Hallo liebe Radiofreunde, hier ein Auszug aus dem Völk ischem Beobachter vom 13.10.1935
Der ***jazz ist von heute an im deutschen Rundfunk endgültig ausgeschaltet. Zwischen dem Präsidenten der Reichsmusikkammer und dem Leiter des Berufstandes deutscher Komponisten, der Hit ler - Jugend, dem Reichsverband deutscher Rundfunkteilnehmer, der Rundfunkfachpresse, der Parteipresse und der Reichsendeleitung wurde die Schaffung eines Prüfungsausschusses für deutsche Tanzmusik bei der Reichssendeleitung vereinbart. Dieser Ausschuß entscheidet für den Rundfunk entgültig über die Aufführungsgenehmigung oder das Verbot eines Werkes. Alle Sender des deutschen Rundfunks bringen heute zu noch unbestimmter Zeit innerhalb eines Unterhaltungskonzertes eine Jazzparodie, der Art, wie sie in Deutschland zukünftig nicht mehr geduldet werden. Eine gleich darauf folgende, der deutschen Tanzmusik entsprechende Instrumentierung der gleichen Melodie soll die Unterschiede klar machen, die zwischen ***sang und deutschem Tanzlied bestehen.
Mensch da bin ich aber froh, in einer freieren Zeit leben zu dürfen. Ich kann tagsüber immerhin mit meinem DKE zwischen einem Musiksender und Dauerbrabbelsender wählen. Dazu gibt es noch von Montags bis Samstags für zwei Stunden freies Wunschkonzert.
Gibt es eigendlich empfehlenswerte Literatur zu den Sendestruckturen im Rundfunk? Ich habe bislang nur ein Buch über Piratensender gefunden, in dem ein wenig erleutert wird, warum es gelegentlich notwendig ist einen Piratensender zu betreiben.
Gruß, Daniel
(Moderator: Hallo Daniel. Der erste Teil des Beitrages ist zwar als Zitat erkennbar, aber auch Zitate können rechtlich für den Forumbetreiber Probleme machen. Ich bitte also um Verständnis, wenn das abfällige Wort für Menschen schwarzer Hautfarbe durch *** ersetzt wurde. Es ist auch nicht mein Begehr in Suchmaschinen mit dem Begriff auffindbar zu sein. Das gilt auch für zwei andere Wortes des Zitates. Ich spreche da aus Erfahrung, will es aber hier nicht vertiefen. Das kann aber gern direkt per email oder Telefon geschehen. Im Übrigen verstehe ich schon, was Du zum Ausdruck bringen wolltest.)
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Zitat: --------------------- Gibt es eigendlich empfehlenswerte Literatur zu den Sendestruckturen im Rundfunk? Ich habe bislang nur ein Buch über Piratensender gefunden, in dem ein wenig erleutert wird, warum es gelegentlich notwendig ist einen Piratensender zu betreiben. Zitatende: -----------------
Das "Deutsche Rundfunkmuseum" bietet einige interessante Literatur zum Teil-Thema " ... Sendestrukturen" an: http://www.drm-berlin.de
Beispiele: Demokratie und Maulkorb Funken, Wellen, Radio 60 Jahre Radio
Hallo Daniel, ja - wir leben da jetzt mit dem Radio bequemer und freier. Mit der Zensur ist das so eine Sache. Heute findet manchmal eine Art freiwillige Zensur statt. Nimm das Beispiel mit dem Prekäriats-Unterschichten. Alle reden über sie und haben eine - meist schlechte - Meinung im Radio und Fernsehen über diese Gruppe. Aber die Betroffenen kommen nicht zu Wort. Man redet über sie , nicht mit ihnen.
Es gibt ein schönen Spruch: Freiheit ist immer auch die des anders denkenden. Ja, ja, alles etwas dick aufgetragen. Aber, auch in unserer Zeit ist nicht alles Gold was glänzt.
Zum DKE, ich glaube der freut sich auch Rap und Techno spielen zu können und nicht immer nur Märsche.
Hallo zusammen, klar habe ich Verständnis für die Zensur der Zensur. Sind ja auch nicht gerade hübsche Wortschöpfungen, insbesondere da diese noch heute in einigen Köpfen als etwas selbstverständliches herumspuken.
Dank Dir Rainer für die Literaturtips, werde mich da mal ein bissi umsehen und schlau machen.
Ich denke es wird immer schwierig sein, mit dem Medium Rundfunk alle Geschmäcker und Anschauungsrichtungen zufrieden zu stellen. Ob das Internet, in dem Jedermann zum Sender und Empfänger werden kann, unbedingt so Vorteilhaft ist, sei dahingestellt. Das menschliche Miteinander war schon immer schwierig und wird es sicherlich auch immer bleiben, ganz unabhängig von immer bequemer werdenden Komunikationseinrichtungen.
Mein DKE freut sich jedenfalls riesig freiere Ätherwellen empfangen zu dürfen.
ob ein Radio Gefühlsregungen bei seiner Arbeit zeigen kann wage ich leicht in Zweifel zu ziehen. Wenn eine Röhre den Geist darin aushaucht oder es plötzlich lauter wird ist sicherlich erklärlich - es sei denn man glaubt ganz fest an den "Radiogeist". Dies sei jedem ungenommen .
Heute nennt man die Vorenthaltung und Verbiegung von Informationen nicht mehr "Zensur" sondern - auch in ach so demokratischen Staaten - es wird nach Gefallen "gefiltert und kommentiert". Sollte der ganze Schmu auffliegen winden sich die Verantwortlichen heraus mit Sprüchen wie: "Das ist völlig falsch verstanden worden...", "Die Informationslage lies keine andere Entscheidung zu..." bla bla bla. Also doch! Man hat nur Angst mit Herrschaften wie A-H, H-G und Dr.J-G in einen Pot geworfen zu werden. Deshalb bedient man sich einer geschickteren Wortwahl und klügeren Taktik.
Auch musikalisch wird uns nicht alles dargeboten was der Markt hergibt. Bei einigen Machwerken bestimmter Richtung meiner Meinung nach zurecht. Das eine Mal hat uns damals hier gereicht.
Ich gebe zurück an die angeschlossenen Funkhäuser... Jürgen rf
ich weiß ja nicht, wie detailliert und auf welchem Niveau Du Dich mit dem Thema auseinandersetzen möchtest. Ich hätte da noch einen Tipp. Es gibt nämlich auch eine Geschichte der Umgehung der Zensur, zumindest in den ersten zwei,drei Jahren des NS-Regimes.
Wolfgang Frommel, ein aus einer badischen Theologendynastie stammender Verleger, Dichter und Stefan-George-Jünger (das umschreibt seine tatsächliche Wirkung aber nur unvollkommen), wurde 1933 von Walther Beumelburg an den Reichssender Frankfurt geholt und wurde dort Abteilungsleiter "Wort". Mit stillschweigender Billigung Beumelburgs richtete er dort eine Mitternachtsreihe mit Vorträgen ein, in denen Größen des deutschen Geistes, unter Pseudonym auch Juden, gesendet wurden, ohne dass die Partei lange etwas merkte. Das Niveau war vielleicht zu hoch. Als Beumelburg 1934 als Intendant an den Reichssender Berlin ging, nahm er Frommel mit, der dort noch bis zu einer Denunziation 1935 in diesem Sinne wirkte.
Ich habe mich in einem anderen Zusammenhang mit Frommel und seinen Freunden intensiver beschäftigt und bin dabei auch auf die oben beschriebene Rundfunktätigkeit gestoßen. Michael Philipp hat darüber seine sehr beachtliche (und - nebenbei gesagt - leicht lesbare) Dissertation geschrieben, die ich bei intensiverem Interesse nur empfehlen kann: Michael Philipp, "Vom Schicksal des deutschen Geistes", Wolfgang Frommels Rundfunkarbeit an den Sendern Frankfurt und Berlin 1933-35 und ihre oppositionelle Tendenz, Potsdamer Studien, Band I, 298 Seiten, Verlag für Berlin Brandenburg Potsdam, 1995, ISBN 3-930850-06-0.
Hallo Fritz, vielen herzlichen Dank für Deinen Tip. Das hört sich für mich recht interessant an. Da könnte man ja schon fast einen Film draus machen. Ich habe mir dieses Buch soeben im Internet bestellt und bin schon sehr gespannt darauf.
ob ein Radio Gefühlsregungen bei seiner Arbeit zeigen kann wage ich leicht in Zweifel zu ziehen. Wenn eine Röhre den Geist darin aushaucht oder es plötzlich lauter wird ist sicherlich erklärlich - es sei denn man glaubt ganz fest an den "Radiogeist". Dies sei jedem ungenommen ...................
Ich gebe zurück an die angeschlossenen Funkhäuser... Jürgen rf
Hallo Jürgen, lass das nicht deine Radios hören, dass du ihnen die Radio-Seele absprichtst. So ein Radio ist auch nur ein Mensch. Ich bin fest davon überzeugt, dass da so einige Seelchen drunter sind, sensibel und nervös.
Du wirst es nicht glauben, aber es gibt schon einige Filmdokumente über Wolfgang Frommel, in denen er sich auch zu seiner Rundfunkarbeit äußert. Der SWF Baden-Baden brachte in der ARD eine Sendung mit Frommel zu dessen 80. Geburtstag 1982. Und auch im ZDF wurde in der Sendereihe "Zeugen des Jahrunderts" eine Sendung mit und über Frommel gesendet. Es soll auch noch einen dritten TV-Film geben, den ich aber noch nicht kenne.