Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo Volker
Ich denke Du hast damit Recht . dass ein Feinschluss auf dem Wellenschalterträger-Pertinax den AM-Empfang behindert. "Kohle" ist eben relativ gut elektrisch leitend. Vielleicht findest Du eine bessere Möglichkeit den Isolationsfehler zu umgehen.
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Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo Volker!
Solche Silikone werden schon seit vielen Jahren als Trennmittel in der Industrie verwendet. Oder einfacher als eine Art "Gleitmittel". So eine Spraydose verwende ich auch schon mal an kritischen Stellen. Nämlich da wo Graphithaltiges Öl mir zu gefährlich erscheint, wo es hineinkriechen könnte wo es nicht hinein soll. Allerdings könnte sich im Laufe der Zeit eine Staubschicht an den mit Silikonbehandelten Stellen bilden, diese ist dann sehr klebrig. Vorher richtig gut reinigen die Stellen wo es hin soll. Ganz wichtig.
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo zusammen,
ich habe den Tastensatz mit einer halben Dose Elektronikreiniger durchgespült. Sauberer wird es wohl kaum gehen. Anschließend ging ich mit dem Haarföhn daran, damit es ordentlich trocknet. Graphithaltiges Öl verwende ich überhaupt nicht in Radios. Auch nicht solches mit Molybdendisulfid als Zusatz.
Mir ist noch auf der Unterseite das Plastikteil einer Taste abgebrochen. Zur Zeit härtet die Klebestelle durch. Hoffentlich hälts mit Alleskleber. Wenn nicht, muss ich Zweikompenentnkleber zusammenmischen. Morgen kommt dann der Test, ob die AM-Bereiche noch funktionieren. Dann löte ich auf einer kleiner Lochrasterplatte die Relaisumschaltung zusammen. Eine Skizze habe ich schon angefertigt. Die Bauteile sind schon zusammengesucht. Und dann müsste das Radio wieder auf allen Wellenbereichen spielen. Und ich dachte schon es wäre ein unrettbarer Totalschaden. Aber ich will mich nicht zu früh freuen. Und dann warte ich noch auf ein neues Magisches Auge.
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo zusammen,
das Radio spielt wieder auf allen Wellenbereichen von Langwelle bis UKW. Das Relais 5 Volt / 2 x UM ist eingebaut.
Die Schaltung: Aus den 6,3 Volt AC habe ich 5 Volt DC gemacht mit einer Gleichrichterdiode 1N4007 oder ähnlich, einem 100 uF /25 Volt Elko, parallel zum Gleichrichter 10 nF, damit es nicht brummt auf den AM-Bändern. Ein Vorwiderstand aus 82 und 52 Ohm parallel ergab genau 5 Volt an der Relaiswicklung. Parallel zu dieser Wicklung noch eine Diode 1N4007, um beim Abschalten die Spannungspitze zu unterdrücken.
Am Tastensatz für UKW habe ich einen intakten Kontakt gefunden, der in Stellung UKW geöffnet ist und bei den AM-Bändern geschlossen ist. Damit habe ich das Relais gesteuert, so dass die Spannung von etwa 200 Volt für die ECH81 und den UKW-Tuner umgeschaltet wird. Der andere Kontakt des Relais legt das Steuergitter der ECH81-Triode auf Masse bei UKW-Empfang.
Hier die Bilder:
Die kleine Lochrasterplatine ist durch zwei dicke Drähte, welche die Zuleitung zur Heizspannung bilden, mechanisch fixiert. Das erspart eine Verklebung, die vielleicht nach vielen Jahren nicht mehr hält.
Es ist zwar nicht mehr wie ursprünglich, aber die volle Funktionalität des Radios ist wieder hergestellt und darum geht es mir neben der optischen Erscheinung auch. Ich bin jetzt um einige Erfahrungen reicher nach der Reparatur.
Übrigens habe ich einen Tropfen Silikonöl auf die Messspitzen eines Ohmmeter gelegt. Schließt man die beiden Messspitzen zusammen, ist der Kontakt trotzdem voll hergestellt. Das Silikonöl macht die Kontakte also nicht unbrauchbar.
Im Radio stehen jetzt 7 bis 8 Volt DC zur Verfügung. Damit könnte man ja einen kleinen, Halbleiter-UKW-Vorverstärker betreiben, der noch gut ins Chassis passt.
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo Alfred,
danke! Die Hartnäckigkeit ist meiner Meinung nach ja der Witz gegenüber einer professionellen Reparatur, die aus Kostengründen irgendwann aufgeben muss. Die Stunden, die ich in diesen Radio gesteckt habe, habe ich nicht gezählt. Eine schlaflose Nacht haben mich die Rauchwolken auch gekostet.
Ich hätte nie gedacht, dass hochwertiges Tunerspray, das für UHF-TV-Tuner geeignet ist, so einen Tastensatz lahmlegen kann und selbst Schaltungen im Langwellenbereich zum Aussetzen bringt. Am Anfang dachte ich nur an Kontaktprobleme und nicht an Kriechströme. Kontaktprobleme gibt es mechanisch bedingt aber auch im Tastensatz. Hätte ich den Trick mit dem Silikonöl gewusst, hätte ich mir viel Arbeit und Zeit gespart. Wenn ich dreilagig vernietetes Pertinax als Trägermaterial sehe, werde ich in Zukunft vorsichtig sein. Zwischen den Lagen können sich Kriechströme in Verbindung mit Mineralölen verbreiten.
Falls Kontakte hoffnunglos beschädigt sind, können sie unter Umständen notfalls durch ein kleines Relais umgangen werden. Ohne Hartnäckigkeit hätte man das alles nicht rausgefunden. Für mich ist eine Reparatur dann so richtig spannend, wenn etwas neues dabei gelernt werden kann.
Noch ein Nachtrag. Wenn man bedenkt, dass in Deutschland im Schnitt etwa 26 Stunden Fernsehen pro Woche konsumiert werden, ist der Zeitaufwand für eine kniffelige Reparatur nicht so groß, denn Fernsehen kann man sich glatt sparen. Ich komme auf 3 bis 4 Stunden pro Woche, weil mich ein paar Sendungen noch interessieren. Dazu noch ein Ausschnitt aus einem leidenschaftlich vorgetragenen Vortrag von Prof. Manfred Spitzer: http://youtu.be/S5DOH9cLvlQ So etwas läuft natürlich in der Form über keinen TV-Sender. Die Fakten sind einfach zu peinlich. Deutsches TV schaue ich überhaupt nicht und das schwedische Fernsehen ist abgesehen von ein paar wenigen Sendungen auch nicht besser. Da höre ich nebenbei lieber Radio und so gesehen ist es sinnvoll Radios zu reparieren.
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo zusammen,
nun habe ich ein schlechtes Gewissen Euch mit meinem Tastensatz zu nerven. Aber leider hat sich heute Morgen ein neues Problem eingestellt. Die schwarzen Kunststoffschieber drücken sich durch das Umschalten manchmal zu weit heraus, wodurch die AM-Bänder nicht funktionieren. Der Hebel der Taste greift in eine Aussparung des Kunststoffschiebers, der zu viel Spiel bekommen hat und dadurch rutscht der Kunststoffschieber manchmal zu weit raus. Drückt man ihn durch leichtes Antippen zurück, spielt das Radio wieder. Es muss sich um wenige Zehntel mm handeln.
Ich habe nun eine 2 mm dicke, durchsichtige Kunststoffscheibe angefertigt, welche die Kunststoffschieber zurückhält. Dies Scheibe ist auf die Unterseite des Tastensatzes geschraubt:
Tastensatz ohne Platte.
Kunststoffplatte auf Tastensatz.
Zum Befestigen konnte glücklicherweise ein passende, selbstschneidende Schraube verwendet werden, die im Radio einst eine Kabelschelle befestigte.
Danach stellte sich ein weiteres Problem ein. Die AUS-Taste rastete nicht mehr ein und das Radio ließ sich nicht mehr abschalten. Durch die Platte hatte sich die Mechanik leicht verformt. Eine Unterlegscheibe für die Schraube zwischen dem Tastensatz und der Platte löste auch schließlich dieses Problem.
Ich hoffe, dass ich nun endlich Ruhe mit diesem Radio habe, das nicht zu meiner Lebensaufgabe werden soll.
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Moin Volker,
in der Tat - Du gibst wohl wirklich nie auf. Hierzu fallen mir ganz spontan die Worte des Museumsleiters vom Radiomuseum Bad Laasphe, Herrn Hans Necker ein, der einmal während eines "Privatplausches" zu uns sagte (O-Ton wg. Zenur leicht geändert): "Nur die Monteure sind besch...en, die sich nicht zu helfen wissen!" Also - ich find's prima!
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo Jürgen,
der Tastensatz funktioniert seitdem einwandfrei. Mir fehlt eine Aufgabe. Am Radio habe ich nun ein Netzfilter aus einem alten PC-Schaltnetzteil eingebaut:
Auf AM ist nun der Empfang sauberer, was sich besonders bei Verwendung der Ferrit-Antenne bemerkbar macht. Beim Betrieb mit Rahmenantennen soll so ein Filter auch Wirkung zeigen. In den 1950er Jahren war das Stromnetz noch nicht so stark mit Störsignalen verseucht. Deshalb halte ich die Nachrüstung mit so einem Netzfilter für sinnvoll.
Als nächstes kommt dann ein kleiner UKW-Vorverstärker rein.
Re: Probleme mit dem Tastensatz gelöst, Reparatur und Restaurierung eines ungewöhnlichen Radios Bj 1958
Hallo Volker,
der Zweck heiligt die Mittel und deshalb finde ich diese kleine Modifikation an dieser Stelle auch völlig ok. Schließlich ging es ja darum, dieses nicht überall anzutreffende Radio trotz scheinbar unbehebbarer Schäden wieder in einen betriebssicheren Zustand zu bekommen. Das ist Dir zweifelfrei gelungen - Congrat's! Und wenn man schon so ungeniert dabei ist, darf es auch ein kleiner Zusatz sein - auch das finde ich absolut ok. Ehrlich!
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