hier ein paar Bilder von einem Grundig 97 S. Das S bedeuteut nur, dass es es ein Exportgerät für Schweden (oder Skandinavien) ist. Ansonsten entspricht alles dem Grundig 97.
Viel Küchenddreck, Fett und Staub musste entfernt werden, wozu Wattestäbchen, Zahnbürsten, Glasreiniger und Bremsenreiniger zum Einsatz kam. Das Kunststoffgehäuse wurde mit Autolackreiniger poliert. Leider hat es oben einen Riss. Die Ferrit-Antenne war aus der Halterung gefallen und einige Drähte dieser Antenne waren abgerissen. Der Drehko saß fest und konnte mit Bremsenreiniger, Kriechöl und etwas Wärme von einem Lötkolben wieder beweglich gemacht werden. Mal sehen, was mich noch erwartet.
Bemerkenswert ist, dass im Radio Röhren von Siemens, Valvo, Telefunken und Lorenz eingesetzt sind. Das Radio hatte also schon einige Mal die Werkstatt aufgesucht.
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Was heißt "nur"? Ich hab mal von einer Blondine aus Höör einen großen Grundig geschenkt bekommen, wie Deiner schwedisch beschriftet (vorne & hinten)! - DAS ist doch mal etwas anderes. Dies war aber erst gegen Ende der 50er Jahre üblich. Bei einem "alten" Grundig mit Kabelfernbedienung den ich mal in Stockholm zu einem Fernseher dazu bekam war nichts in schwedisch beschriftet.
SABA hat nur den frühen Telerama mit teilweiser schwedischer Beschriftung geliefert. (Dort wo es um Sicherheitsfunktionen geht) Die Skalen der Rundfunkgeräte sind weiterhin deutsch. Bei einem Philips Starenkasten den ich vor 3 Tagen aus Stockholm mitgebracht hatte, wurde durch Philips einfach die Glasplatten hinter den Knöpfen mit schwedischem Text versehen. Ich glaube LÖWE OPTA (JA SO GESCHRIEBEN!) hat auch mal etwas in schwedisch beschriftet.
Bevor ich es vergesse, muss ich noch zusammenfassen, was ich alles veranstaltet habe:
1. Fehlende Sicherungen eingebaut, die jemand entfernt hatte. 2. Ferritantenne mit Maurerschnur befestigt und die Drähte angelötet. Gummiband ist nicht gut, da brüchig wird. 3. Drehko auf Leichtgängigkeit geprüft und dazu das Skalenseilrad von der Achse entfernt. 3. Das Durchrutschen der Grundig-Drehko-Kupplung mit Klebeband beseitigt (dazu später). 4. Vor dem ersten Einschalten Sieb- und Glättungs-Elko geprüft. Sie waren in Ordnung. 5. Tastensatzkontakte gereinigt mit Elektronikreiniger 6. Flecken auf dem Lautsprecherstoff mit Fleckentferner und Bremsenreiniger durch Tupfen mit Wattstäbchen entfernt. 7. Kunststoffgehäuse mit Autolackreiniger poliert. Anschließend mit Möbelpolitur eingwachst 8. In Serie zum Koppelkondensator des Steuergitters der EL84 einen neuen Kondensator angelötet, wegen der Leckströme. 9. Parallel zum Kathodenwiderstand der EL84 neuen Elko eingebaut. 10. Alle Lager der Rollen für die Skalenseile geschmiert. 11. Links und rechts die Aufkleber auf dem Gehäuse enfernt. Dazu kam Bremsenreiniger und Kriechöl zum Einsatz. Die Aufkleber konnten mit einem Kunststofflineal kratzerfrei abgeschabt werden.
Ansonsten alles nach der üblichen "Wattestäbchen-Pinsel-Zahnbürste-Glasreiniger-Bremsenreinger-Methode" gereinigt. Es kommen noch mehr Bilder.
die 97 - iger Serie von Grundig ist in großen Stückzahlen gebaut worden. Die Kunden haben das kompakte Radio gern als Zweitgerät in Küche, Werkstatt, Esszimmer, usw eingesetzt. Das Radio war recht preiswert und stand zum Teil in direkter Konkurren zu den Philetta-Modellen von Philips. Wobei aus meiner Sicht auf KW nicht die Empfangsleistung der Philettas erreicht wurde.
Grundig hat auch viel für den internationalen Markt gebaut, hauptsächlich auch für die USA. Dort wurden die Grundiggeräte auch unter der Marke Majestic angeboten.
Das ist die für Grundig typische Kupplung, welche die Skalenseilmechanik zwischen UKW und den AM-Bändern umschaltet. Schaltet mal auf UKW, wird nur der Drehko für UKW verstellt. Schaltet man auf ein AM-Band um, wird nur der AM-Drehko bewegt und die UKW-Einstellung bleibt erhalten. Das ist schon praktisch. Die Kupplung steht im nachfolgenden Bild auf UKW:
Der Kupplungsteil für die AM-Bänder hat deshalb im Bild einen Spalt. Leider rutschte die Kupplung bei AM ab und zu durch, weil der schwarze Kunststoff, der an Schaumstoff erinnert, auf dem Messingteil verschlissen war, so dass die kleinen Noppen auf dem grauen Teil nicht mehr greifen konnten. Am Drehko lag es nicht, denn der ging leichtgängig. Als habe ich ein Schnipsel graues Textilklebeband mit der Pinzette auf den schwarzen Kunststoff geklebt. Dadurch greift die Kupplung wieder. Anpressen braucht man das Klebeband nicht selbst, denn das geschieht von selbst, wenn ein AM-Band gewählt wird.
Und so sieht das Textilklebeband aus:
Ich weiß nicht, wie es auf Deutsch heißt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass mit diesem Kleband halb Schweden repariert wird. Auf jeden Fall ist es sehr stabil.
Vorerst habe ich nur zwei Bauteile eingebaut. Ein Kondensator in Serie zum Koppelkondensator für das Steuergitter der EL84 und ein Elko parallel zum Elko zwischen der Kathode der EL84 und der Masse:
Die restlichen Bilder sind selbsterklärend. Die Ferritantenne wurde mit Maurerschnur befestigt. Das hält besser als Gummiband, was mit der Zeit brüchig wird.
Mich würden mal die damaligen Verkaufsargumente interessieren, um sich von der Philetta abzuheben. Der Grundig hatte ein magisches Auge und die praktische Bandumschaltung mit der Kupplung zwischen UKW und den AM-Bändern. Dann waren noch solche Spielereien wie eine Tonblende für Musik und Sprache per Tastendruck wählbar. Schließlich wurde für einen Netztrafo investiert, den meine gleichaltrige Philetta jedenfalls nicht hat. Auf dem Skalenglas steht "MADE IN W.GERMANY" in großen Lettern. Technik aus Westdeutschland muss wohl auch ein Verkaufsargument gewesen sein. Das ist auch heute noch so in Schweden, wobei natürlich nicht zwischen west- oder ostdeutschen Produkten unterschieden wird.
Für mich war das eine minimalistische Restaurierung und Reparatur mit der Zielsetzung, dass das Radio auf allen Bändern betriebssicher spielt und recht hübsch aussieht, ohne es jetzt überzurestaurieren zu wollen. So bleibt die Ursprünglichekeit erhalten. Mit dem Riss auf der Oberseite des Gehäuses kann man leben und die eine abgebrochene Ecke am Stationsdrehknopf fällt auch kaum auf. Das Radio ist schließlich 56 Jahre alt.
Welche Papierkondensatoren ich eventuell noch austausche, muss ich an Hand des Schaltbildes entscheiden. Manche Leckströme haben wirklich keinen Einflusss auf die Funktion der Schaltung. Würde zum Beispiel der Abblockkondensator an einem Schirmgitter einen relativ hohen Leckstrom bekommen, dann würde das die Funktion nicht oder fast nicht beinträchtigen. Würde dieser Kondensator im schlimmsten Fall einen Kurzschluss bekommen, würde das Radio nicht mehr spielen oder sehr unempfindlich sein. Der Widerstand am Schirmgitter könnte heiß werden und mit der Zeit hochohmig werden. Ein Brand ist äußerst unwahrscheinlich aber so oder so nie auszuschließen. Deshalb lasse ich ein altes Röhrenradio nie ohne Aufsicht laufen. Bevor ich alle Papierkondensatoren austausche, baue ich lieber ein paar Sicherungen mehr ein, zum Beispiel für die Anodenspannung der EL84. Aber die ist hier schon vorhanden. Bei einem Radio aus den 30er- oder 40er-Jahren sind die Problematik mit den Papierkondensatoren und Elkos natürlich kritischer zu sehen.
in der Grundig-Revue von 1959 wurde das Modell "Musikgerät 97" (Innlandvariante) so beworben:
Großer Komfort bei niedrigem Preis. Mehr Komfort und eine größere Empfangsleistung sind die Merkmale dieses sehr preiswerten Gerätes mit 7 Drucktasten. Es ist für vier Wellenbereiche vorgesehen und nimmt es mit manchem "Großen" auf.
Der Preis damals 198 DM. Im Jahrgang 1959 gab es von Grundig in dieser Geräteklasse noch das Musikgerät 87 und Musikgerät 92. Das Musikgerät ist über mehre Jahre gebaut worden.
Der Empfang aus dem Keller erfolgte am späten Vormittag mit der eingebauten UKW-Antenne und ein paar Metern Draht für die Kurzwelle. Schön, dass das Magische Auge noch brauchbar ist. Ich frage mich ob der leichte Brumm sich noch im Rahmen des Normalen bewegt. Ein Teil des Brumms kann auch vom Netztrafo kommen. Auf jeden Fall läuft das Radio stundenlang am Stück ohne Probleme.
Falls das Brummen nicht vom Trafo kommt, würde ich bei Verzicht auf Originalität den Netzgleichrichter gegen 4 Si.-Dioden tauschen und die Diodenstrecken mit 10 bis 22nF C`s brücken. Die Verbindung zum vorhandenen 50µF-Ladeelko ablöten. Am Plusausgang der Si.- Graetzbrücke einen weiteren 47µF Elko anlöten und dort mit einem zusätzlichen Widerstand zum freien 50µF Ladeelko die Plusschiene schließen. Die Widerstandsgröße zum Erreichen der Sollspannungen müsste ausprobiert werden, evtl. 100 bis 300 Ohm?
das sieht sehr nach dem Pattex Powerband aus. Es wird auch als hitzebeständig und UV-fest beworben, was allerdings Unsinn ist, denn es löst sich draussen in 3 Jahren bis zum Gewebe auf.
Ich habe einen Grundig 2447, bei dem die Kupplung auch nicht mehr sauber die mechanische AM/FM-Umschaltung trennt. Nach deinem Tipp werde ich demnächst auch einmal danach schauen.