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Wumpus-Gollum-Forum von "Welt der Radios".
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Sailor 46T von SP Radio Aalborg, Dänemark 1964
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24.08.23 11:25
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

24.08.23 11:25
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Sailor 46T von SP Radio Aalborg, Dänemark 1964

Hallo zusammen,

als sich die Firma SP Aalborg Anfang der 1960-er Jahre zu der Entwicklung eines
Seefunk-Empfängers entschloss, war ihnen mit einiger Sicherheit noch nicht klar,
wie schlecht das Gross-Signalverhalten der ersten Germanium-Transistoren war.
Sie hätten sich - damals durchaus zeitgemäss - für den Einsatz von
Batterieröhren entscheiden können. Der Einsatz einer 9 V-Batterie mit einem
Ruhestromverbrauch um 40 mA auf kleinen Schiffen war offenbar zu verlockend.



https://www.radiomuseum.org/r/spradio_sailor_46t.html

Es waren allerdings auch die 6 Monozellen, die stets für Probleme durch
auslaufende Batteriesäure sorgten. Dummerweise liegt die Eingangs- und
Mischstufe ausgerechnet unterhalb der Batteriehalterung. Ganz selten findet
man ein Exemplar ohne Säureschäden. Mein Exemplar sah so aus:





Der Versuch, einen modernen (sprich chinesischen) Batteriekasten für 6 Monozellen
einzubauen, schlug fehl. Er war wenige Millimeter zu gross. Es lag nahe, moderne
9V-Lithium-Blockakkus mit 650 mAh Kapazität zu verwenden.

https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...2&page=2#14

Die aufwendige Instandsetzung bestand primär aus gründlicher Entrostung mit
anschliessender Aluminiumbeschichtung einiger Chassisteile. Die Hälfte der Bauteile
(ausser den Transistoren!) auf der Platine des Eingangsteiles musste natürlich
getauscht werden. Leiterbahnen hätten das Säurebad nicht überstanden. Hier hat
man allerdings eine Pertinaxplatte mit Lötnieten versehen. Die "Verdrahtung"
unterhalb der Platine geschah mit verzinnten Messingblechstreifen.

Neben der obligtorischen Elko-Kur war die Parallelschaltung eines 68 Ohm
Widerstandes mit einem 130 Ohm-NTC zur thermischen Stabilisierung der beiden
Push-Pull-NF-Germaniumtransistoren fehlerhaft. Der Stromverbrauch stieg nach
dem Einschalten auf über 1 Ampere. Interessanterweise hat das den Transistoren
AC128 nicht geschadet.

Für den näheren Bodenwellenbereich war der Apparat sicherlich zu gebrauchen.
Empfohlen wurde eine Koax-endgespeiste Antenne aus 5 bis 15 Meter langer Litze.
Eine solche Vertikalantenne von 9,6m Länge habe ich hier verwenden können.
Das Gerät hat einen zweiten Antenneneingang für den Peilrahmen und einen
Schalter für die Seitenkennung bei Überlagerung des Signals mit der Rundantenne.
Das Handbuch zeigt auch die bequeme Möglichkeit der Positionsbestimmung auf,
indem die Anzahl der Punkte und Striche zweier Consol-Funkfeuer ausgezählt
werden. Sie lagen im heutigen NDB-Band auf 266 kHz (Bushmills, IRL, MWN) und
319 kHz (Stavanger, NOR, LEC) und erlaubten eine überschlägige Navigation
ohne Peilung im Bereich der Nordsee und Teilen des Atlantiks. Die Senderleistung
war auf einen Radius von 1000 km projektiert. Hierzu waren spezielle Seekarten
erforderlich. Die Sender wurden 1991 abgeschaltet.





Die technischen Daten des Empfängers (ggf. für das Wumpus-Museum):

Frequenzbereiche: LW 150-285 kHz, NW 255-425 kHz, MW 525-1600 kHz, SW 1,6-4MHz

9 Transistoren:

HF-Verstärker, Mischer, 1./2.ZF-Stufe jeweils AF127
AGC-Verstärker AC127
BFO AF127
NF-Verstärker: Vorstufe und Treiber jeweils AC126
NF-Endstufe: 2x AC128

Zwischenfrequenz: 470 kHz
AGC: Eine Erhöhung der Eingangsspannung um 70dB erhöht den Ausgang um 6dB.
Empfindlichkeit: < 5 Microvolt
SNR von 10dB bei einer Modulation von 30% und 400 Hz:
270 kHz 20 mmV, 1 MHz 15 mmV, 2,8 MHz 10mmV (mmV steht für Microvolt)
Spiegelfrequenzunterdrückung: > 60dB
Selektivität +/- 3kHz 6dB
6dB-NF-Bandbreite 100 - 2500 Hz, mit Filter 300 Hz
Ausgangsleistung: 1,8 Watt < 10% Klirrfaktor
Stromversorgung: Intern 6x1,5V Monozellen, Extern 12, 24 oder 36 V
Abmessungen (BHT): 32 x 22 x 16 cm
Gewicht: 8,5 kg
Mögliche Option: 1W-Sender für 2182 oder 3302 kHz

Beim Testen des Geräts fiel auf einigen Mittelwellenfrequenzen eine
Kreuzmodulation durch den Funkrufsender Mainflingen auf, der 100 km
entfernt ist. Bei der Verwendung meines Dipols war der Empfänger
hoffnungslos zum Teil auch tagsüber trotz Einkreis-Vorselektion übersteuert.
Insgesamt sind in jedem Frequenzbereich 3 Kreise aktiv.
Der Dipol brachte einzig im 80m-Amateurfunkband gute Ergebnisse. Der
Empfänger wies dabei eine ausreichende Kurzzeit-Frequenzstabilität auf,
und die Klangqualität der SSB-Aussendungen war besser als mit dem
Geloso G.209 Empfänger.

[URL]https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/thread.php?board=32&thread=91

Gruss
Walter

Zuletzt bearbeitet am 26.08.23 16:24

Datei-Anhänge
Sailor_46T_Front.jpg Sailor_46T_Front.jpg (48x)

Mime-Type: image/jpeg, 333 kB

Sailot_46T_Batteriesäure.jpg Sailot_46T_Batteriesäure.jpg (56x)

Mime-Type: image/jpeg, 372 kB

Sailor_46T_Batteriesäure_2.jpg Sailor_46T_Batteriesäure_2.jpg (51x)

Mime-Type: image/jpeg, 441 kB

Sonne_Consol.jpg Sonne_Consol.jpg (50x)

Mime-Type: image/jpeg, 327 kB

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25.08.23 11:22
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

25.08.23 11:22
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Sailor 46T von SP Radio Aalborg, Dänemark 1964

Hallo zusammen,

"Axel" besitzt oder besass offenbar das Vorgängermodell "Sailor 16T" aus dem Jahr 1962:

https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...72&thread=2

Gravierende Unterschiede zum 46T kann ich nicht erkennen.

Zum koaxialen Antennenanschluss muss ich noch ergänzen, dass er hochohmig ist und
die Impedanz keine 50 Ohm beträgt. Daher war meine Antennenankopplung wegen der
kapazitiven Last des Kabels etwas problemtisch. Ich habe (nur für den 46T!) ein einfaches
Tiefpassfilter vorgeschaltet (Dämpfung ab 2 MHz) und einen kleinen Vorverstärker mit dem
Transistor 2N5109 aus dem Projekt Cohiradia nachgesetzt. Jetzt spielt der Empfänger perfekt,
und die Kreuzmodulation aus Mainflingen ist auch verschwunden. Die Problematik entspricht
den AM-Autoradios von einst. Auch hier musste das Koaxkabel hochohmig und möglichst
kurz sein. Weil ich die Antenne auch sendemässig auf 40 und 15m nutze, kommen Link-
ankopplungen nicht in Betracht. Die Geräte Sailor R108 und R109 (niederohmig, Silizium-
Transistoren, ZF-IC) haben schaltungstechnisch wenig mit 16T und 46T gemeinsam.
Über einem Koaxumschalter hängen nun folgende Geräte an der 9,6m-Vertikal:
G.209, K2, K3, TS440S, 46T. Ein Empfindlichkeitsvergleich ist also sehr einfach
möglich. Externes Rauschen gibt es an dieser kurzen Antenne, die 20m vom Haus
entfernt ist, nicht (eher schon an dem 15m hohen Dipol über dem Haus).



Gruss
Walter

Zuletzt bearbeitet am 29.08.23 09:01

Datei-Anhänge
Sailor an seinem Platz.jpg Sailor an seinem Platz.jpg (47x)

Mime-Type: image/jpeg, 395 kB

26.08.23 09:25
Axel 

WGF-Nutzer Stufe 3

26.08.23 09:25
Axel 

WGF-Nutzer Stufe 3

Re: Sailor 46T von SP Radio Aalborg, Dänemark 1964

Hallo Walter,

Ja, ich hatte mal einige Sailors. Den 16T, 46T und 1120.
Stimmt, der 16T und 46T unterscheiden sich kaum, die habe ich aber wegen dem doch recht eingeschränkten Frequenzbereiches auf Kurzwelle verkauft.
Der 1120 war da schon eine andere Nummer: 10 Khz - 30 MHz…
Da habe ich lange mit mir gerungen, aber letztendlich waren die seltene Nutzung und die -ich sag mal: nicht allergrößte Empfindlichkeit- ausschlaggebend für den Verkauf. Auch die digitale Abstimmung war nicht so meins.

Mein russischen Empfänger P-326 und P-323 hören da eher das sprichwörtliche Gras wachsen.
Damit bin ich von 1 MHz - 100 MHz gut gerüstet. Mit dem Up-Konverter gehts auch bis 10 Khz runter.


Viele Grüße,
Axel


.........................................................................................................................
.
Da will man endlich mal in Ruhe die Werkstatt aufräumen und was passiert?
...Man hat keine Lust.


.

Zuletzt bearbeitet am 26.08.23 22:10

26.08.23 10:31
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

26.08.23 10:31
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Sailor 46T von SP Radio Aalborg, Dänemark 1964

Hallo Axel,

nein, besonders empfindlich sind die Apparate nicht gewesen. Auf der anderen Seite werkeln ja auch
wie in damaligen Taschenradios nur 8 Germanium-Transistoren, wenn man den BFO abzieht. Es ist auch
erstaunlich, dass nach 60 Jahren die Potis und Schalter noch problemlos funktionieren. Man kann
davon ausgehen, dass die Skipper nicht zaghaft mit den Geräten umgegangen sind.

Übrigens hat der 2N5109 17dB-Verstärker aus dem Gerät ein empfindliches Teil gemacht.

Gruss
Walter

Zuletzt bearbeitet am 26.08.23 10:36

26.08.23 22:02
Axel 

WGF-Nutzer Stufe 3

26.08.23 22:02
Axel 

WGF-Nutzer Stufe 3

Re: Sailor 46T von SP Radio Aalborg, Dänemark 1964

Hallo Walter,

Die Qualität der Schalter und Potis ist ist nicht schlecht. Kommerzielles Gerät halt, aber die Qualität reicht nicht an militärisches Gerät heran. (Ist ja klar...)
Meine Geräte waren allesamt in sehr guten Zustand.

Ich mag es nicht sehr gerne sagen und ich habe die Geräte auch ungern vekauft (Gründe weiter oben), aber solche speziellen Empfänger sind sind fast schon Wertanlagen.


Viele Grüße,
Axel



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Da will man endlich mal in Ruhe die Werkstatt aufräumen und was passiert?
...Man hat keine Lust.


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