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Wumpus-Gollum-Forum von "Welt der Radios".
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Direkt geheizte Triode R.E.11 aus dem Jahr 1923
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30.11.20 13:46
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

30.11.20 13:46
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Direkt geheizte Triode R.E.11 aus dem Jahr 1923

Hallo zusammen,

eine alte Triode (DHT) aus der Gründerzeit bekommt man nicht allzu oft zur
Begutachtung auf den Tisch. Selbst wenn die Banderole noch vorhanden ist und
Datenblätter vorliegen, ist die Beurteilung des Röhrenzustandes nicht ganz
einfach. Röhren-Prüfkarten liegen aus gutem Grund für die RE11 auch nicht vor.
Wumpus gibt unter

https://www.welt-der-alten-radios.de/tec...roehren-62.html

ein Einführungsdatum von 1918 an. In der Telefunkenliteratur kann man lesen,
dass die RE11 eine ausgesprochen beliebte Standartröhre wurde. Sie wurde sehr
zum Leidwesen der Röhrenabteilung noch bis in die 1930-er Jahre vor allem
zu Ersatzzwecken nachgefragt. Sie war u.a. im "D-Zug" und den diversen
"Telefunkon"-Modellen eingesetzt.



Bei den Röhren der 1920-er Jahre unterschied man die Typen mit Wolframkathode,
Thorium und Oxyd. Die Beschichtung von Oxydkathoden (Dunkelglüher) war ein Thema
für sich, Telefunken verhielt sich hier sehr abwartend, obwohl Emissionskurven
aus Barium- und Lanthandioxydmischungen schon 1921 vorlagen, einer zufälligen Entdeckung
Wehnelts, nachdem er einen mit Schmalz verschmutzen Platindraht (Schmalzbrot!) in einer
Röhre einschmolz (Quelle: Funkgeschichte #207).



Die RE11 konnte bei Einhaltung des Heizstroms von ca. 0,5 Ampere bei einer Faden-
spannung zwischen 2,8 und 3,5 Volt ca. 3000 Stunden in Weissglut brennen. Das
Ende war ein durchgebrannter Faden oder schlecht gewordenes Vakuum. Telefunken
merkte schnell, dass sich das Vakuum im Produktionsprozess nach 2-stündiger Überlastung
des Heizfadens verbessern liess, sodass die Vakuumprüfung nach dem Dauerbelastungstest
stattfand. Zum Ende der Lebensdauer kann aber auch die Emission auf die Hälfte absinken.
Dann sind zuviele Metallbeständteile in das Vakuum übergegangen und ionisiert.
Die Emissionswerte liegen bei Wolfram zwischen 1,5 und 3 mA, bei Thorium- und
Oxydröhren bis 15 mA. Zum Betrieb der RE11 war der Anschluss eines 6V-Bleiakku
von 8Ah Kapazität über ein 10 Ohm Potentiometer empfohlen oder, wenn ein Strom-
messer nicht zur Verfügung stand, die Verwendung eines Festwert-Eisen-Wasserstoff-
Widerstandes, der zeitweise der Verkaufspackung beilag.

Eigentlich gibt es bei der Ermittlung der Daten einer direkt geheizten Triode (DHT)
die (ungeschriebene?) Vereinbarung, die Gittervorspannung auf den negativen
Heizungsanschluss zu beziehen. Das hat aber verringerte Messwerte (negative halbe
Heizspannung als Gittervorspannung) zur Folge. Sollte die Röhre mit Wechselstrom
beheizt werden, muss hilfsweise ein Spannungsteiler in den Heizungskreis eingebaut
werden.



Bei Diagrammen muss also immer die Messmethode hinterfragt werden, denn verbindet man
das Gitter mit dem positiven Heizungsanschluss, können sich die Werte locker
verdoppeln.

Wendet man sich den Datenblättern von damals zu, findet man einen breiten Korridor
der möglichen Werte für die RE11 vor. In historischen Datenblättern gab es 3
Ausführungen: RE11, RE11A und RE11C, mit und ohne vorgesehenem Eisen-(Wasserstoff)-
Widerstand. Es gab sogar eine RE11S für eine Serienheizung mit einem PARALLEL-
Widerstand von ca. 50 Ohm. Dabei wurde der Widerstand je nach Heizfadeneigenschaften
auf einen Gesamtstrom von 580 mA normiert. Es gibt auf der Banderole neben S auch
noch die weiteren Markierungen W, WR, W1 und wie in meinem Fall WV. Kennt jemand
die Bedeutung?

Die Datenblätter zeigen folgende Werte:

Emission etwa 1,5 - 3 mA
Heizbatterie 4 - 4,5 V
Fadenspannung 2,8 - 3,5 V
Heizstrom etwa 0,5 A
Anodenspannung etwa 30 - 75 V
Steilheit 0,15 - 0,2 mA/V

Für meine Versuche habe ich einen Adapter angefertigt, um kompatibel
zum Europasockel zu sein:



Die Messungen ergaben folgendes Diagramm:



Zum Vergleich wurde auch eine TM-Replique von Rüdiger Walz vermessen:



... und eine Philips DII bzw. D2:



Nach Vorlage der Telefunken-Zeitung Nr. 19 wurden Vakuummessungen gemacht:



Nachtrag:
In dem Bild habe ich das Minuszeichen vor den "3V" vergessen. Die Gitterspannung ist als Beschleunigungsspannung
zu verstehen. Die Ionen sammeln sich im Anodenbereich. Das Gitterstrominstrument dient nur zur Kontrolle,
massgeblich für die Güte des Vakuums ist der Anodenstrom. Die Methode ist besser als ein Gitterableitwiderstand z.B
im Funke W19. Die zulässigen "Hausnummern" mussten für jeden Typ akribisch ermittelt werden und mussten
wahrscheinlich unter 30 µA liegen. Das Verfahren dürfte nur für reine Wolframröhren geeignet sein.

... Teil 2

Zuletzt bearbeitet am 12.02.23 11:20

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RE11_Fotos.jpg RE11_Fotos.jpg (196x)

Mime-Type: image/jpeg, 455 kB

Bild71.jpg Bild71.jpg (175x)

Mime-Type: image/jpeg, 492 kB

DHT_Referenzpunkt.jpg DHT_Referenzpunkt.jpg (171x)

Mime-Type: image/jpeg, 82 kB

Adapter_Telefunken.jpg Adapter_Telefunken.jpg (201x)

Mime-Type: image/jpeg, 75 kB

RE11-Diagramme.jpg RE11-Diagramme.jpg (181x)

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TM-1152-Diagramme.jpg TM-1152-Diagramme.jpg (181x)

Mime-Type: image/jpeg, 540 kB

DII-Diagramme.jpg DII-Diagramme.jpg (174x)

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30.11.20 13:48
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

30.11.20 13:48
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Direkt geheizte Triode R.E.11 aus dem Jahr 1923

Teil 2 ...

Das Messgerät in der Anodenleitung muss ein µA-Meter sein. Ich habe die
Vermutung, dass es sich um den gleichen Typ handelte, den ich im RM
eingestellt habe:

https://www.radiomuseum.org/r/siemens_ga...chstrom_9v.html

Es trägt die Aufschrift: Gleichstrom-Galvanometer 1°=3x10E-07 Ampere.
Damit beträgt sein Vollausschlag +/- 30 µA.

Die etwa 2 Minuten dauernde Messung zur Beruhigung der Werte ergab
folgendes Bild:

TM-Replique = 2mA auf 1,5mA fallend/20µA auf 5µA fallend
RE11= 5mA auf 2mA fallend/160µA auf 60µA fallend
Philips DII = 0,14mA (konstant)/9µA auf 2µA abfallend.

Es gab andere Ergebnisse, wenn die Hochspannung nach der minutenlanger
Heizung verspätet zuschaltet wurde:

TM-Replique = 1,1mA/2µA und RE11 = 3mA/60µA

Die Werte veränderten sich dabei nur leicht und langsam.

Kann jemand aus dem WGF diese Werte insbesondere die der Vakuummessung
kommentieren oder sogar beurteilen? Nach meiner Ansicht haben alle
Röhren reichlich viele Brennstunden hinter sich und nur ein mäßiges
Vakuum.

In meinem 1-Röhren-Versuchsaudion an der Aussenantenne verhielten sich alle
drei Röhren vergleichbar und ergaben bei 27V und ca. 0,5mA Anodenversorgung
eine gute Kopfhörerlautstärke.



Gruss
Walter

Nachtrag 01.12.2020:

Das Vakuummessverfahren funktioniert nicht bei den Thoriumröhren mit 60 mA Heizstrom.
Ausprobiert habe ich das mit der RADIO MICRO von Radiotechnique, Frankreich. Über einen
bekannten Franzosen schweizer Herkunft habe ich einen ganzen Sack voll originalverpackter
NOS-Röhren vor Jahren durchgemessen und eine W19-Prüfkarte angefertigt. Es fiel auf,
dass etwa 3/4 absolut keine Emission hatten. Da sie nie in Betrieb waren, kommt als Ursache
eigentlich nur untaugliches Anodenmaterial in Betracht. Es wird vor und nach dem Einbau in
den Kolben besonders behandelt, vorzugsweise Nickel, auf keinen Fall Eisenblech.
Ein Lufteintritt über den Quetschfuss ist sehr unwahrscheinlich.



Im Versuchsaudion gute Funktion bei 27V und 0,4mA.

Zuletzt bearbeitet am 01.12.20 13:52

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Audion_RE11.jpg Audion_RE11.jpg (195x)

Mime-Type: image/jpeg, 440 kB

Radio_Micro.jpg Radio_Micro.jpg (175x)

Mime-Type: image/jpeg, 406 kB

01.12.20 14:03
WoHo 

WGF-Premiumnutzer

01.12.20 14:03
WoHo 

WGF-Premiumnutzer

Re: Direkt geheizte Triode R.E.11 aus dem Jahr 1923

Hallo Walter,
schön, dass mal wieder die ganz alten Radiosachen in den Vordergrund gestellt werden.

Als Zufügung möchte ich zunächst die Informationen zur RE11 von TELEFUNKEN einbringen:



Hinweis: Damals wurde der Kennwert "Emission" auf den größtmöglich erzielbaren Anodenstrom (bei positiver Ug) der Röhre bezogen.

Genauer kann man den Ia mit Hilfe den oben gezeigten Kennlinien ermitteln und den Verschleiß erkennen.
Demnach sollten bei Ua = 50V und Ug = 0V ein Ia von etwa 0,6mA fließen. Das hat der Vorbesitzer jedoch ganz anders niedergeschrieben!!

Zur Vakuumprüfung habe ich die Ausführungen von Barkhausen (auszugsweise) kopiert. Stammt aus seinem 1. Band, 2. Auflage von 1924:



Gruß aus NL, Wolfgang

Zuletzt bearbeitet am 01.12.20 14:06

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RE11 TFK.png RE11 TFK.png (179x)

Mime-Type: image/png, 168 kB

RE11 TFK-Vakuum-Barkhausen.png RE11 TFK-Vakuum-Barkhausen.png (182x)

Mime-Type: image/png, 646 kB

01.12.20 14:34
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

01.12.20 14:34
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Direkt geheizte Triode R.E.11 aus dem Jahr 1923

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für deine Antwort, dem Datenblatt und dem Auszug aus dem Barkhausen. Ich habe mir schon gedacht, dass man die beiden Stromwerte aus den Messungen ins Verhältnis setzen muss. Das hilft weiter.

Es ist klar, dass sich bei den Röhren aus dieser Zeit eine Sättigung des Anodenstroms erst im positiven Gitterstromgebiet ergibt.

In meinem Fall handelt es sich um eine RE-11 C, die eine höhere Emission bis 3 mA zulässt. Ich denke, meine ermittelten 1mA für Ug=0 sind schon ok.




Gruss
Walter

Zuletzt bearbeitet am 01.12.20 14:36

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RE11A-C.jpg RE11A-C.jpg (188x)

Mime-Type: image/jpeg, 126 kB

02.12.20 08:21
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

02.12.20 08:21
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Direkt geheizte Triode R.E.11 aus dem Jahr 1923

Hallo Wolfgang, hallo zusammen,

die im Barkhausen beschriebene Methode wurde bei Telefunken noch Rukops Angabe zwischen dem 21.10.1915 und dem 18.07.1917 angewendet und als "ältere Methode" bezeichnet. Die Anodenspannung betrug + 100V und die Gittervorspannung -2,5V. Das Anodenmessgerät fehlte.



Rukop schrieb:
Zitat
"Vom 18. Juli 1917 an benutzten wir eine außerordentlich viel empfindlichere Schaltung, (Bild 18), die im Prinzip zu genau derselben Ionisationsmessung führt, jedoch infolge anderer Feldverteilung und anderer Elektronenbahnen quantitativ anders wirkt. Hier ist an das Gitter die beschleunigende Spannung von plus 100 Volt gelegt, die Anode dagegen erhält die negative Bremssspannung von ca. — 3 Volt. Man hat hier den Vorteil, daß erstens die gesamten emittierten Elektronen in den Anodenraum geführt werden, was bei der ersten Schaltung durch die negative Gitterspannung beschränkt wird, und daß zweitens infolge der mehrmals hin- und herführenden Elektronenbahnen die Ionisation eine bedeutend größere ist. Auch diese Methode stammt von uns, sie hat von hier ihren Lauf durch die deutschen Behörden und von da zu anderen Firmen genommen.
Es wird für jede Röhrentype eine höchstzulässige Stromstärke der positiven Träger in dem Instrument J1 (Bild 18) experimentell auf das sorgfältigste festgestellt, die dann als Norm für die Prüfung gilt."
Zitat Ende.


Gruss
Walter

Zuletzt bearbeitet am 02.12.20 08:23

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alte Vakuummessmethode.jpg alte Vakuummessmethode.jpg (190x)

Mime-Type: image/jpeg, 93 kB

02.12.20 12:16
WoHo 

WGF-Premiumnutzer

02.12.20 12:16
WoHo 

WGF-Premiumnutzer

Re: Direkt geheizte Triode R.E.11 aus dem Jahr 1923

Danke Walter, für die weiteren Erläuterungen.

Also gab es von der RE11 verschiedene Typen, welche mit Zusatzbuchstaben gekennzeichnet wurden. Der bekannte Röhrendoktor Rüdiger Walz hat im RM.org eine Aufstellung gemacht:
https://www.radiomuseum.org/forum/re11s_...hread_id=160072

Somit sind die von mir angeführte Kennlinien (von TELEFUNKEN) nicht für eine genauere Beurteilung zu gebrauchen !?
Gut, die Fertigungsstreuungen waren bestimmt sehr hoch, damals.....

Nochmal eben zurück zu den Messungen die der Vorbesitzer gemacht hat.
Dort wird als Heizdaten 3,4V bei 0,55A angeführt. Im originalen Datenblatt steht jedoch 2,8V bei 0,5A. Das ist schon ein beachtlicher Unterschied, weil bekanntlich bei den Hellglühern die Fadentemperatur wesentlich auf die Emission eingeht.

Darf ich Dich bitten, deine RE11 ebenfalls bei 2,8V zu messen, wiederum Ua = 50V, Ug = 0V. Was ist dann der Ia ?

Gruß aus NL, Wolfgang

Zuletzt bearbeitet am 02.12.20 13:05

02.12.20 15:52
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

02.12.20 15:52
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Direkt geheizte Triode R.E.11 aus dem Jahr 1923

Hallo Wolfgang,

ok, mache ich (wahrscheinlich) morgen vormittag. Weil mein Audion mit der RE11 bei 27 Volt am besten funktionierte, nehme ich diese Anodenspannung noch dazu. Am besten die gesamte Kurve, vielleicht auch gleich zusätzlich für Ua=75 Volt. Sollte bei 2,8 Volt Heizspannung der Heizstrom deutlich unter 500mA liegen, ermittle ich die Heizspannung für diesen Strom.

Wie Du weisst, hat in dieser Zeit niemand eine fixe Heizspannung verwendet.

Gruss
Walter

03.12.20 11:26
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

03.12.20 11:26
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Direkt geheizte Triode R.E.11 aus dem Jahr 1923

Hallo Wolfgang,

ich glaube, dass die Aufnahme einer ganzen Kurvenschar keinen Sinn macht.

Die Röhre nimmt bei einer Heizspannung von 2,8 Volt (an den Anschlüssen gemessen) nur 485 mA Heizstrom auf. Der Anodenstrom, der für Ug=0 aufgenommen wird, beträgt nur 0,18 mA und ändert sich nicht bei einer Steigerung der Anodenspannung von 50 auf 100 Volt. Er sinkt bei einer Absenkung auf 27V Anodenspanung auch nur auf 0,16 mA.

Die Situation wird mit einem Heizstrom von 500mA (Uf=2,93V) etwas besser: 0,33mA Anodenstrom, wieder kaum ein Einfluss der Anodenspannung.

Bei einem Heizstrom von 520 mA (Uf=3,1V) erwacht die Röhre mit einem Anodenstrom von 0,6mA bei 50V, 0,76 mA bei 75V und auch 100V.

Bei einem Heizstrom von 550 mA (Uf=3,5V) ergeben sich:

0,35 mA bei 27V
0,67mA bei 50V,
1,3mA bei 75V,
2mA bei 100V

Diese Werte werden auch noch im Dauerbetrieb gehalten. Gibt man der Röhre nur mit der Heizung betrieben ein paar Minuten Pause, dann liegen die Messwerte 10% höher als oben angegeben.

Die Spannungsmessung habe ich mit einem Standart-Billig-Digital-Vielfachmessgerät durchgeführt.
Strommessungen sind mit diesen Geräten unzweckmässig, weil man ab 200 mA den 20A-Shunt nehmen muss mit einer Ableseunsicherheit bereits in der 10mA-Stelle. Besser ist ein analoges mit FS=600mA (0,5%), das ich hier genommen habe. Die Eingangsmessungen habe ich mit einem analogen 0,2%-Labor-Messgerät aus Tschechien gemacht:

https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...amp;thread=78#2

Rein optisch - und ich habe ja durchaus Erfahrungen mit anderen Hellglühern - brennt die RE11 mit 550mA nicht zu hell.

Der genaue Aufdruck sieht so aus:

A E G (gross!)

Telefunken D.R.P.
Type R.E.11 C.II.
Nr. 183729
50 Volt


Gruss
Walter

Zuletzt bearbeitet am 03.12.20 12:05

03.12.20 17:47
WoHo 

WGF-Premiumnutzer

03.12.20 17:47
WoHo 

WGF-Premiumnutzer

Re: Direkt geheizte Triode R.E.11 aus dem Jahr 1923

Hallo Walter,
ich versuche mal aus den von Dir gemachten Messungen eine Beurteilung zu machen, die übrigens nicht stimmen muss

Ausgehend von der weiter oben gezeigten Röhrentabelle ist Deine RE11 "C" mit 3V zu heizen!
Da -wie ich vermute- die Röhre schon länger in Betrieb war, muss man den natürlichen Emissionsverlust mit etwas mehr Heizleistung (3,5V bei 0,55A) kompensieren!

Die von mir eingestellten TFK Kurvenscharen einer RE11 ist auf Uf = 2,8V bezogen.
Eine RE11 "C" ist somit unterheizt, vor allem wenn diese schon etwas verschlissen ist. Dass der Ia bei Erhöhung der Ua nicht proportional zunimmt, deutet auf eine Sättigung des Elektronenstroms hin.

Gruß aus NL, Wolfgang

03.12.20 20:06
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

03.12.20 20:06
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Direkt geheizte Triode R.E.11 aus dem Jahr 1923

Hallo Wolfgang,

in der Bewertung des Röhrenzustandes bin ich absolut der gleichen Ansicht. Die Röhre wurde zu allen Zeiten pfleglich behandelt, hat aber einige tausend Brennstunden hinter sich. Der Heizfaden ist zwar noch nicht erschöpft, aber weit von einem guten Zustand entfernt. Im Vakuum treiben schon einige Ionen, die aus dem Anodenblech herausgeschlagen wurden, ihr Unwesen. Die Messwerte zeigten eine gewisse Instabilität, die ich bei der DII und TM-Replique nicht beobachten konnte, wohl aber bei der Radio Micro und eben bei der RE11.

Die gezogenen Wolframdrähte, die zur Produktion verwendet wurden, stammen aus der AEG-Glühlampenproduktion, die schon vor der "Erfindung" der Thoriumröhre Spuren dieses Dioxyds enthielten. Entsprechend unterschiedlich fielen die nötigen Heizströme auch bei den damals neuen Röhren auf. Die Schwankungsbreite lag bei 30 mA und es gab bei der Sortierung 4 Gruppen passender Eisen-Wasserstoffwiderstände in einer Abstufung von 10mA. Bei der EVN171 war das von 530 bis 560 mA. Ich weiss aber nicht, wie es bei der RE11 war. Nach 10 Jahren hatte man das zwar mutmasslich besser im Griff, war aber andererseits auch zur Rationalisierung gezwungen. Es ist schon auffällig, dass man in den Datenblättern folgerichtig nur zirka-Angaben für den Heizstrom findet - und der ist bei den Hellglühern wichtiger als die Heizspannung. Es war die Zeit, in der man die Bleiakkus bis in die Tiefentladung trieb und dann aus dem Haus zur Ladung gab.

Übrigens: Auf der Banderole ist die Auswahl "mit/ohne Eisenwiderstand" vom Prüfer das Wort "ohne" durchgestrichen worden.


Gruss
Walter

Nachtrag:
Auch die Vorgängerröhre EVE173 (baugleich der R.E.11, es wurde nur die Röhrenbezeichnung geändert) war mit
4 verschiedenen Abstufungen des Heizstroms erhältlich: 530, 540, 550 und 560mA. Mit "0" bezeichnete Röhren
hatten 530mA und konnten mit einer anderen gleichartig bezeichneten Röhre ohne Vorwiderstand in Serie an 6V
Heizspannung betrieben werden.

Eine EVE173 soll demnächst hier vorgestellt werden ...

Zuletzt bearbeitet am 13.02.23 14:38

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