man kann manchmal nur staunen, was so alles passieren kann. Nachdem ich einen Geloso G.209 aus einer Serie vor 1960 vor vielleicht 6 Jahren erstanden habe (damit machte ich damals die ersten Amateurfunkerfahrungen!), wollte ich ihn mir einmal so richtig "vorknöpfen". Sicher, ich habe dem Empfänger nach dem günstigen Kauf eher lieblos vor dem ersten Einschalten eine Kondensatorkur verpasst. Aber das erste Empfangsergebnis passte so überhaupt nicht zu den erinnerten Empfangserlebnissen von damals.
Das S-Meter war tot, die AGC arbeitete nicht richtig und das obere Seitenband liess sich nicht einschalten. Die AM-Demodulation war etwas undeutlich. Nach einem Blick in das Schaltbild brauchte ich schon eine ganze Weile, um die Sache einigermassen zu durchschauen. Mein Hauptinteresse kreiste dann um den AM-USB-LSB Stufenschalter:
Ein paar Spritzer Kontaktspray dürften nicht schaden, dachte ich mir. Nach dem Betätigen des Stufenschalters gab es ein kleines Feuerwerk, merkwürdige Gerüche stiegen auf, ehe ich ausschaltete. Aus der Netzteildrossel lief Kerzenwachs aus. Zuerst vermutete ich das Eingangsteil, denn dort wurden die Abgleichkerne mit Kerzenwachs fixiert. Was war geschehen?
Nun, das Spray reinigte nicht nur die Kontakte, sondern wirkte auch gewissermassen als Gleitmittel. Die Kontaktflächen wurden nicht mehr in ihren verschlissenen Plastiknippelführungen festgehalten. Die Anodenspannung für die beiden Mischoszillatoren 4133 kHz (LSB) und 5067 kHz (USB/AM) - erste ZF=4600 kHz - war durch querliegende Kontaktflächen nach Masse kurzgeschlossen worden.
Schnell war klar, dass der Stufenschalter nicht mehr zu retten war, ein Ersatz erschien ebenfalls aussichtslos. Selbst eine Entsorgung des Gerätes ging schon durch meinen Kopf. Mir war auch klar, warum der Vorbesitzer das Gerät los werden wollte (Saukerl!). Natürlich kann man eine Wahrheitstabelle aufstellen, die boolsche Algebra bemühen und eine Relaisschaltung entwerfen. Der Fundus gab noch einen 3x3 Stufenschalter her, mit dem ich unter Verzicht des Noiseblankers (mit der Röhren-Duode 6AL5) die notwendigen Schaltfunktionen doch wieder herstellen konnte. Nach Austausch der hochohmig gewordenen 2W-Widerstände (z.B. aus 68k wurden 90k) läuft der Empfänger wieder wie in seinen besten Jahren.
!!!
Fotos, Grafiken nur über die
Upload-Option des Forums, KEINE FREMD-LINKS auf externe Fotos.
!!! Keine
Komplett-Schaltbilder, keine Fotos, keine Grafiken, auf denen
Urheberrechte Anderer (auch WEB-Seiten oder Foren) liegen! Solche Uploads werden wegen der Rechtslage kommentarlos gelöscht!
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar sind, ohne deren schriftliche Zustimmung.
habe das noch nicht ganz begriffen. Hattest Du das Spray bei eingeschaltetem Gerät gesprüht (, nö nicht)? Ich vermute eher das Fehlerbild entstand nach dem Wiedereinschalten. Was ist da genau passiert? Haben sich die Kontaktflächen gelöst? Durch das Spay? Du siehst, ich stehe etwas auf dem Schlauch
natürlich war das Gerät beim Sprühen nicht eingeschaltet. Beim Drehen des Schalters fiel mir zuerst keine Veränderung auf. Nach dem Einschalten feuerte es in der Schalterposition USB und AM. Na klar, einige der 5 gelochten Schaltflächen (siehe 4. Bild oben) haben sich aus ihrer Verankerung gelöst und den/die Kurzschlüsse verursacht. Im Neuzustand werden die versilberten Messingbleche stramm auf ihren zylindrischen Plastiknippeln gesessen haben. Ich bin mir aber sicher, dass schon vor sehr vielen Jahren einige Kontaktstellen nicht mehr richtig funktioniert haben.
Egal, ich kann mit dem jetzigen Zustand leben. Weil das Gerät ohnehin nicht mehr Original ist, habe ich heute morgen auf dem Rückwandblech einige Löcher gebohrt und einen 2W-Lautsprecher eingebaut. Der klingt sogar ausreichend gut.
Der/die Stufenschalter in deinem Empfänger werden wohl ähnlich aussehen, aber sicherlich nicht so aufwendig und speziell wie mein ausgebauter Stufenschalter sein, der ausserdem auch noch in der dritten "nicht-Schalt-Ebene" als Träger für diverse Widerstände und einen Kondensator diente.
Gruss Walter
Nachtrag vom 04.07.2021:
Sehenswert ist auch die Qualität der geschirmten Bandfilter aus Kreuzwickelspulen, Lufttrimmer- und Glimmerkondensatoren:
Nachtrag vom 26.06.2022:
Ich hatte die Information eines Funkamateurs im Hinterkopf, der Geloso sei nicht so empfindlich wie die heute üblichen Geräte. Was für eine folgenreiche Falschinformtion. In meinem Fundus befindet sich ein geeichter Signalgenerator für 7040 kHz, der zwischen 1 und 50 Mikrovolt Ausgangsspannung umschaltbar ist. Nachdem ich diesen angeschlossen und die 3 Röhren des Eingangsmoduls gegen neue ausgetauscht habe, wurde die Empfindlichkeit besser. Einen Spritzer Kontaktspray Tuner 600 in die EK90-Röhrenfassung (Mischer) liess aber die Sonne aufgehen. Fazit: Der Geloso nimmt es in puncto Empfindlichkeit mit jedem modernen Gerät auf. 1 Mikrovolt = S3.
Der zu diesem Empfänger passende Sender ist hier zu sehen: