Hallo zusammen, das Philips Orion ist jetzt soweit wiederhergestellt. Das Gehäuse war so stark beschädigt, so dass das obere Holzfurnier ersetzt werden musste, inkl. Schellack (Tischler). Den Original- Lautsprecherstoff habe ich trotz der unentfernbaren Flecken nicht ersetzt. Da er insgesamt schon sehr ausgeblichen war hat er allerdings etwas Farbe bekommen - schwache Textilfärbung mit Salz als Fixiermittel wie für Seidenstoff. Ich finde es jetzt gut so.
Inkl. des eingebauten ersten Philips Vorsatzgerätes 7455 (Flankenaudion mit Rückkopplung und HF Vorstufe mit ECH43, die ich ersetzt habe durch eine ECH42) empfängt es alle Wellenbereiche gut mit Zimmer-Drahtantennen, Kurzwelle sehr gut. Trotz abweichender Toleranzen von Kondensatoren (Teerbomben) und Widerständen sind die Betriebswerte dauerhaft zufriedenstellend. Das Gerät ist seit Herstellung im Jahr 1949/50 im damals neuen Philips Valvo Werk Hamburg original. Auch fast alle Röhren Röhren, die zudem eine spezielle rote Stempelfarbe für das Valvo Logo aufweisen, was noch nicht geklärt werden konnte. Auch die Skalenlampen sind original. Eine Besonderheit ist der Trafo, der mit einer Thermosicherung ausgestattet ist.
Ersetzt habe ich zwei Kondensatoren und die defekte Gleichrichterröhre AZ41. Zudem habe ich das Skalenseil für den Vortrieb des Zeigers ersetzen müssen. Ich vermute, dass dieses Radio, nachdem die AZ41 defekt war, irgendwo auf dem trockenen Speicher gelandet ist und dort einige Jahrzehnte verbracht hat. Irgend jemand fand die Rückwand zum Abstreichen beim Malern nützlich. Gottseidank hat sie überlebt. Die Vorsteck-Skala hat zwar schon den Kopenhagener Wellenplan, jedoch sind alles nur Meterangaben, auch bei Mittelwelle keine kHz.
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Hallo an alle, ich habe das Gerät mir nochmal vorgenommen. Auf Kurzwelle hat man ja noch viele Sender. Der NF Teil hat ein Problem, dass mich bei der systematischen Suche nach der Ursache überfordert. Vielleicht kann mir jemand helfen.
Es geht um folgendes. Bei der Lautstärke steigt im ersten Drittel der hörbare Brumm stark an, nimmt ab und verschwindet fast bei voll aufgedrehtem Lautstärkesteller. Die Lautstärke selbst passt.
Anbei Ausschnitte aus den Service unterlagen, die mir holländisch vorliegen.
Moin, Könnte sein, dass der Kondensator C36 Kriechstrom hat, so dass sich die Gittervorspannung der Röhre ändert, wenn sie nur durch hochohmigen Gitterwiderstand (10M -22M) erzeugt wird, was ja oft der Fall ist. Hatte ich auch schon. Vielleicht auch mal ne andere Röhre probieren.
Habe die Treiberröhre getauscht, die Kondensatoren C35-38 gemessen. Da die parallel wirksamen Widerstände groß sind, brauchte ich sie nicht auslöten. Alle haben höhere gemessene Kapazität als Soll. Hohe Spannungen liegen ja nicht an, Leckströme sind für mich nicht nachweisbar.
Eine Komplettsanierung ist bei dem Radio sinnlos, dann müssten nahezu alle Kondensatoren und viele Widerstände raus, der originale Notradio-Nachkriegscharakter wäre dahin.
Habe jedoch den entscheidenden Schaltungszweig, welcher die Brummkompensation bestimmt, noch nicht gefunden und nicht verstanden.
Zitieren:Eine Komplettsanierung ist bei dem Radio sinnlos, dann müssten nahezu alle Kondensatoren und viele Widerstände raus, der originale Notradio-Nachkriegscharakter wäre dahin
Das ist genau das Problem. Ein Kompromiss besteht für mich darin, die betreffenden Kondensatoren drin zu lassen, nur einseitig abzukneifen und den neuen Kondensator darunter "zu verstecken". Auf jeden Fall würde ich das so machen bei dem Gitterkondensator der Endröhre, denn wenn man den nicht stillegt, riskiert man die Endröhre bzw. den Übertrager, weil sich Fehler in den Kondensatoren manchmal erst bei deren Erwärmung bemerkbar machen. Auch den 2,2nF Entstör-Kondensator parallel zur sekundär-Wicklung des Netztrafos wird man wohl besser ersetzen. In gleicher Weise würde ein Kurzschluß von C42 den Übertrager killen, da er nach Masse geht.
Die "Entbrummung" eines ähnlichen frühen Nachkriegs-Phillips-Gerätes hat mich auch mal an der Nase herumgeführt: Nachdem einer der erneuerten Kondensatoren fälschlicherweise auf Masse gelegt wurde, war deutliches Brummen der Endröhre die Folge. Man hat ja eine "Halbautomatische" Gittervorspannungserzeugung der Endröhre, der gesamte Gerätestrom fließt von der Mittelanzapfung der Anodenwicklung des Netztrafos über über einen Widerstand (mit 100µ-Siebkondensator), an dem die negative Vorspannung abgenommen wird.
Die Schaltung vom BD309A habe ich mal übersichtlicher nachgezeichnet: Nach: https://nvhrbiblio.nl/schema/Philips_BD390A.pdf Ich deute die Schaltung so: Da ist erstmal der Lade-Kondensator CL, über ihn erhält man die Anodenspannung der Endröhre UBa, die ist mit einer 100Hz Brummspannung überlagert ("nach oben geklappte" Halbwellen[*1]) Dann der übliche Siebkondensator CS. Der ist hier aber nicht auf Masse gelegt, sondern an den negativen Pol des 100µF- Kondensators für die negative Vorspannung UV.
Das bedeutet, dass an dem negativen Anschluß von CS die Halbwellen der hier auftretenden Brummspannung nach "unten geklappt" sind, an seinem positivem Pol liegt über den Siebwiderstand die Spannung von CL mit den "nach oben geklappten" Halbwellen.
Man müsste mit dem Oszilloskop mal messen, was für eine Brummspannung am Schirmgitter am Ende dann rauskommt, denn die ist wegen der Steuerwirkung des Schirmgitters recht wichtig. - Denkbar wäre auch, dass man über den Spannungsteiler Vorwiderstand Endröhre - Innenwiderstand der Treiberstufe eine bestimmte "Brummausgleichsspannung" auf das Steuergitter der Endröhre gegeben hat. Das könnte man testen, indem man mit einem Kondensator (1 µF) den Punkt zwischen den 560kOhm- Widerständen nach Masse hin brückt.
"Nebenbei" konnte man dann auch noch für CL und CS die üblichen Becher-Elkos mit gemeinsamen Masseanschluß verwenden.
*1 genaugenommen natürlich deren bereits gesiebte Reste
Moin Jens und vielen Dank! Das Schaltbild ist für das Verständnis sehr hilfreich. Schaue mir alles in Ruhe an, probiere alle Tipps und verfolge den Brumm mal mit dem Oszi. Die Rückführung von der Sekundärwicklung und die Anzapfung vom Ausgangstrafo wird bestimmt auch eine Rolle spielen. Gruß, Jan
Zitieren:Die Rückführung von der Sekundärwicklung und die Anzapfung vom Ausgangstrafo wird bestimmt auch eine Rolle spielen
Das führt dann wieder zum Anfang des Threads. Denn es handelt sich hier vermutlich um eine NF-Gegenkopplung die frequenzabhängig ist und obendrein auch noch mit umgeschaltet wird. Denn das Gerät hat ja ein Lautstärke-Poti mit einem Abgriff für die "gehörrichtige Lautstärke-Einstellung", der in diese Schaltung eingebunden ist.
Wenn das Poti im Bereich des Abgriffs steht, werden die Tiefen angehoben damit ein ausgeglichener Klangeindruck entsteht. Da wäre es durchaus denkbar, dass das Brummen etwa in diesem Bereich stärker auftritt und gar kein Fehler ist, sondern einfach eine Eigenschaft des Gerätes. Wenn das Brummen nicht überaus stark ist, auf Seite 3 steht "leichtes Brummen", und das könnte ja durchaus der Grund sein, weshalb man bei sehr ähnlichen Ausführungen eine Triode benutzt hat.
Bei meinem Gerät beispielsweise war die EAF42 als Triode geschaltet, die Umschaltung als Pentode zur Empfindlichkeits-Steigerung brachte auch hier ein leises Brummen mit sich.
Auch das wäre durch Ablöten des Anschlusses am Poti wohl festzustellen. Möglicherweise verändert es sich aber schon, wenn der Bereichsumschalter umgeschaltet wird.
Nachträge (da fällt einem ja bald nichts mehr ein...): Vielleicht mal den 3,3 nF vom Poti-Schleifer ablöten, wie der Brumm dann ist. In gleicher Weise den Poti-Anschluß "leise" ablöten und testweise statt an die sekundär-Wicklung vom AÜ auf Masse. EAF 42 : Anschluß g3-pin guter Kontakt ? Abschirmung von Fassungsring auf Masse ? Geräte-interne Brummschleife durch den nachträglichen Einbau des UKW-Vorsatzgerätes ? -> Masseführung Ausgangsübertrager (AÜ)-Lautsprecher-Anschluß zur Masse UKW-Tonabnehmer-Eingang, wo ist der Lautsprecher auf Masse gelegt im Gerät? wo das Vorschaltgerät? (Stichwort "Spannungs-Potentiallinien auf dem Chassis" / Netztrafo)
Hallo Jens, das mit der gehörrichtige Lautstärke als Ursache klingt plausibel. Aber die Messung Brumm am Lautsprecher scheint mir zu hoch: Lautstärke zu: 30 mVss Mitte: ca 100 mVss volle Lautstärke ca 30mVss Tests mit durchstimmbarem NF Generator am Eingang durchgeführt. Keine Verzerrungen des reinen Signals (Harmonische).
Bei meinem Philips ist auch die EAF42 als Triode geschaltet.
Ab Schleifer etwa in Höhe des zusätzlichen Angriffs wird das Signal sprunghaft angehoben und steigt dann weiter wie zu erwarten ist.
Brauche wohl noch mehr Zeit, HiFi wird daraus aber nicht werden. :-)
Hallo Jan, Ich habe noch Nachträge an meinen letzten Beitrag angehängt, ein Punkt wäre vielleicht wert, gesondert angesprochen zu werden, auch wenn es hier möglicherweise nicht das Problem ist:
Wenn die Masseführung nicht beachtet wurde beim Einbau des UKW-Vorsatzteiles, kann es zu Brummeinstreungen über das Chassis kommen: Denkbar wäre ein Potentialunterschied der Massepotentiale im Bereich des HF-Teiles und des NF-Teiles. Die Konstrukteure sparten ja gerne Material ein (war ja auch ihre Aufgabe) und legten beispielsweise einen Pol der Heizleitung der Röhren direkt auf das Chassis, sparten dadurch die verdrillte Zuleitung ein, die beim "Bastler" Pflicht ist.
Bei Einbau diese Gerätes z.B. https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...=199&page=1 würde ich Heizung der Röhre, Masse und Anodenspannungs-Versorgung aus dem Bereich der NF-Vorverstärker-Röhre / TA-Eingang entnehmen. Die Heizung der Röhre separat mit verdrillter Zwillingsleitung parallel zur NF-Verstärker-Röhren-Heizung.
Die Masse-Verdrahtung des Gerätes erscheint auf den ersten Blick aber auch etwas merkwürdig: NF-Eingang rückseitig beim Netztrafo, Übertrager in einiger Entfernung frontseitig, die NF-Röhre bildet dann ein Dreieck über das Chassis- Vielleicht liegt hier der Hund begraben und eine sternförmige Verdrahtung mit Zusammenfassung dieser Massepunkte nahe der NF-Röhre würde Verbesserung bringen.
es gibt zweierlei Sorten von Brumm: 50Hz-Einstreuung von Heizkreis oder Netz sowie 100Hz von ungenügender Siebung der Anodenspannung oder Masseschleifen. Somit solltest du mal nachmessen, welche Frequenz der Brumm hat, das geht am zuverlässigesten mit einem Oszi. 50Hz-Brumm hat wegen der heutzutage meistens stark verzerrten Netzspannung auch einen recht hohen Oberwellenantel, während der 100Hz-Brumm praktisch oberwellenfrei ist.
100Hz-Brumm ist bei diesen Geräten eigentlich normal, da der Aufwand für eine wirklich saubere Anodenspannung zu gross gewesen wäre. Bessere Geräte haben daher eine Brummkompensation über eine Anzapfung auf der Primärseite des Ausgangstrafos oder richtig gute Geräte eine Gegentaktendstufe, wo sich der Netzbrumm wegkompensiert, solange die Endstufe im A-Betrieb ist. Somit hilft bei 100Hz-Brumm nur eine bessere Siebung, also eine Siebdrossel und einen zusätzlichen Elko, damit auch die Anodenspannung der Endröhre brummfrei ist. Falls es ein Problem mit einer Masseschleife ist, kann man versuchen, den Masseanschluss der Elkos an einem anderen Ort anzuschliessen, dasselbe gilt für den Masseanschluss des Potis und der Sekundärseite des Ausgangstrafos. Die Elkos sollten auch überprüft werden, da bei Elektrolytverlust die Kapazität absinkt.
Im Fall von 50Hz-Brumm kann es eine kapazitive Einstreuung im Bereich Gitteranschluss der Vorstufe oder beim Lautstärkepoti sein, meistens von einer in der Nähe vorbeiführenden Heizspannungsleitung. In diesem Fall die Heizspannung möglichst weit vom NF-Pfad entfernt verlegen. Eine andere Möglichkeit ist eine Brummschleife. Die Heizspannung sollte nur an einem einzigen Punkt mit Masse (Chassis) verbunden sein und auf keinen Fall soll das Chassis als Rückleiter für den Heizstrom benutzt werden. Hin- und Rückleiter der Heizung jeder Röhre sind miteinander zu verdrillen, um magnetische Kopplungen zu vermeiden. Der Netztrafo kann ebenfalls magnetisch 50Hz-Brumm einstreuen, in diesem Fall hilft nur ein Umplatzieren, was normalerweise nicht in Frage kommt.