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Wumpus-Gollum-Forum von "Welt der Radios".
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Laute Windgeräusche bei einer Röhrenendstufe
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Davenz 

Davenz 
Laute Windgeräusche bei einer Röhrenendstufe

Guten Tag im Wumpus Gollum Forum

Ich brauche Euren Rat bezüglich einer grossen Röhrenendstufe mit starken Wind- und Knacksgeräuschen. Das Geräusch hört sich wie rosa / weisses rauschen an.
Ich bin nicht der Ingenieur aber auch nicht die Vollbanause. Geräte mit Service-Manual und Schemas kann ich sehr gut reparieren. Messmittel habe ich 4 DMM’s mit unterschiedlichen Funktionen, ein LSR-ESR-Messgerät, ein Röhrenmessgerät für den Anodenstrom, ein Mittelklasse-Oszilloskop von Rigol und den Bias-Tester vom Tube-Amp-Doktor.

Bei der oben abgebildeten Endstufe hat eine Röhre Kurzschluss verursacht. Mein Kollege hat dieses Monster aus der damaligen Reggae-Scene, mit grossen Mehrwege-Soundsystem, in England aus Mitte der 70ern letzten Herbst erworben. Es gibt Keinen Schaltplan. Die Leute, die das gebaut haben erreicht man nicht mehr.
16 KT88 Röhren (8pro Halbwelle) und ein Poti pro Halbwelle für den Ruhestrom.
Auch die Röhren sind aus den 70gern, Gold Lion von damals General Elektric
Company.
Also Auftrag angenommen und den Schaden soweit behoben. Widerstand von G2 ersetzt. Der war durchgebrannt. Die defekte Röhre habe ich auch mit einer GEC-Röhre aus derselben Zeit ersetzt. Selbstverständlich habe ich dann alle notwendigen Messungen Für einen einigermassen ausgewogenen Bias-Strom pro Halbwelle durchgeführt.
Der Amp lief vor dem Einstellen mit gerade mal 1.6mA- und 19mA Anodenstrom von der
Schwächsten zur stärksten Röhre. So hat mein Kollege diese Endstufe gekauft. Nach dem Ausmessen der Röhren und neu positionieren wollte ich den Ruhestrom gemäss der Anodenspannung nach Empfehlungen auf ca. 30mA einstellen. Die Spule, die vom Gleichrichter
Zu den Siebeelkos geschaltet ist (auf dem Foto blauer Draht), begann bei 125mA zu brummen und surren…
Nach neuer Imprägnierung der Spule konnte ich ein Ruhestrom von 30mA stärkste Röhre und 17mA schwächste Röhre einstellen ohne Nebengeräusche. Bei der Anode und Gitter 2 habe ich 515VDC gemessen. Steuergitter -74VDC. Bei mir zu Hause lief die Endstufe an 4 Ohm
ohne Probleme mit Druck und wirklich reinem Klang 6 Tage lang durch. Mit Unterbrüchen natürlich.

Umgezogen ins Studio meines Kollegen lief das dann ca. 1-2 Stunden (weiss nicht mehr so genau, wir haben gefeiert😊), bis auf einmal das System Laute Knackser und Windgeräusche, wie oben beschrieben, von sich gab. Angeschlossen haben wir den Amp ebenfalls an gemessenen 4 Ohm.

Was mich irritiert ist, dass die Störgeräusche Bias-Abhängig sind. Ich bin mit dem Ruhestrom nicht bis 1.6mA der schwächsten Röhre zurück. Wäre ja sehr nahe am Cut-off. Habe dann auf 4mA zu 17mA zurückgestellt. So sind keine Windgeräusche mehr hörbar. Es kommen lediglich zwischendurch sehr leise Knackser. Der Sound ist jetzt aber etwas angezerrt mit dem zu geringen Ruhestrom. Eine Eingrenzung der ECC 82 -Röhren oder deren Schaltungen davor werde ich noch machen. Auch der Übertrager will ich genau ausmessen, zu welcher Spulenimpedanz dieser zu den Röhren gewickelt wurde. Dort steht zwar 6x 1 Ohm. Auf was sich dies bezieht weiss ich nicht. Masseverbindungen habe ich geprüft. Den richtigen Isotest mit dem Isotestgerät noch nicht. Auf den LS habe ich keinen Brumm. Nur eben diese Windgeräusche.

Zu meiner Fragen: Was kann ein derartiges Geräusch generieren? Hat jemand Erfahrung, mit welchen Messungen man beginnen sollte? Wie sollten die Messresultate sein? Mich irritiert auch, dass die Windgeräusche Ruhestrom-abhängig sind und ich bei mir nie solche Geräusche hatte.? Macht es Sinn, zuerst alle Röhren mit neuen auszutauschen? Ich habe zwei Bilder angehängt. Es gibt auch noch mehr Bilder vom Detail.






Besten Dank Allen, die mir antworten.
Grüsse aus dem Berner Oberland
David Benz

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WoHo 

WoHo 
Re: Laute Windgeräusche bei einer Röhrenendstufe

Hallo David

Zitieren:
Was mich irritiert ist, dass die Störgeräusche Bias-Abhängig sind.

Das könnte(!) auf Selbsterregung in den Endstufen (16x) deuten!

Gemeint sind unregelmäßige Schwingungen im HF-Bereich.
Mit einem Radio direkt neben dem Verstärker aufgestellt, sind vielleicht im LMK, oder UKW-Bereich Störungen wahrzunehmen, die dann verschwinden, sobald der Verstärker ausgeschaltet wird.

Abhilfe, vor jeder Endröhre direkt am Gitter1 einen 1k Widerstand einfügen, falls noch nicht gemacht....

Gruß aus NL, Wolfgang

basteljero 

basteljero 
Re: Laute Windgeräusche bei einer Röhrenendstufe

Hallo,
was sporadisch auftretende Zischgeräusche verursacht, sind defekte Widerstände (Anodenwiderstände)
oder Koppel-Kondensatoren, meist Vorstufe.
Denkbar ebenfalls Kontaktproblem Bias-Potis.

Würde das Ding mal längere Zeit ohne ECC82 laufen lassen, zur Eingrenzung.

Schaltplan sollte in etwa dem vom GEC-KT88-Datenblatt entsprechen:
https://frank.pocnet.net/sheets/084/k/KT88_GEC.pdf
(400W-Amp)
Ruhestrom 35mA min / 60 mA max. je nach Röhre, Röhren einzeln ausgemessen und in 2
Paare aufgeteilt.

Gruß
Jens

Zuletzt bearbeitet am 23.05.23 14:42

HB9 

HB9 
Re: Laute Windgeräusche bei einer Röhrenendstufe

Hallo David,

'wildes' Schwingen, wie es Wolfgang vermutet, kannst du auch mit dem Oszilloskop leicht feststellen, indem du eine Sonde nahe an eine KT88 hältst (Einstellung etwa 1V/Div und 1us/Div und Auto-Trigger). Wenn es schwingt, sieht man die Schwingung dann bei der Annäherung an die Röhre. Die Röhre, die den grössten Pegel liefert, ist dann der Übeltäter. Testweise kann man die dann auch mal einfach entfernen (vorher Gerät abschalten) und zwecks Symmetrie auch eine Röhre auf der 'Gegenseite'. So kann der Verstärker weiter betrieben werden, einfach nicht gerade mit voller Leistung. Ist dann das Problem weg, hat man den Übeltäter gefunden.

So wie ich das Chassis-Bild interpretiere, gibt es keine Vorwiderstände bei den g1-Anschlüssen der Röhren, was eine Schwingneigung verstärken kann. Üblich sind hier 1k-Widerstände direkt an der Röhrenfassung, so wie es Wolfgang geschrieben hat. Falls die Endstufe gegengekoppelt ist, was meistens der Fall ist, haben auch die Lautsprecher Einfluss auf die Stabilität, insbesondere kapazitive Lasten durch die Frequenzweiche oder keramische Hochtöner verschlechtern die Stabilität und können Ursache für Schwingungen sein. In diesem Fall testweise die Gegenkopplung abhängen. Ist dann die Schwingung weg, muss man den Verstärker etwas 'zähmen', indem man den Gegenkopplungsfaktor insgesamt reduziert oder für hohe Frequenzen verstärkt, indem parallel zum Gegenkopplungswiderstand ein kleiner Kondensator geschaltet wird, der oberhalb des Hörbereichs die Verstärkung reduziert. Der richtige Wert wird am besten ausprobiert. Ist er zu gross, werden die Höhen beeinträchtigt, und bei einem zu kleinem Wert nützt er nichts.

Auf dem Chassis-Foto sind mir noch die beiden quaderförmigen Kondensatoren auf der Lötösenleiste aufgefallen (ganz oben und ganz unten auf der Leiste). Das könnten Metall-Papier-Kondensatoren sein, welche Ärger bereiten. Falls das die Koppelkondensatoren zwischen Vor- und Endstufe sind (also die Verbindung von der Anode der Vorstufenröhre zum Gitter g1 der Endstufe), sollte man sie durch ausreichend spannungsfeste moderne Folienkondensatoren gleicher Kapazität ersetzen.

Die Geräusche können aber auch ein Kontaktproblem in einer Röhrenfassung sein. Das findet man leicht, indem man im Betrieb vorsichtig etwas an den Röhren wackelt. Bei schlechtem Kontakt macht sich das dann mit entsprechenden Geräuschen im Lautsprecher bemerkbar. Die Endröhren aber nur mit einem Baumwoll-Stofflappen oder Küchen-Handschuh anfassen, sonst verbrennt man sich die Finger!

Viel Spass beim Hobby!

Gruss HB9

Davenz 

Davenz 
Re: Laute Windgeräusche bei einer Röhrenendstufe

Hallo beim Wumpus-Gollum Forum

Ganz herzlichen Dank euch Dreien, für die ausführlichen und sehr gut erklärten Tipps.
Das Gerät kommt also wieder zu mir in die Werkstatt. Ich werde dies alles einzeln austesten und schauen, was alles verantwortlich für diese Schwingungen ist. Werde euch mitteilen, was ich herausgefunden habe. Das dauert seine Zeit, bin noch ein paar Tage unterwegs und dann ran an den Speck...freue mich sehr drauf.

Grüsse aus dem BEO
David

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