Ich habe meine Ausbildung als R-F Techniker in einem kleinen mittelhessischen Ort um 1970 begonnen. Hier möchte ich gerne den ungefähren Alltag eines Lehrlings beschreiben.
Meisst waren wir 3 Lehrlinge in unterschiedlichen Lehrjahren, dazu der Meister und Chef der Firma. Da er aus Leipzig stammte konnte ich meine Sächsischkenntnisse stark verbessern. Immer wenn der Ausdruck „Sportsfreund“ fiel hatte man etwas ausgefressen. Morgens nach circa einer halben Stunde Fußmarsch vom Bahnhof (meisst bergauf) kamen wir am zentral gelegenen Wohnhaus des Chefs mit angebauter Werkstatt an (letztes Haus im Neubaugebiet, kurz vorm Feld). Wir klingelten und bekamen den Werkstattschlüssel ausgehändigt. Da der Chef circa immer eine halbe Stunde später auftauchte, beschäftigten wir uns meisstens mit irgendeinem Blödsinn. Ging die Eingangstür dann auf wurde möglichst viel Krach gemacht um intensives Arbeiten vorzutäuschen. Ein Azubi lief immer schnell in die Garage um im alten Ford Transit, den ich später dann einmal kaputt gefahren habe, in der Antennenkiste zu wühlen. Wir hatten unzählige Gebrauchtröhren, da ein neuer Lehrling die ersten paar Wochen damit beschäftigt war alte Geräte auszuschlachten um so die Bauteile besser kennen zu lernen. Unsere Arbeitskleidung war meisst ein grauer Arbeitskittel, ich hatte allerdings einmal einen hellbraunen der dem einem Schweinebeschneiders verblüffend ähnelte. Schutzkleidung beim Ausbau von Bildröhren gab es nicht. Der Meister beatmete die ausgebauten Röhren dann persönlich. Mittags verbrachten in der Werkstatt und tranken meisstens ne Pulle Bier aus der Flaschbierhandlung nebenan. Die einheimische Marke zog ihr Brauwasser aus einer Quelle unterhalb eines Friedhofes. War der Chef im Urlaub hatten seine betagten Eltern die Verantwortung für uns. Beide waren, was der Sache sehr zweckdienlich war, mit keinerlei technischem Fachwissen belastet und so macht wir dann meisstens noch mehr Quatsch. Der alte Herr erzählte immer von seinem Elion Lautsprecher worüber wir ihn auch oft ausfragten. Ersatzteile wurden dann per Postkarte bestellt. Ich erinnere mich immer gerne an eine Tonnadelbestellung für einen Philips Plattenspieler. Ich gab abends eine Postkarte mit folgendem Text auf der Post ab: „Hiermit bestelle ich einen Etelka Bezek (oder so ähnlich..Name des Kunden) für Philips Plattenspieler Modell….Beim Kundendienst während der Urlaubszeit des Meisters erledigte ich mit dem Mofa der Chefin, den Röhrenkoffer dabei auf dem Gepäckträger. Die Wernerfilme von Brösel lassen grüßen. Bei einer Mehrfachantennenanlage mussten wir Lehrlinge Löcher durch Decken und Wände bohren. Einmal rief mich ein Kollege zur Hilfe sein Bohrer wäre fest, ob ich ihm denn mal aushelfen könnte. Ursache des ganzen war, er hatte von hinten in einen Kleiderschrank gebohrt und die Klamotten hatten sich um den Bohrer gewickelt.
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...Oft krabbelten wir auch in alten Bauerhäusern in alten Speichern in der eingelagerten Kornernte herum, wo einem herumlaufende Mäuse Gesellschaft leisteten. Einmal hatte ich versehentliche ein Antennenkabel durch einen Hundehaufen gezogen, was mir natürlichen einen fürchterlichen Gestank bescherte. Waschen half nichts!. Um den Geruch zu übertünchen benutzte ich dann im Bad des Kunden ein Parfüm, um der ganzen Sache Herr zu werden, doch es kam wie es nur kommen konnte und mir ging dabei die Flasche kaputt. Jetzt war mein Aroma noch viel besser. Auch später als Geselle in einer anderen Firma gleicher Größe beschäftigen man sich bis zum Auftauchen des Chefs mit Dummheiten. Fuhr der Firmenwagen vor wurde z.B. eifrig damit begonnen im Laden Staub zu saugen oder Pappe zu zerreisen, die man sich vorher zurecht gelegt hatte. Ich könnte noch viel erzählen…Seit über 20 Jahren bin ich bei einer Bank beschäftigt, die Azubis haben keine Zeit Quatsch zu machen, da sie überall als Notstopfen eingeteilt werden. Früher wars dann doch besser.
Liebe Forumsfreunde, wenn ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt, teilt sie doch zur allgemeinen Erheiterung mit.
Hallo j.werner Kommt mir alles vertraut vor. War bei mir ähnlich aber auch gleichzeitig ganz anders. Eine Anekdote zu meinem (von mir verehrten) Meisterr, Herrn Lipowski (schon lange im Radiomeisterhimmel):
Meister Lipowski reparierte am liebsten seine Philettas und die der Kunden. Kam also eine Philetta rein, musste die zu ihm auf den Tisch.
Eines Tages kam also wieder mal eine solche Philips Philetta. Er reinigte sie und ersetzte eine Röhre. Auf den Reparaturschein schrieb er u.a. "Gerät gereinigt". Soweit so gut. Zwei Tage später kam eine alte Dame und holte ihr Radio ab. 20 Minuten war sie schimpfend wieder da und reklamierte unsachgemässe Reinigung!
Sie legte als Beweis eine kleine durchsichtige Zellophantüte vor, in dem sich eine Art Krümel befand. Sie teilte mit, dass wäre ein Brötchenkrümel mit Resten von Butter daran!
Und siehe, sie hatte natürlich Recht. Hier muss nachgtragen werden: Meister Lipowski war u.a. auch eine Art Domteur für uns Lehrlinge. Er dirigierte mit lauter Stimme den Werkstattbetrieb. Nun, wenn er dabei gerade sein Frühstücksbrötchen aß......
Er musste also den Krümel beim Reinigen ind die Philetta gesprochen (gebrüllt) haben. Sowas kommt von sowas.
Übrigens sind weitere solcher Anekdoten hier im Forum zu finden. Suchbegriff "Anekdote".
MFG Rainer
Möge die Welle mit uns sein und kein Mögel-Dellinger-Effekt auftreten.
auch wir waren wahrhaftig keine Engel, höchstens mit einem "B" davor. Was hat unser Werkstattgeselle gesucht, geflucht, gewühlt und gemessen....als wir Lehrlinge seinen Reparaturtisch sabotierten, indem wir an den Netzsteckern all seiner Mess- und Prüfgeräte einen Pol mit Tesafilm unsichtbar umwickelt haben. Und - dank schauspielerischer Fähigkeiten - überzeugend natürlich die Unschuldslämmer gespielt haben indem wir ihm selbstlos unsere "Hilfe" anboten. Tja - so war das, wenn der Cheffe mal einen Tag nicht im Hause war...
MfG Jürgen rf
Jeder Mensch kann irren, nur der Tor wird im Irrtum verharren (Cicero)