Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo Volker!
Hört sich nicht gut an. Das einzige was mir noch so einfällt, wäre zu prüfen ob der Tastensatz irgendwie verbogen ist. Es könnte in der Vergangenheit schon mal auf den Tasten herumgehämmert worden sein.
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Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo zusammen,
das Radio läuft wenigstens wieder auf UKW. Scheint wohl ein hoffnungsloser und nerviger Fall mit diesem Tastensatz zu sein. Das Gebritzel des Tastensatzes habe ich im Video festgehalten. Solche seltene Ereignisse lasse ich mir natürlich nicht nehmen zu filmen:
Kurzschluss im Tastensatz: Es stinkt, qualmt und britzelt im Radio!
Erklärung zum Video: Verkohltes Pertinax sorgte für einen Kurzschluss zwischen der Anodenspannungs-Versorgung und der Masse im Tastensatz eines Röhrenradios. Da der Kontakt für die Umschaltung zwischen der Anodenspannung für die ECH81-Triode und dem UKW-Tuner deshalb nicht mehr funktionierte und zudem der Tastensatz überall ausgeleiert und stark korrodiert ist, habe ich mich entschlossen das Radio nur auf UKW laufen zu lassen. Der orangene Draht wurde neu verlegt und versorgt den UKW-Tuner unter Umgehung des defekten Umschalters. Wenn man bedenkt, das solche Radios zu 90% für den UKW-Empfang genutzt werden, kann ich mit diesem Kompromiss leben.
Bei dem Tastensatz habe ich wirklich alles versucht mit diversen Reinigungs- und Schmiermitteln. Entweder klemmte der Tastensatz oder die Tasten rasteten nicht mehr ein oder die Kontakte versagten. Auf diese Weise funktioniert das Radio wenigstens auf UKW zuverlässig. Der Tastensatz ist vernietet, so dass eine Reparatur fast unmöglich ist oder extrem zeitaufwändig wäre.
Nach der Aufnahme britzelte es übrigens nicht mehr. Der Kurzschluss war danach perfekt und der Siebwiderstand in der Siebkette drohte deshalb beinahe ebenfalls abzurauchen. Es ist übrigens der grüne 1,5-kOhm-Widerstand, den man vorne im Eingangsbild des Videos sieht.
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Ohoh, lieber Volker,
das sah leider nicht so schön aus. Solche Fehler treten übrigens auch bei einigen SABA-Radios auf. Es ist erst ein paar Wochen her, als ich einen "Freiburg W III" auf dem Tisch hatte. Das hat ähnlich gequalmt und böse gerochen. Die verkohlten Überreste konnte ich herausschleifen und ein zurecht gefeiltes "Implantat" aus Pertinax passgenau einkleben. Zum Glück ging das noch recht gut zu machen, weil die Schadstelle einigermaßen zugänglich war. Wäre das vielleicht auch eine Option für Dein Gerät? Im Video kam mir das Aggregat recht verbaut vor - hmm...
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo Jürgen,
das ist so verbaut, dass praktisch keine Chance besteht an die Stelle heranzukommen. Zudem sehe ich diesen Tastensatz inzwischen als Fehlkonstruktion an. Das Ding hat mich wirklich halb wahnsinnig gemacht. Wenigstens funktioniert die Taste für UKW prima. Rein theoretisch könnte man alles mit Relais nachbilden. Aber den Aufwand halte ich nicht für gerechtfertigt. Im Nachkriegsdeutschland war es übrigens die Reparaturpraxis bei Ersatzteilmangel die Radios wenigenstens auf einem Wellenbereich zum Funktionieren zu bringen. Und das habe ich ja gemacht. Natürlich ärgert es mich, dass jetzt nur noch UKW geht, weil ich viel Zeit in die Schellackpolitur gesteckt habe.
Inzwischen habe ich die Lampenhalterungen innen weiß mit einem Lackstift lackiert. Dadurch leuchtet das Skalenglas viel schöner und heller:
Jetzt suche ich noch einen Platz im Wohnbereich für dieses Radio.
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Nachtrag: Die Situation ließe sich retten mit einem Relais 6 Volt / 2 x UM. Aus der Heizspannung wird mittels einer Diode und einem Elko eine Gleichspannung für das Relais gewonnen. Am Tastenschieber für UKW steht ja ein Umschalter zur Verfügung, mit dem das Relais gesteuert werden kann. Das Relais braucht einen Umschalter, um die Anodenspannung zwischen der Anode der ECH81-Triode und dem UKW-Tuner umzuschalten. Der andere Umschalter schließt in Stellung UKW das Gitter der ECH81-Triode mit Masse kurz. Ein kleines Relais passt noch in die Nähe der ECH81. Es gibt immer eine Lösung.
Jetzt muss ich nur herausfinden, wie dieser matte, hellgraue Belag von den Kontakten auf chemische Weise entfernt werden kann. Kontaktsprays und Reinigungssprays zeigten keine Wirkung. Hat jemand eine Idee? Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo Volker,
ich habe das mal alles schnell durchgelesen.
Meine Vermutung ist die Verwendung von unreinen Ölen an elektrischen Kontakten und Isolationen. In Motorölen sind bestimmte eine Reihe von Zusätzen, welche für die Elektronik garnicht gut sind. Bei hohen Spannungen können Die eventuell leitend werden. Dei Belag kann eventuell die Folge der Elektrolyse bzw, die chemische Abscheidung eines Metalles sein. Falls Dieses schnell oxidiert, kann es in Zukunft weitere Kontaktfehler geben.
Auf jedem Falle würde ich das Motorenöl möglichst vollständig entfernen. Ja , ich weiß, reingeblasen ist es schneller !
Ansonsten eine saubere Arbeit von Dir - wäre schade um das schöne "Kästel"
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo Bernd,
das Motorenöl hatte ich schon vorher gründlich entfernt und alles entfettet, weil es die Verriegelung der Tasten verhinderte. Ansonsten hatte ich nur ausgesuchte Elektroniksprays verwendet. Versehentlich könnte etwas Glasreiniger auf die Kontakte gekommen sein. In der Regel hat das aber nicht diesen durchschlagenden Effekt. Ich glaube, ich werde im Laufe der Zeit alles mit kleinen Relais umschalten. Oder ich bekomme diese mattgrauen Kontake wieder blank.
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo zusammen,
die Tastensatzmechanik funktioniert jetzt einwandfrei. Keine Ahnung warum. Ob die Kontakte funktionieren, ist die Frage. Meine Vermutung ist, dass die abgebrannte Stelle schon vorher Kriechströme hatte und deshalb der Oszillator nicht zuverlässig Schwingen wollte. In der Bastelkiste kam ein kleines Relais 5 Volt / 2 x UM zum Vorschein, das ich einbauen werde. Mal sehen, was dann passiert.
Auf jeden Fall spielt das Radio prima auf UKW. Hier ein Mittschnitt:
Leider war das Budget des Videos so eng bemessen, dass es für einen Kamerakran, Steadycam und einen Dolly nicht gereicht hat. Ich musste die Kamerafahrten aus der freien Hand drehen beim kläglichen Versuch ein simples Radio zur Ikone erstrahlen zu lassen .
Das ist die Musik, die hier im öffentlich-rechtlichen Radio läuft. Ich muss damit leben.
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo zusammen,
ich habe weiter an dem Problem gebohrt in der Hoffnung, dass auch die AM-Bänder wieder spielen. Folgende Maßnahmen waren Fehlversuche:
1. Erhöhung der Anodenspannungen an der ECH81
2. Erhöhung der Schirmgitterspannung an der ECH81
3. Reinigen der Kontakte mit Benzin.
4. Aus einer PET-Flasche schnitt ich einen schmalen Kunststoffstreifen, denn ich zwischen die Kontakte schob, um diese zu reinigen.
5. Mit der Schraubenzieherklinge versuchte ich die einzelnen Kontakte durch Überbrückung zu schließen. Es zeigte sich dabei keine Reaktion
Es war immer so: Reinigen mit reichlich ölfreiem Elektronikreiniger half, weil das ganze Mineralöl, welches in den ölhaltigen Kontaktsprays enthalten ist, ausgeschwemmt wurde. Nach einer Weile klemmten dann allerdings die Tasten total, nachdem auch der restliche Elektronikreiniger verdunstet war, der nämlich auch schmierte.
Die Konstruktion der Tasten ist wie folgt: Die unbeweglichen Kontakte sitzen auf einem dreilagigen Pertinaxträger, wobei die drei Lagen durch Nieten zusammengehalten werden. Zwischen zwei Kontaktreihen wird ein Kunststoffschieber geschoben, der etwa einen quadratischen Querschnitt von 5 mm Kantenlänge hat. An den Seiten sind Kontaktfedern eingelassen. Diese Kunststoffschieber gleiten also auf dem dreilagigen Pertinax und an den Kontakten auf den gegüberliegenden Seiten.
Das Dilemma: Sprüht man alles mit ölhaltigen Kontaktspray ein, geht die Mechanik perfekt, aber kein AM-Wellenbereich funktioniert. Entfettet man alles, funktionieren die Kontakte wunderbar, doch wenn das Lösungsmittel nach fünf Minuten verdampft ist, dann klemmen die Tasten hoffnungslos.
Und nun kommt die Lösung: Im Autozubehör gibt es Silikonöl in der Spraydose mit einem Schwämmchen darauf, um damit die Gummidichtungen an den Autotüren einzuschmieren, damit sie nicht festfrieren oder quietschen. So eine Döschen habe ich mir gekauft und eine kleine Menge in ein Schälchen gedrückt. Die Flüssigkeit wurde dann mit einem Wattestäbchen vorne an die Schieber aufgetupft, damit sie in die Mechanik hineinfließen. Eine kleine Menge reicht. Nach einer Weile löst sich der verklemmt Tastensatz und die Kontakte funktionieren trotzdem noch. Meine Sorge war nämlich, dass das Silikon die Kontakte isoliert.
Seit einer Stunde funktioniert das Radio einwandfrei. Meines Wissens soll Silikonöl nicht verdampfen. Ich gehe davon aus, dass der Zustand so bleiben wird. Eine kleine Menge Silikonöl an den Händen macht diese ja für Tage geschmeidig, obwohl man ständig die Hände wäscht. Ich mag eigentlich nicht Silikonöl, weil es schlecht zu entfernen ist und isoliert, wo es nicht isolieren soll. Aber in der Not greift man zu jedem Strohhalm und ich hatte ja auch nichts mehr zu verlieren.
Meine Vermutung ist, dass es keine Kontaktprobleme waren, sondern Kriechströme zwischen den drei Lagen Pertinax. Diese Kriechströme haben ausgereicht, um den Oszillator am Schwingen zu verhindern. Für diese These spricht auch das verbrannte und verkohlte Pertinax, wie ich es im Video zeigt.
Der nächste Schritt ist der Einbau des Relais, welches den verkohlten Kontakt ersetzt, damit auch UKW wieder geht.
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. Solche Fehler treten übrigens auch bei einigen SABA-Radios auf. Es ist erst ein paar Wochen her, als ich einen "Freiburg W III" auf dem Tisch hatte. Das hat ähnlich gequalmt und böse gerochen. Die verkohlten Überreste konnte ich herausschleifen und ein zurecht gefeiltes "Implantat" aus Pertinax passgenau einkleben. Zum Glück ging das noch recht gut zu machen, weil die Schadstelle einigermaßen zugänglich war. Wäre das vielleicht auch eine Option für Dein Gerät? Im Video kam mir das Aggregat recht verbaut vor - hmm...
