Moin. Für ein Audion-Projekt mit zusammengewürfelten Original-Bauteilen aus den 50er Jahren habe ich mir ein einige alte Teerkondensatoren ausgekocht. Tunlichst im Freien, kleiner Backofen mit Einstellbereich ab 60°C. Papier-Haushaltstuch als Unterlage. Auf der Roste mittlere Schiene, Ober- und Unterhitze. Bei etwa 120° lässt sich das Innere leicht aus der sehr weichen Teermasse herausdrücken (nicht ziehen!). Die schwarzen Hülsen einiger Typen verziehen sich und werden am besten z.B. auf passende Bohrer gesteckt. Im zweiten Durchgang liegen bei etwas höherer Temperatur die Wickel der Kondensatorenden frei, die Feuchtigkeit entweicht. Dies kann man einfach mit dem Kondensator als Vorwiderstand im 1000 Volt-Bereich eines normalen hochohmigen Multimeters an etwa 220 V- messen. Vor der Behandlung konnten meist Spannungen zwischen 214 V bis 150 V gemessen werden. Wenn nach dem Abkühlen auf Umgebungstemperatur nur noch 7-5 Volt zu messen waren, Beendigung der Prozedur. Die Kondensatoren kommen dann warm wieder in ihre Hülse. Da noch Zeit bis zum Wiederverschließen der Enden vergehen wird, kommen die wertvollen Stücke in ein Glas mit Silicagel-Trockenmittel.
Alle Kondensatoren verringerten übrigens ihren Gleichstrom-Widerstand drastisch schon bei leichter Erhöhung der Temperatur, was bei dem oft erwähnten Koppelkondensator der Endröhre besonders fatal ist.
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irgendwo geistern hier auch Beiträge von mir und noch Jemandem herum, wo wir versucht haben die Cs mit Strom "auszukochen". Bei kleineren Cs trat auch wirklich eine Restromveringerung auf. Ein paar Solche habe ich noch in meinem Rubens im Klangregler und als Abblock-C. Die machen zwar noch keine Probleme, werde sie aber trotzdem noch auswechseln.
Denn neuere Versuche zeigten nur eine temporäre Verbesserung. Länger stromlos wurden sie wieder schlechter. Ich erkläre mir das mit der Bildung von Schwefelsäure beim Papierzerfall. Die Schwefelsäure und Feuchtigkeit bilden mit der Alufolie einen Elektrolytkondensator. Bei beaufschlagung mit Gleichspannung wird die Alufolie elektrolytisch oxidiert (formiert), der Reststrom sinkt. Polt man um ist der Restrom wieder voll da. Das erklärt auch warum die Papier-Cs im Gerät teilweise noch funktionieren. Ist der Reststrom noch so gering, daß der Kondensator beim Anlegen der Spannung nicht zu heiß wird, wird er formiert. Das funktioniert aber nur an ausreichen niederohmigen Stellen. An hochohmigen Stellen und an Stellen mit nur kleiner Spannung ist der Formierprozeß nicht vorhanden oder würde sehr lange dauern. Dort gibt es nennenswerte Arbeitspunktverschiebungen. Und an Wechselspannung funktioniert es auch nicht.
Nun würde mich deine "Regenerierung" interessieren, wie lange die besseren Werte erhalten bleiben, vor allem bei Wechselspannung. Den die Schwefelsäure bekommst Du nicht heraus.
Viele Grüße Bernd
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. (Albert Einstein)
Hallo Bernd, Die von dir beschriebene Bildung eines Elektrolyt-Kondensators stimmt überein mit der Feststellung, das die Kapazitätswerte der Kondensatoren mit zunehmendem Alter ansteigen. Das habe ich zumindest mal in einem Forum gelesen. Zunächst habe ich dann einige Typen schonend auf 80°C aufgeheizt und in Silicagel eingelegt, das dann öfters wiederholt. Brachte nur unmerkliche Verbesserung. Dann wurde hier im Forum die Herstellung Schwedischer Schokolade gezeigt, ("Quadratisch. Praktisch. Gut.") https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...4&page=2#14 und da bekam ich auch Lust auf's outdoor-cooking. Ich gehe nicht davon aus, dass die ursprünglichen Werte erreicht werden, würde die auch nicht Netzseitig oder in kritischen Anwendungen einsetzen. Aber die Erhöhung des Innenwiderstandes war schon bemerkenswert. Den Innenwiderstand des Multimeters schätze ich auf 10 MOhm. Die ursprünglichen 20V Abfall am Kondensator entsprächen dann überschlägig 20 V : 200 V =^ 1 MOhm : 10 MOhm; nach Trocknung 220V : 2 V =^ 1100 MOhm : 10 MOhm. "Betriebswarm" etwa 150 V : 50 V =^ 30 MOhm : 10 MOhm. Man bekommt also offensichtlich die Feuchtigkeit weitgehend aus dem Papier, bei etwa 120°C bis 130°C braucht es je nach Größe und Hersteller 15 - 30 Minuten. Für mein Audion brauche ich Gitter 2 Blockkondensatoren und Koppelkondensatoren. Die alten Elektrolyt-Kondensatoren bohre ich auf und setze neue rein, da ist auch der Durchmesser der Hülse größer. Die in den Ofen zu packen war mir zu riskant. Stellt sich nur die Frage nach dem Wiederverschluss der Enden. Vielleicht schwarzes Silikon. Oder einen kleinen Teerkocher-Aufsatz für den Lötkolben.
Papierzerfall scheint insgesamt nicht so relevant zu sein, bei etwa 30 Kondensatoren schlugen auch die 125V-Typen nicht durch, und die alten Allstrom-Radios "kribbeln" nur etwas bei "falsch" gestecktem Netzstecker. Einen Durchschlag der feuchten Erdungs-Kondensatoren würde würde man anders wahrnehmen ---
basteljero:. Stellt sich nur die Frage nach dem Wiederverschluss der Enden. Vielleicht schwarzes Silikon. Oder einen kleinen Teerkocher-Aufsatz für den Lötkolben.
Eine gute Heissklebepistole mit schwarzen Klebesticks eignet sich auch sehr gut. Nicht diese „Billigdinger“ mit wenig Heizleistung, dann zieht der Kleber Fäden, das ist dann immer irgendwie Sauerei.
Was noch prima geht, kleine Teerklümpchen in das offene Röhrchen legen und mit einem alten Lötkolben erhitzen. Hier nicht den besten in der Bastelbude nehmen, obwohl sich der Teer gut wieder entfernen lässt.
Viele Grüße,
Axel
......................................................................................................................... . Da will man endlich mal in Ruhe die Werkstatt aufräumen und was passiert? ...Man hat keine Lust.
alte Elkos sind ja meist ausgetrocknet. Die mußt Du nicht noch zusätzlich trocknen, sondern mit Elektrolyt auffüllen. Aber meist sind die auch durch Korossion zerstört - wegen unsauberen Alu und eventuell auch Elektrolyten.
Für Gitterkondensatoren fülle ich in die Hülsen meist keramische Rohrkondensatoren.
Für den Wiederverschluß nehme ich originalgetreu wieder den Asphalt aus alten Cs oder die Vergußmasse aus der Erdkabelverlegung. Bei Silikon muß es unbedingt das essigfreie Elektronik Silikon sein , was aber keine Abdichtung bringt - es verbindet sich nich mit den gewachsten oder asphaltierten Hülsen - ginge nur bei gut gereinigten Glasröhrchen.
Bei Heißkleber muß man darauf achten, daß der Kondensatorwickel auch die Temperatur aushält oder ihn vor direkten Kontakt schützt.
Viele Grüße Bernd
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. (Albert Einstein)
Hallo Bernd, das habe ich nicht deutlich genug geschrieben am Anfang: Alle Kondensatoren sind ausschließlich Papier-Folienkondensatoren, bestehend vermutlich aus Alu-Folie und sehr dünner (Öl?-Papier-Zwischenlage). Elkos würde ich wie geschrieben nicht erhitzen. Aus Angst, dass die auseinanderfliegen wie bei Falschpolung. Außerdem kann man leicht moderne Elkos einsetzen, da kleinere Bauform. Eigentlich wollte ich nur die Hülsen gewinnen, beim Nachmessen des Inhalts dann das überraschende Ergebnis.
Jens
Nachtrag: Patent über ein Herstellungsverfahren von Wickelkondensatoren , 1936, DE630700 (C), Telefunken "Verfahren zur Herstellung gewickelter Kondensatoren groesserer Durchschlagsfestigkeit" Erfinder : kein geringerer als Dr. Alexander Meissner