationen sind wohl Kunden- bzw. Regionsbezogen je nach Auftrag eingesetzt worden. h t t p s://nvhrbiblio.nl/schema/Metz_Hawaii.pdf
Die Eingangs-Schaltung interpretiere ich für LW und MW so: Von der Antenne induktiv auf den ersten Kreis des Bandfilters ("untere Spulenreihe im Schaltplan"), erster Abstimm-Drehko, dann kapazitiv auf den zweiten Kreis des Bandfilters ("obere Spulenreihe). zweiter Abstimm-Drehko. Oszillator-Kreise "mittlere Spulenreihe", dritter Abstimm-Drehko.
Man knüpft da meiner Meinung nach an die Spitzen-Export-Geräte der Vorkriegszeit an, ersetzt die HF-Vorstufe aber durch hohe Verstärkung im NF-Teil. EF40 statt Triode im Vorverstärker, Phasenumkehr (und Entbrummer?) in der Endstufe.
Bandfilter fehlt beim "Inlands-Hawaii S", statt dessen UKW. Auch in diesem Gerät wird die mögliche Anoden-Verlustleistung der Endröhre EL41 (9W) mit einem Katodenwiderstand von 250 Ohm anstelle der 175 Ohm des Datenblattes nicht ausgereizt.
Auf dieser Seite hat sich jemand sehr im Detail mit den Geräten der Serie beschäftigt, auch mit der Schaltung der KW-Lupe: h t t p s://www.radiomuseum.org/forum/die_radiogeraete_der_metz_hawaii_modellreihe_1.html
Weitere links: h t t p s://worldradiohistory.com/INTERNATIONAL/Funktechnik/Funktechnik-1950-15.pdf
mich wundert nur etwas: Warum hat Metz bei dem 2 HF-Abstimmkreise-Konzept nicht noch eine HF-Vorstufenröhre spendiert? Das hätte für Fernempfänger noch einen Hauch mehr Reserve gebracht. Aber vielleicht wollte der erwähnte Großkunde das gar nicht haben oder scheute die leicht höheren Produktionskosten.
Grüße von Haus zu Haus Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)
hier wollte man offenbar ein Spitzensuper machen, hat aber fast alles weggespart, was zu einem Spitzensuper gehört:
- keine HF-Vorstufe - nur eine ZF-Stufe - 'Pseudo'-Gegentaktendstufe, die erste Endröhre steuert die zweite
Durch die fehlenden Verstärkerstufen, die Eingangs-Bandfilter für LW und MW sowie das vierkreisige ZF-Filter dürfte die Empfindlichkeit ziemlich bescheiden gewesen sein. Die 4 KW-Bänder waren vermutlich stark gespreizt, mindestens lässt die Beschriftung im Schaltplan das vermuten.
Durch das Weglassen der Phasenumkehrstufe werden die Endröhren nicht symmetrisch angesteuert, was den Vorteil der Gegentaktendstufe, nämlich den stark verringerten Klirrfaktor, zunichtemacht. Auch die Brumm-Unterdrückung, die man bei einer symmetrischen Gegentakt-Endstufe gratis hat, fällt hier weg, da für die Brummspannung die beiden Endröhren nicht in Gegentakt arbeiten: Die zweite Endröhre verstärkt das Brummsignal an der Anode der ersten Röhre und dreht dabei die Phase um 180°. Dieses verstärkte Signal wird in die andere, gegenphasige Wicklung des Ausgangstrafos eingespeist, also nochmals um 180° gedreht, und ist somit für den Lautsprecher in Phase mit dem Brummsignal der ersten Endröhre. Der einzige Vorteil dieser Schaltung gegenüber einer Eintaktstufe ist der kleinere Ausgangstrafo, weil es keine Gleichstrom-Vormagnetisierung gibt.
HB9: - keine HF-Vorstufe - nur eine ZF-Stufe - 'Pseudo'-Gegentaktendstufe, die erste Endröhre steuert die zweite
... Wahrscheinlich konnte man 1950 noch nicht "aus dem Vollen" schöpfen. Die Wirtschaftswunderjahre waren noch ein Stück weit entfernt. Eine gute Aussenantenne wird man auf KW wohl gebraucht haben.
Hallo, Da dies eines der wenigen Geräte mit Bandfilter ist, hier ein link zu einem Funkschau-Artikel, ein Leser hatte 1956 den Eingangs-Bandfilter gefordert und es erfolgte eine Bewertung durch einige Firmen dazu: h t t p s://archive.org/details/funkschau-1956-heft-14/page/586/mode/2up?view=theater
Deren Meinungen stimmen hier in Bezug auf den Empfang in Deutschland durchweg überein:
Zitieren:"In Anbetracht des völligen Durcheinanders auf dem Mittelwellenbereich und der zahlreichen Überlagerungsstellen, der Modulationsverzerrungen bei selektiven Schwunderscheinungen und der von Haus aus technisch bedingten mangelhaften Klanggüte im AM-Bereich erscheint für ein mittleres Rundfunkgerät der beträchtliche Mehraufwand für einen zusätzlichen Drehko für den Durchschnittshörer nicht gerechtfertigt. Es kommt bekanntlich nicht nur ein dritter Drehko hinzu, sondern die Schwierigkeiten treten im vermehrten Maße im Drucktastensatz auf, dessen Abmessungen um 50% vergrößert werden müssen, um den dritten laufenden AM-Kreis unterzubringen. Dadurch wird die Gehäusetiefe um mindestens 5 cm vergrößert, oder der FM-Teil wird im Chassis zusammengequetscht, so daß die Verdrahtung schwierig wird und leicht innere Rückwirkungen und Verkopplungen eintreten können." (Nordmende)
Mit "Durcheinander" ist der Kopenhagener Wellenplan von 1948 gemeint, speziell für Deutschland ergab sich ja der "Wellensalat" auf Mittelwelle, man setzte frühzeitig auf UKW und Ferritantenne für MW.
Für ein eher auf den Export ausgerichtetes Gerät mag ein Bandfilter da wohl eher Sinn ergeben. Von der Empfindlichkeit her wohl vergleichbar mit anderen Geräten, diesem "Imperial" z.B.: h t t p s://nvhrbiblio.nl/schema/Imperial_612W.pdf Bei sehr vielen Geräten ist eine zweite ZF-Röhre zwar vorhanden, wird aber nur für FM beutzt, das gleiche gilt auch für eine Vorröhre. Was auch nicht vergessen werden darf: Eine Aussenantenne bringt wesentlich höheren Pegel als die später verwendete Ferrit-Antenne, und selbst hier ist die "Standard-Schaltung" auch bei leisen Stationen (andere gibt es ja nicht mehr) mehr als ausreichend. Da mag es den Konstrukteuren sinnvoller erschienen sein, mögliche Pfeifstellen eben durch das Bandfilter vor der ersten Röhre zu bekämpfen, als die Empfindlichkeit noch weiter zu erhöhen.
Was mir aber merkwürdig erscheint: Ausgerechnet in den KW-Bereichen scheint jeweils nur ein abgestimmter Kreis vorhanden zu sein, und gerade hier würde man wegen der niedrigen ZF eine bessere Vorselektion erwarten, bei den immerhin 3x12 = 36 Spulen.
das Eingangs-Bandfilter war duchaus verbreitet bei hochwertigen Geräten, z.B. gewisse Ingelen 'Geographic', Körting Royal Syntektor, Albis 494. Gegenüber nur einem Eingangskreis wird mit 2 Kreisen die Weitabselektion und damit die Spiegel- und ZF-Unterdrückung massiv verbessert. Ein Bandfilter hat gegenüber zwei Einzelkreisen (einer vor und einer hinter der HF-Vorstufe) bei LW und MW den Vorteil der höheren Bandbreite, so dass einerseits der Gleichlauf vereinfacht wird und andererseits die NF-Bandbreite nicht beschnitten wird. Weiter geht das Bandfilter natürlich auch ohne HF-Vorstufe, gibt aber durch den zusätzlichen Signalverlust eine Verschlechterung des Rauschabstandes (die Hexoden oder Heptoden als Mischer rauschen viel stärker als eine HF-Pentode als Vorstufe).
Auf KW ist die Bandbreite von Einzelkreisen schon so gross, dass man keine Bandfilter machte. Viele Hersteller hatten auf KW trotz Dreifach-Drehko nur einen HF-Vorkreis gemacht. Beim Albis machte man es aufwendig und schaltete den 2. HF-Drehko für KW hinter die Vorstufe, so dass es für KW zwei Einzelkreise und für LW und MW ein Eingangs-Bandfilter gibt. Zum Teil wurde sogar die HF-Vorstufe für KW nicht genutzt, vor allem bei Vorkriegsgeräten.
Zitieren:Zum Teil wurde sogar die HF-Vorstufe für KW nicht genutzt, vor allem bei Vorkriegsgeräten.
Da bin ich gerade am Suchen, wo denn überhaupt "für das Wohnzimmer" etwas gebaut wurde, was in etwa den "Kommerziellen" Empfängern nahekommt- oder dem, was sich die KW-Amateure selbst gebaut haben für ihre speziellen Bedürfnisse. https://www.welt-der-alten-radios.de/aus...-detail-63.html
Bisher nur den "Telefunken 1045" gefunden, war aber vor Kriegsende. h t t p s://nvhrbiblio.nl/schema/Telefunken_1045.pdf Abgestimmter Eingangskreis--HF-Vorröhre--Abgestimmter Ausgangskreis--Mischröhre--usw. Das wäre womöglich keine schlechte Alternative für das "Hawaii"-Konzept gewesen.